Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
die du dir in den Kopf setzt, durchgehen lassen muß” „Peter… ah, Götter, verstehst du nicht, was Ehre, was Pflicht ist? Kannst du an niemanden außer dir selbst denken?”
„Und an wen, zum Teufel, denkst du? Bestimmt nicht an mich oder dein Kind. Wenn du mich überzeugen willst, daß du bei klarem Verstand bist, stell diese verdammten Satteltaschen hin und versuche, halbwegs logisch zu sein!” verlangte er.
„Es ist meine Schuld, daß unsere Ehe gescheitert ist”, erklärte sie ruhig. „Ich glaube, du hättest gern di catenas geheiratet, und obwohl du wußtest, mein Eid verbot es mir, dachtest du, wenn du mich genug liebtest, würde ich mich ändern”
Du und dieser verdammte Eid! Einen Augenblick lang meinte sie, er habe es laut ausgesprochen. Wenn er in dieser Stimmung war, ließ sich nicht mit ihm reden. Was konnte sie tun, damit er seine Drohung nicht ausführte? Sein Geist stand weit offen für sie, sie spürte seine Wut, seine Enttäuschung, sogar Trauer um die Liebe, die gestorben war. Es half ihr nichts, wenn sie sich den Weg aus dem Zimmer erkämpfte. In dem Augenblick, wo sie draußen war, würde er das Interkom benutzen und den Wachen am Tor einreden, seine schwangere Frau habe den Verstand verloren, wolle in den sich nahenden Sturm hinauslaufen, und man müsse sie mit Gewalt zurückhalten. Meine Frau. Sie ist schwanger, sie ist verrückt, ich muß sie zu ihrem eigenen Besten einsperren… Wann waren die gleichen Gedanken schon einmal auf sie eingedrungen? Ein Bild von Jalak, von ihrer in der Schwangerschaf t monströs angeschwollenen Mutter… nein,
es war nicht möglich, daß sie sich an ihre Mutter oder an Jalak erinnerte, sie war damals erst ein Kind gewesen, ohne Laran…oder hatte es nur zu sehr geschmerzt, sich zu erinnern?
„In Wirklichkeit”, schleuderte sie ihm entgegen und wußte vor Qual kaum noch, was sie sagte, „würdest du mich am liebsten in Ketten legen…damit ich nichts unternehmen kann, was du nicht willst…
„O Gott, Jaelle, ich will dich nicht kränken, aber du hörst mir ja nicht einmal zu!” schrie er. „Wenn ich mich an die Medizinische Abteilung wenden muß, um dich einsperren zu lassen, dann werde ich es tun…” Und sie sah in seinem Geist ein Bild von sich selbst… Was er sich vorstellte, war nichts anderes als eine ruhigere Jaelle, vielleicht unter dem Einfluß eines Medikaments, aber sie sah sich in Ketten. Ein Bild in ihres Vaters Geist, die junge Jaelle mit ihren knospenden Brüsten, alt genug, um wie eine Frau Ketten angelegt zu bekommen, kupferne Fesseln, die ihre Hände banden… Als sie auf dem Scaravel-Paß verwundet worden war, hatte Magda ihre Hände festgebunden, damit sie sich den Verband nicht abriß. Bis zu diesem Augenblick hatte sie nie wieder daran gedacht. Sie hörte sich schreien, und Magda hatte sie schnell wieder befreit. Die ganze Nacht saß Magda bei mir und hielt meine Hände, weil ich so Angst davor hatte, in Ketten gelegt zu werden…
„Faß mich nicht an”, zischte sie und wich vor ihm zurück. „Wenn du es wagst…”
Er packte ihre Hände - und Jaelle explodierte. Sie reagierte rein instinktiv. Camilla hatte sie sowohl im bewaffneten als auch im unbewaffneten Kampf ausgebildet, sie darauf trainiert, was sie zu tun hatte, wenn ein Mann gegen ihren Willen Hand an sie legte. Sie hatte vergessen, daß dies Peter war, sie hatte alles vergessen. Sie wehrte sich gegen ihn, wie sie sich gegen die Männer gewehrt hätte, die am Morgen nach dem Tag, an dem sie zur Frau geworden war, gekommen wären, um sie in Ketten zu legen. Sie spürte ihre Handkanten, jetzt weich geworden, weil sie in den letzten Jahren wenig gekämpft hatte, etwas treffen, sie spürte Peters Angst, den Schmerz, der ihn durchfuhr…
Und Stille. Stille… Sie blickte auf Peter nieder. Er lag auf dem Fußboden, und seine Gedanken waren verstummt, sie waren nirgendwo, nirgendwo… Sie nahm nichts mehr von seiner Anwesenheit im Raum wahr.
Jetzt wußte sie, gegen was sie sich in all diesen Jahren abgeschirmt hatte. Damals in Shainsa war ihr Laran erwacht, sie hatte begonnen, mit ihrem Geist hinauszulangen. Und dann, in jener furchtbaren Nacht, als ihre Mutter in der Wüste ihren Bruder Valentin gebar, hatte sie diese Fähigkeit blockiert… Es war zuviel gewesen, zuviel Schmerz und Entsetzen… Die Arme ihrer Mutter umschlangen sie, der Schmerz ihrer Mutter füllte sie bis zum Rand, erstickte sie. Sie konnte nicht mehr atmen. Jaelle, Jaelle, das war es wert, du

Weitere Kostenlose Bücher