Gildenhaus Thendara - 7
verlagern -stell dich einmal so hin” Mit behutsamer Hand schob sie Keitha in eine andere Position und sah Magda mit einem momentanen Gefühl der Kameradschaft an. „Du bist so groß, daß ich meine, du wirst sehr hoch tragen, stimmt’s?”
„Ich weiß es nicht”, antwortete Magda. „Ich bin nie schwanger gewesen” „Nie? Nun, wenn du es einmal bist, wirst du auch feststellen, daß sich dein Gleichgewicht verlagert. Keitha, wenn du dein Gewicht mehr nach vorn verlegst - sieh dir an, wie Margali steht -, wird es dir leichter fallen, es auszubalancieren” Sie ging, und Magda fragte: „Doria, willst du es mit mir versuchen? Ich möchte den anderen zeigen…”
Doria stellte sich ihr gegenüber in der vorschriftsmäßigen Haltung auf. Rafaella streckte den Arm aus und gab ihr einen groben Schubs. „Nicht so, dummes Ding”, schimpfte sie. „Was bist du schwer von Begriff, Doria!”
Magda holte scharf Atem und sagte vorsichtig: „Rafaella, ich glaube, für Doria wäre es besser, wenn du nicht dauernd in ihrer Nähe ständest und sie korrigiertest. Sie macht ihre Sache doch gut genug”
„Sie ist meine Tochter”, flammte Rafaella auf, „und es ist nicht genug, wenn sie ihre Sache gut genug macht! Das ist schön und gut für Außenseiter…” - ein verächtlicher Blick streifte Keitha -„… die man nie gelehrt hat, an sich selbst zu glauben, und die hier erst lernen müssen, was jedes Mädchen wissen sollte, bevor es zehn Jahre alt ist! Doria dagegen ist unter uns aufgewachsen, und es gibt keine Entschuldigung für sie, wenn sie sich dumm und ungeschickt anstellt!”
Doria kämpfte wieder einmal mit den Tränen, und Magda biß sich auf die Unterlippe. In ihrem Wunsch, ihre Töchter solle sich auszeichnen, brachte Rafaella das Mädchen ständig an den Rand der Hysterie. „Rafaella, verzeih mir, aber du hast mich selbst aufgefordert, Doria zu unterrichten, und deshalb ist es meine Aufgabe, ihr zu sagen, ob sie es gut macht oder nicht…”
„Es ist deine Aufgabe, den Mund zu halten!” fuhr Rafaella sie an. „Du unwissende Gebirglerin, es steht nicht einmal fest, daß du nach dem, was du getan hast, bei uns bleiben darfst!”
Magda mußte gegen Zwillingsimpulse ankämpfen. Sie wollte sich auf dem Absatz umdrehen und den Waffensaal verlassen, und sie wollte Rafaella eine kräftigere Ohrfeige geben, als sie je in ihrem Leben einen Schlag ausgeteilt hatte. Wieder wurde sie wie bei dem Kampf vor der Tür von diesem fürchterlichen Zorn überflutet. Ihr Verstand allerdings sagte ihr, wenn sie Rafaella jetzt schlug, so wie sie es an der Akademie des Nachrichtendienstes auf Alpha gelernt hatte, würde sie die Frau mit bloßen Händen töten. Bebend, die Hände zu Fäusten geballt, trat sie ein kleines Stück von den anderen zurück.
Camilla sagte friedlich: „Rafaella, ein Mädchen in Dorias Alter lernt besser von einer Fremden als von der eigenen Mutter…”
Rafaella legte den Arm um Dorias Schultern und murmelte: „Herzchen, ich möchte doch nur hier in unserm Gildenhaus stolz auf dich sein, das ist alles. Es ist nur zu deinem Besten…” Doria brach in Tränen aus und klammerte sich an sie.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und Mutter Lauria sah in den Waffensaal. Angesichts dieser Szene weiteten sich ihre Augen: Doria schluchzte in Rafaellas Armen, Magda stand mit dem Rücken zu allen, die anderen starrten. Aber sie sagte nur: „Ist Margali hier? Auf dich wartet ein Besucher im Fremdenzimmer. Es tut mir leid, daß ich dich aus dem Unterricht wegrufen muß…”
„Oh, sie hat es nicht mehr nötig, von uns etwas zu lernen”, sagte Rafaella. Mutter Lauria überhörte den Sarkasmus.
Sie winkte Magda an die Tür. „Es ist ein Terraner, und er hat nach dir unter dem Namen gefragt, den du hier trägst”
Magda wurde die Kehle eng. Wer konnte es anders sein als Peter? Und warum war er gekommen? War Jaelle etwas zugestoßen? „Wie ist sein Name? Was wünscht er?”
Lauria antwortete angewidert: „Ich kann mich an seinen barbarischen Namen nicht erinnern. Du brauchst nicht mit ihm zu sprechen, wenn du es nicht willst. Ich kann ihn von den Mädchen wegschicken lassen.” „Nein, besser höre ich mir an, was er möchte. Ich danke dir, Mutter” Magda war der Gildenmutter dankbar, daß sie selbst gekommen war, um ihr die Botschaft zu überbringen. Üblich war es durchaus nicht. „Gern geschehen” Mutter Lauria entfernte sich. Magda wurde sich mit einem Mal ihres heißen, geröteten Gesichts, ihrer
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