Gildenhaus Thendara - 7
Große Haus von Armida lag. Das bedeutete auf der ganzen Strecke ein leicht zu bewältigendes Terrain, und Magda hatte gehört, ein guter Reiter auf einem schnellen Pferd könne sie, wenn es unbedingt sein müsse, in einem einzigen Tag schaffen. Das würde allerdings ein sehr langer Tag werden und ein sehr harter Ritt, der das beste Pferd bis an den Rand der Erschöpfung trieb. Die Mannschaft, mit der sie zur Brandbekämpfung ausgerückt war, hatte natürlich aus guten, mittelmäßigen und schlechten Reitern bestanden und war von Lastwagen und Packtieren mit Ausrüstungsgegenständen und Vorräten begleitet gewesen. Sie hatten beinahe zwei Tage gebraucht, und ihr Ziel war längst nicht so weit entfernt wie Armida gewesen. Auch hatten sie Seitenwege benutzt, von denen manche nicht viel besser als Trampelpfade waren.
Alessandro Li war auch an der Brandstätte gewesen, obwohl er und seine Begleiter erst eintrafen, als die meiste Arbeit getan war. Vielleicht war ihm die damals zurückgelegte Route vertrauter als die Nordstraße. Jaelle, die von Berufs wegen Reisen organisiert hatte, kannte buchstäblich jeden Weg in den Bergen, aber welchen sie genommen hatte und von welchem sie glaubte, daß Li ihn genommen habe, war reine Vermutung. Zum ersten Mal, seit sie aus dem Amazonenhaus geflohen war, legte sich Magda die Frage vor, ob sie tollkühn und unbesonnen gewesen sei. Jaelle in den Bergen zu suchen, wenn Jaelle in verzweifelter Stimmung war und der Fährte eines Mannes folgte, der die Gegend nicht kannte, war eine doppelte Dummheit. Als Terranerin hätte sie einen Hubschrauber für die Suche nach Botschafter Li anfordern und zumindest feststellen lassen können, daß er sich nicht in Gefahr befand. Aber die Wolkendecke und der Regen würden verhindern, daß man vom Hubschrauber aus viel sah, und wenn sich der heftige Sturm, den sie in den Knochen fühlte, tatsächlich erhob, mochte er einen Hubschrauber aus dem Himmel blasen.
Und was die Suche nach Jaelle betraf - vielleicht hätte sie in die ComynBurg gehen und jemanden wie Lady Rohana bitten sollen, sie mit einem Sternenstein aufzuspüren… Und dann fragte Magda sich, ob sie den Verstand verloren habe. Wie Jaelle, die alles verabscheute, was mit MatrixTechnologie zusammenhing, auf ein solches Verfahren reagieren würde, konnte sie sich nur zu gut vorstellen.
Trotzdem habe ich töricht gehandelt. Jaelle war in Gefahr, das wußte sie. Sie spürte es wie den nahenden Sturm in den Knochen. Aber ihr bei diesem Wetter allein nachzurasen, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, welchen Weg sie genommen hatte, war nicht die klügste Entscheidung. Zumindest hätte sie die wetterkundige Camilla, eine geschickte Fährtensucherin und Bergführerin, bitten sollen, sie zu begleiten. Camilla liebt uns beide…und Jaelle ist für sie wie eine Tochter. Doch auf den Gedanken war sie überhaupt nicht gekommen.
Warum bin ich allein losgestürzt? Wie sie sich auch den Kopf zerbrach, Magda fand als Erklärung nur die zwingende Antwort: Weil ich muß, weil es keine andere ehrenhafte Möglichkeit gab.
Sie hatte das Gildenhaus verlassen, ohne zu Abend zu essen. Jetzt nahm sie eine Handvoll Trockenobst aus der Manteltasche, steckte immer ein Stück in den Mund und kaute darauf, während sie ihr Pferd langsam dahintrotten ließ. Bald mußte sie sich für einen der Wege in die Berge entscheiden. Sie konnte der guten Straße folgen, der Großen Nordstraße, die an Hali vorbei bis in die Hellers hineinführte und bei Aldaran endete. Aber wenn sie das tat, vergab sie vielleicht die Chance, Jaelle schnell einzuholen. Jaelle wurde sich durch nichts davon abbringen lassen, Alessandro Li weiter zu folgen, aber wenigstens konnte sie dann mit ihr reiten und ihr helfen, den Mann zu finden, bevor ihn seine Unkenntnis der darkovanischen Straßen und des darkovanischen Wetters umbrachte.
Das dumme Mädchen, derartig kopflos davonzustürzen… Hätte sie, Magda, ebenso viel für einen Vorgesetzten getan? Ja! Sie hatte kaum weniger voreilig gehandelt, als sie in der Tracht einer Freien Amazone in die Berge ritt, um Peter Haldane zu retten, obwohl sie so gut wie nichts über die Amazonen wußte. Und diese offenkundige Verrücktheit hatte sie hierhergebracht. Sie war jetzt eine echte Amazone und hatte den Eid der Entsagenden geleistet. Das war eine Wahnsinnstat gewesen und doch die richtige Entscheidung auf dem Weg zu ihrer Bestimmung. Wünschte sie, es ungeschehen zu ma
chen? Nein, denn es hatte Peter das Leben
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