Gildenhaus Thendara - 7
hatte, denn schon wieder flimmerten Bilder vor ihren Augen. Sie sah sich von Camilla wegreiten, sah das traurige Gesicht der Älteren…Wann würden sie sich wiedersehen, wenn überhaupt? Das war Unsinn, sie würde Camilla nicht verlassen, nicht jetzt. Noch für eine lange Zeit nicht, hoffte sie, obwohl sie sich immer noch nicht klar darüber war, wie sie ihrer Verbindung Dauer geben könnte.
Heute morgen während ihres langen Liebesspiels hatte Camilla für einen Augenblick innegehalten und sie mit herzzerreißender Intensität angesehen. „Margali, ich möchte einen Eid mit dir schwören, du weißt das?” Und Magda hatte gelacht und sie geküßt und insgeheim gedacht: Nein. Dazu bin ich nicht bereit. Zumindest noch nicht. Eine innere Stimme hatte sie davor gewarnt, etwas Unüberlegtes zu sagen.
Ganz die Terranerin. Behalte ständig die Kontrolle, laß nicht zu, daß irgend etwas einfach geschieht…
„Ich glaube, wir sind alle zu müde, um noch weiterzumachen”, sagte Mutter Lauria. „Auch haben wir getan, was wir konnten, bevor wir die Sache beim Haustreffen zur Sprache bringen. Das wird in vier Tagen sein. Ihr könnt dann kommen und zu uns sprechen, Cholayna, diese Frauen von Angesicht zu Angesicht kennenlernen und sie nach ihrer eigenen Meinung fragen” Sie stand mit Schwung auf, obwohl die Linien der Müdigkeit im Gesicht der alten Frau deutlich sichtbar waren. „Cholayna, wollt Ihr zum Essen bleiben? Es wäre vielleicht ganz gut, wenn unsere Frauen sich an Euch als unsere Freundin gewöhnten”
„Ich bliebe gern, aber wir sollten nichts überstürzen”, meinte Cholayna, „bis sie wissen, wer ich bin und warum ich hier bin. Wenn Ihr mich bei eurem Haustreffen vorstellt, geben wir ihnen die Chance, selbst zu entscheiden, ob sie mit mir Freundschaft schließen wollen…”
„Ihr habt recht”, nickte Mutter Lauria. „Dann erwarte ich Euch am Abend des Haustreffens. Werdet Ihr vorher hier bei uns mit uns essen?” „Ja, sehr gern”, antwortete Cholayna. Magda hatte den Eindruck, daß sie ein bißchen Angst hatte.
„Vergiß nicht, Mutter Lauria, daß Cholayna kein Fleisch ißt und auch sonst nichts, was einmal Leben gehabt hat”
„Das wird keine Schwierigkeiten machen”, sagte Mutter Lauria, und Cholayna lächelte erleichtert. Sie trat auf den Flur hinaus, um ihren Mantel zu holen, einen dicken Pelz. Ihre Uniform eignete sich besser für die geheizten Räume des Hauptquartiers.
Janetta hatte Hallendienst. Mutter Lauria stellte sie der Terranerin vor, und Janettas Gesicht strahlte auf - sie war, wie Magda sich erinnerte, zur Ausbildung vorgeschlagen worden, und offensichtlich hatte Mutter Lauria bereits mit ihr darüber gesprochen.
„Janetta wird Euch auf dem Rückweg durch die Stadt begleiten”, sagte Mutter Lauria. „Nein, wirklich, Cholayna, es wird spät, und wenn Ihr Euch verlauft - es gibt Viertel, wo kein Terraner sicher ist, und andere, wo eine Frau in Schwierigkeiten kommen kann, und Ihr seid beides. Ich bin überzeugt, daß Ihr, ebenso wie Margali, fähig seid, Euch zu verteidigen, aber es wäre einfacher, wenn es gar nicht erst soweit kommen würde. Margali hat Euch sicher erzählt, daß es
nach einem der ersten Gesetze der Entsagenden besser ist, eine solche Situation zu vermeiden, als sie unbeschadet zu überstehen.”
„Es wäre mir eine Ehre”, erklärte Janetta mit ruhiger Förmlichkeit. Für einen Augenblick legte sie die Hand auf ihr Messer. „Nichts wird ihr zustoßen, solange sie in meiner Obhut ist, Mutter!”
„Aber das ist lächerlich!” wehrte Cholayna lachend ab. „Meint Ihr wirklich, ich brauche eine bewaffnete Eskorte?” Nein, sie hatte es nicht gesagt. Schon wieder nahm Magda wahr, daß Cholayna diese Worte dachte, sich dann bewußt wurde, daß sie unhöflich waren und ein Angebot zurückwiesen, das Janetta sehr ernstnahm. Laut sagte Cholayna nur: „Ich danke Euch, Janetta, es ist sehr freundlich von Euch, mich zu begleiten, und von Euch, Lauria, es vorzuschlagen” Einen Augenblick lang standen die beiden Frauen sich gegenüber und sahen sich an, und plötzlich lachte Lauria und umarmte die Terranerin.
„Alle Amazonen sind Schwestern, und die Göttin gebe es, daß ich Euch eines Tages in Wahrheit als eine von uns begrüßen kann. Bis dahin seid Ihr uns als Verwandte willkommen, Cholayna” Cholayna erwiderte die Umarmung und antwortete aufrichtig: „Das wünsche ich mir auch” Magda sah ihnen zu und hatte das Gefühl, Zeugin eines sehr wichtigen
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