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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Zeit”, antwortete Rohana, „hatten sie die Wahl. Es waren andere Erbinnen für Aillard da. Seitdem hat es Todesfälle gegeben. Auch der Tod läßt einer Frau keine Wahl, und er ist ein strengerer Zwingherr als die Comyn. Die Notwendigkeit holt sich keinen Rat bei der Annehmlichkeit, Jaelle”
Und die toten Frauen, dachte Jaelle, waren Rohanas Verwandte gewesen.
    Blut, das sich auf dem Sand ausbreitet, dunkle Schatten am Wasserloch, Schmerz der ihr die Stirn sprengt … Es gelang ihr, das Bild wieder aus ihrem Bewußtsein zu verdrängen. Rohana beobachtete sie scharf, sagte jedoch nichts, und Jaelle war ihr dankbar dafür. Sie fürchtete, Rohana sehe ihr mitten ins Herz, sehe ihr erwachendes Laran, fasse nach ihr, um sie aus ihrem Zufluchtsort bei den Entsagenden zu holen… Kein Zufluchtsort. Ich habe mich auch von ihnen losgesagt. Wohin schickt die Pflicht mich? Die Pflicht gegenüber wem? Den Comyn, den Terranern, meinen Arbeitgebern, Peter, meinem Freipartner, meinen Schwestern im Gildenhaus? Es gibt kein Entrinnen vor sich widersprechenden Eiden… ebensowenig wie vor Geburt und Tod…
Sie sagte: „Kindra hat mir ständig eingeprägt, nichts sei unvermeidlich außer dem Tod und dem Schnee des nächsten Winters. Es muß auch dafür eine andere Lösung geben!”
„Ach, Jaelle” Rohana beugte sich vor und streichelte gütig das weiche Haar der Jüngeren. „So einfach ist das Leben nicht. Ich verlange ja nicht, daß du dich auf der Stelle entscheidest. Ich habe dich nicht hergebeten, um dich in die Enge zu treiben. Geh und denk darüber nach, Liebling. Frage Peter, was er meint - sie ist ebenfalls seine Tochter, und was auch die Entsagenden behaupten mögen, er hat Rechte an seinem Kind. Laß dir Zeit. Selbst wenn das Kind geboren ist, bitte ich dich nur darum, daß du nicht zu viele Türen zu früh schließt. Laß auch ihr die Wahl. Deine Mutter wagte und verlor ihr Leben, weil du nicht in Ketten aufwachsen, sondern dich frei entscheiden solltest. Vermutlich hat mich das schwach gegen dich gemacht, so daß ich nicht darauf bestand, dich nach den für eine Comyn-Tochter geltenden Regeln aufzuziehen. Melora ist nicht gefragt worden, ich bin nicht gefragt worden…”
Jaelle sah Rohana scharf an, doch dann kam ihr zu Bewußtsein, daß Rohana nicht von sich gesprochen hatte. Laut gesagt hatte sie nur: Melora ist nicht gefragt worden. Sie wiederholte es: „Melora ist nicht gefragt worden, und sie starb, um dir die Freiheit zu geben. Deshalb würde ich dir niemals etwas aufzwingen. Du hast viele Jahre der Freiheit gehabt; ist es jetzt nicht Zeit, etwas zu tun, das nicht für dich selbst ist?”
Vielleicht hat sie recht, vielleicht hat sie recht… vielleicht schulde ich denen etwas, die vor mir da waren, denen, die nach mir kommen werden…Rafaella versuchte, für Doria zu entscheiden, und es funktionierte nicht, Doria mußte weggeschickt werden…
    Sie neigte den Kopf. „Ja, ich will darüber nachdenken. Aber du hast doch sicher nicht den ganzen weiten Weg von Ardais nach hier gemacht, nur um mit mir über die Bestimmung meiner Tochter zu reden . .”
Rohana stürzte sich so eifrig darauf, daß Jaelle erkannte, auch sie hatte ihr Streit betrübt. „Natürlich nicht nur deswegen”, erklärte sie, „sondern um Gabriel zu begraben und dabei zu sein, wenn Kyril als Herrscher der Domäne bestätigt wird… Es wird eine Sondersitzung des Rates einberufen werden. Die Hasturs reisen bereits von Carcosa an, und Prinz Aran ist mit seiner Frau und seiner Tochter auch schon unterwegs. Die Nachricht ist in allen Domänen verbreitet worden - aber das ist vermutlich für dich nicht im geringsten von Interesse, Kind. Geh zu Bett; du wirst den Schlaf brauchen. Ich werde Auftrag geben, dir ein leichtes Abendessen zu bringen, und du kannst dich ausschlafen und morgen früh nach Hause gehen oder hierbleiben und noch einmal mit mir sprechen, ganz wie du möchtest. Ich schicke dir genauere Einzelheiten zu, wenn die Ratssitzung anberaumt ist, und du solltest wirklich versuchen, für deine Tochter daran teilzunehmen und mit den anderen Mitgliedern der Domäne zusammenzutreffen. Du weißt doch, Kind, daß du noch andere Familienmitglieder hast als mich und Kyril; du solltest sie kennenlernen!”
„Ich sehne mich ebenso wenig danach, sie kennenzulernen, wie sie sich in der ganzen langen Zeit seit Mutters Tod gesehnt haben, mich kennenzulernen”, sagte Jaelle, aber sie sagte es sanft. Wie schon immer, widerstrebte es ihr, Rohanas

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