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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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beschimpfen, dachte Magda, wäre es nicht so schlimm. Alles wäre besser als dieses endlose, vorwurfsvolle Schweigen, diese betonte Höflichkeit.
„Wenn du wirklich wieder dazu fähig bist, Margali”, sagte Rafaella, „willst du dann mit Doria und Keitha arbeiten? Ich finde, sie brauchen mehr Übung im Fallen”
Magda nickte. Der große Raum, den sie den Waffensaal nannten, war erfüllt von dem weißen Licht des Schnees draußen, denn der größtmöglichen Helligkeit wegen waren die Fenstervorhänge ganz zurückgezogen. Auf dem Fußboden waren Matten ausgebreitet, und ein Dutzend Frauen machten die Übungen des Streckens und Beugens, mit denen sie sich auf den Unterricht im unbewaffneten Kampf vorbereiteten. Rafaella war die Lehrerin.
Magda dachte an ihren dritten Tag im Haus, als sie bei Rafaella ihre erste Stunde gehabt hatte. Nach mehreren Tagen des Ringens mit so ungewohnten Aufgaben wie Brotbacken, Melken und Stallausmisten war es eine große Erleichterung gewesen, an etwas zu geraten, das sie beherrschte. Sie war an der Akademie des Nachrichtendienstes auf Alpha gründlich im unbewaffneten Kampf ausgebildet worden und brannte darauf, Rafaella zu zeigen, daß sie keine völlige Idiotin sei.
Magda war - damals - bereit gewesen, Rafaella gernzuhaben,
wußte sie doch, daß die schlanke dunkle Frau Jaelles Partnerin in ihrem Reiseorganisationsgeschäft war. Außerdem hatte sie an ihrem ersten Abend im Haus Rafaella zur Harfe singen gehört. Magdas Mutter war eine beachtliche Musikerin gewesen, die erste Terranerin, die viele der darkovanischen Volkslieder aufgeschrieben und die historischen Verbindungen zwischen darkovanischer und terranischer Musik untersucht hatte. Magda selbst war keine Musikerin - sie hatte ein gutes Gehör, aber keine Singstimme -, doch sie bewunderte dieses Talent bei anderen. Sie war bereit gewesen, Rafaella nicht nur gernzuhaben, sondern zu bewundern.
Allein Rafaella war vom ersten Augenblick an pausenlos unfreundlich zu ihr gewesen, und als bei dieser Unterrichtsstunde klar zu Tage trat, daß Rafaella sie für ebenso ungeschickt hielt wie die Hausfrau Keitha, hatte Magda ihr ganzes Wissen an terranischem Judo und alphanischem vaidokan heraufbeschworen. Sie legte Rafaella zweimal auf den Rücken, und Rafaella unterbrach den Unterricht und sah sie stirnrunzelnd an. „Wo, in Zandrus Höllen, hast du das alles gelernt?”
Zu spät erkannte Magda, was sie angerichtet hatte. Sie hatte es auf einem Planeten gelernt, der eine halbe Galaxie von hier entfernt lag, und von einer terranisch-arkturianischen Frau, die sowohl sie als auch Peter in der Selbstverteidigung ausgebildet hatte. Das durfte sie nicht sagen, denn sie hatte es Mutter Lauria versprochen.
„Ich habe es gelernt - als ich noch ganz jung war”, antwortete sie. „Weit von hier”
„Ja, ich erinnere mich, du bist in den Hellers nahe Caer Donn geboren”, sagte Rafaella. „Hat das denn dein Vater erlaubt?”
„Damals war er schon tot”, erklärte Magda der Wahrheit gemäß, „und es war kein anderer da, der das Recht gehabt hätte, Einspruch zu erheben” Rafaella betrachtete säe skeptisch. „Ich kann mir keinen anderen Mann als einen Ehemann vorstellen, der eine Frau solche Dinge lehrt” Wieder blieb Magda bei der Wahrheit: „Mein Freipartner hatte nichts dagegen” Ungerufen drängte sich Magda eine Erinnerung an die erste Zeit ihrer Ehe auf, als sie und Peter gemeinsam an Techniken des unbewaffneten Kampfes gearbeitet hatten. Das zwischen ihnen immer stärker werdende Konkurrenzdenken hatte dem ein Ende bereitet.
Rafaella betrachtete sie finster. „Wie dem auch sei”, sagte sie, „es steht fest, daß ich dich nichts mehr lehren kann. Im Gegenteil, du hast uns alle viel zu lehren. Ich hoffe, du wirst mir und auch allen anderen ein paar von diesen Haltegriffen beibringen. Wie ich vermute, ist es ein Stil aus den Bergen.” Und so war Magda zur Hilfslehrerin im unbewaffneten Kampf geworden. Der Unterricht wurde ihr nicht so leicht, wie sie es sich vorgestellt hatte; sie hatte die Techniken gelernt, um sie anzuwenden, nicht, um sie weiterzugeben. So hatte sie beträchtliche Zeit darauf verwenden müssen, erst einmal für sich allein festzustellen, wie sie das machte. Aber das hatte ihr etwas von der Selbstachtung gegeben, die sie so dringend brauchte, und es war ihr sogar ein bißchen gelungen, Rafaella in ihrer Unfreundlichkeit zu entwaffnen. Bis zu dem Tag, wo sie für das Haus gekämpft und ihnen allen Schande gemacht

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