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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Ich will schnell jemanden rufen, der weiß, was zu tun ist…
Byrna ächzte: „Ich muß etwas festhalten… “, faßte nach Magdas Händen und zog daran. Ihr Gesicht rötete sich von der Anstrengung. Magda versuchte, der aufsteigenden Panik Herr zu werden.
„O-o-oh”, stöhnte Byrna, nicht vor Schmerz, sondern vor Anstrengung. Magda konnte sie beinahe in ihrem eigenen Körper spü
ren, und es war eine merkwürdig zufriedenstellende Empfindung - zum Teufel, was geschah da mit ihr? Oder besser, was geschah mit Byrna? Byrna umklammerte ihre Hände und stieß einen langgezogenen, heiseren Schrei aus. „Es kommt!” schrie sie, „ich spüre es, es kommt, es kommt jetzt.. .” Wieder rang sie nach Luft und überließ sich dem unausweichlichen Geschehen. Magda versuchte, ihr ihre Hände zu entwinden.
„Laß mich gehen, damit ich Hilfe holen kann, Byrna…”
„Nein, nein, verlaß mich nicht.. ” Diese geröchelten Worte gingen in einen langen Schrei über. Magda war es nicht möglich, sich zu befreien. Vielleicht hörte jemand Byrna, aber sie konnte sich nicht losmachen, ohne ihr weh zu tun.
Oh, Camilla, warum kommst du nicht zurück…!
Die Tür flog auf, und Keitha stand im Zimmer. Sie erklärte knapp: „Ich habe sie gehört, und ich habe genug Kindern auf die Welt geholfen, um zu wissen, was ein solcher Schrei bedeutet. Komm, laß mich ..” Sie zog Schal und Hemd zurück. „Stelle dich hinter sie, Margali, richte sie auf - ja, so ist es richtig” Magda gehorchte benommen, ohne zu wissen, was vor sich ging. Byrna saß halb aufrecht, die Beine gespreizt, und Magda hielt sie um die Taille gefaßt. Byrna wölbte den Körper, streckte sich, heulte laut auf, als Keitha ihre Knie in die Höhe zog. Keitha sagte schnell: „Keine Zeit, irgendwen zu rufen, keine Zeit zu warten - ich komme schon zurecht” Wieder stöhnte und schrie Byrna, und ihr Körper zuckte von der Mühsal. Sie redete vor sich hin, aber Magda konnte die Worte nicht verstehen. Keitha kniete vor ihr, und aus dem Augenwinkel sah Magda etwas, das blutig, glatt und naß war. Byrnas rauhes Ächzen und gellendes Schreien war dazu angetan, einem das Blut in den Adern gerinnen zu lassen. Keitha murmelte etwas Beruhigendes, hob den zappelnden Körper des Kindes behutsam hoch und hielt es mit dem Kopf nach unten. Ein schwaches, maunzendes Jammern war zu hören. Dann brüllte das Neugeborene seine Entrüstung darüber hinaus, daß es sein warmes Nest hatte verlassen müssen. Es war ein Junge. Magda sah die an das Körperchen gefalteten winzigen Genitalien. Byrna ließ sich gegen sie sinken und streckte die Arme aus.
„Laß mich ihn halten”, flüsterte sie. „Oh, Keitha, gib ihn mir!’
Keitha lächelte. „Er ist schön” Sie legte das nackte Kind auf Byrnas Bauch. Es zappelte auf ihre Brust zu, und Byrna half ihm vorsichtig. Plötzlich war Magda zum Weinen zumute, sie wußte nicht recht, warum. Ich wollte kein Kind, dachte sie, ebenso wenig wie Byrna eins wollte. Und doch ist sie jetzt glücklich mit ihm. Er ist so schön! Sie betrachtete das Kind entzückt. Ich hätte Peters Kind haben können, und ich wäre dann ebenso glücklich gewesen. Sie schluchzte auf.
„Margali”, sagte Keitha, „geh und ruf Mutter Millea. Ich würde selbst gehen, aber ich kann mit der Nachgeburt fertig werden, und du nicht.” Magda hatte die Tür noch nicht erreicht, als Camilla eintrat. Mit ihr kam, vermummt in Mantel und Kapuze, Marisela, die sie ansah und sich lachend aus ihren Hüllen schälte.
„Also hast du mich um das Geburtsgeschenk betrogen, Keitha? Macht nichts, ich habe heute nacht Zwillingen auf die Welt geholfen, beides Steißgeburten. Ich fürchtete, die Mutter werde sich zu Tode bluten, aber sie ist wohlauf, die Kinder auch, und es sind beides Söhne. Der Vater…” - sie verzog das Gesicht - „… drängte mir das doppelte Honorar auf. Deshalb bin ich froh, daß der schwere Teil hier schon vorbei ist” Schnell trat sie an das Becken neben dem Feuer und wusch sich die Hände. Dann sagte sie: „Laßt mal sehen. Das hast du gut gemacht, Keitha. Sie ist nicht gerissen, obwohl es so schnell kam? Nun, sehr groß ist er nicht. Hier, kleiner Mann.” Sie nahm das Baby und untersuchte es mit ihren erfahrenen Händen, drehte es um, überprüfte die Nabelschnur, die knubbeligen kleinen Zehen und Finger, steckte ihm einen Finger in den Mund, um festzustellen, ob er daran saugte, inspizierte rasch Nase, Ohren und den rosigen Specknacken. „Was bist du für ein

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