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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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vertieft, dass sie Arav die meiste Zeit des Abends ignoriert hatte. »Arav hat keine Ahnung, mit wem er es zu tun hat – Neha spielt mit ihm wie die Katze mit der Maus.«
    Jasons Antwort auf ihre leise geäußerten Worte war Schweigen. Sie maß dem keine Bedeutung bei. Er dachte eben über eine Sache nach, bevor er antwortete, überlegte sie, als sie hinaustraten und gerade den Innenhof überqueren wollten. »Die Temperaturen sind gefallen.« Trotzdem war die Nacht noch recht mild – aber als sie nach oben blickte, sah Mahiya, dass die Sterne hinter dichten, schweren Wolken verborgen waren, die Regen verhießen.
    Als aus diesem Himmel etwas zur Erde fiel, glaubte sie, es müsse ein Vogel sein, so winzig war es. Doch dann wurde es größer und größer und … »Jason!«
    Jason hatte es bereits gesehen, aber er rannte nicht auf die Leiche zu, die gerade in einem Regen aus Blut und Knochen am Boden zerschellt war und die Gäste in der Nähe der Aufschlagstelle bespritzt hatte. Stattdessen stieg er senkrecht in die Luft, um die Person zu jagen, die für dieses Blutbad verantwortlich war.
    Mit trockenem Mund sah Mahiya ihm nach, als er kurz darauf wie ein schwarzer Pfeil in der Nacht verschwand. Dann trat sie zu der Leiche, wobei sie darauf achtete, nicht in eine Blutlache zu treten. Sie blendete alle Geräusche um sich herum aus, das Schreien der Frau, der Blut ins Gesicht gespritzt war, die tieferen Männerstimmen, die in Panik geraten herumschrien, und den Windstoß, als noch andere Engel abflogen, um die Verfolgung aufzunehmen. Sie musste schwer schlucken, als sie sich auf die Identität der Leiche konzentrierte.
    Der eckige Ring mit dem seltenen blauen Turmalin, die braun marmorierten Flügel …
    Eine Sekunde lang konnte ihr Hirn nicht richtig begreifen, was sie vor sich sah, und dann feuerten alle Synapsen gleichzeitig; Zusammenhänge wurden hergestellt, und Mahiya erkannte, dass dieser Engel ohne Kopf und wahrscheinlich ohne innere Organe … Arav war.
    Jason war schnell, im Senkrechtstarten war er ein Ass, aber als er die schwere Schicht wassergetränkter Wolken durchbrochen hatte, war seine Beute verschwunden. Aufgrund des kurzen Zeitraums und seiner eigenen Geschwindigkeit ging Jason davon aus, dass der Mörder nur außer Sichtweite geflogen war und sich dann steil in die Tiefe gestürzt hatte, um in ein Versteck zu schlüpfen.
    Er hielt das Ohr in den Wind und versuchte, an der Stelle wieder anzuknüpfen, an der er beim Lauschen unterbrochen worden war. Für Jason war das eine Spur, der er folgen konnte, wie es Gerüche für einen geborenen Jäger waren. In den Bergen direkt hinter der Festung endete die flüchtige Spur abrupt. Jason wusste, dass seine Beute genug Zeit gehabt hatte, sich auf einer flacheren Flugbahn zurückzuziehen, während er selbst oberhalb der Wolkenschicht gewesen war. Trotzdem stieg er ab und begann, den felsigen Untergrund abzusuchen. Es gab keine offenkundigen Anzeichen dafür, dass hier jemand gelandet war, nichts als Dunkelheit – schimmerndes Blaugrün fing sich in einem Silberstrahl, ehe der Mond wieder hinter einer Wolke verschwand.
    Er ließ die Feder in seine Tasche gleiten, um sie sich später anzusehen, dann flog er zu Mahiya zurück, zuversichtlich, dass sie auch an diesem neuerlichen Schock nicht zerbrochen war.
    Und das war sie nicht.
    Stattdessen hatte sie eine der hochrangigen Wachen dazu gebracht, den blutbespritzten Bereich abzusperren, wobei der Wachmann selbst gewiss glaubte, das sei ganz allein seine Idee gewesen. »Braves Mädchen«, murmelt er und rechnete schon fast mit ihrer hochgezogenen Augenbraue.
    Als sie daraufhin den Kopf schüttelte, hatte er den Eindruck, dass gerade vielleicht eine Art Gespräch stattgefunden hatte.
    Er prägte sich den Augenblick ein, damit er später darüber nachdenken konnte, und schickte zwei Wachen los, damit sie leistungsstarke tragbare Laternen oder Fackeln herbeischafften. Währenddessen betrachtete er die blutigen Überreste von Aravs Körper und überdachte die größeren Zusammenhänge. Den Mord an Shabnam hätte man noch einem cleveren Trittbrettfahrer zuschreiben können, der Eris’ Tod als Deckmantel benutzt hatte. Aber den an Arav?
    Es hätte schon ein ziemlich großer Zufall sein müssen, wenn ein zweiter Jäger nur darauf gewartet hätte, die Umstände für sich zu nutzen. Zwischen den Opfern musste eine Verbindung bestehen, die er noch nicht sah. Wenn man außerdem berücksichtigte, wie entschlossen Arav gewesen

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