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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gefühle zu verletzen.
In der ihr und Peter zur Verfügung gestellten Gäste-Suite war es ruhig und leer. Jaelle aß etwas von der Suppe und dem gebratenen Vogel, die Rohana ihr hatte bringen lassen. Peter, so vermutete sie, würde wohl mit der terranischen Gruppe in den weit entfernten Räumen dinieren, in die man sie geschickt hatte. Beinahe wünschte sie, dabei zu sein. Aber sie kannte die Gänge der Comyn-Burg nicht gut genug, daß sie es hätte wagen können, sich allein auf den Weg zu machen. In einem weichen Sessel sitzend, träumte sie vor sich hin. Wie schön war es, vertraute Gegenstände um sich zu haben! Nein, nicht vertraut - sie hatte nie in einer so luxuriösen Umgebung gelebt. Soweit sie sich zurückerinnern konnte, hatte sie immer nur die ordentliche, gemütliche, aber absolut nicht luxuriöse Einrichtung des Gildenhauses gekannt. Und dabei hätte sie die ganze Zeit
so wie hier leben können, wenn sie bei den Comyn geblieben wäre, statt sich an ihren Amazonen-Eid gebunden zu fühlen. Warum kamen ihr gerade jetzt solche Gedanken? Nach einer Weile schlief sie ein. Sie wachte davon auf, daß Peter hereinkam. Es war sehr spät.
„Tut mir leid, daß ich dich geweckt habe, Schatz”, sagte er. „Ich wäre früher zurückgekommen, ich wollte dich bestimmt nicht hier allein lassen, aber ich sagte mir, du seist bei Lady Rohana, und sie werde sich um dich kümmern. Ich fühlte mich verpflichtet, für unsere Gruppe zu sorgen” „Das mußtest du natürlich tun”, erwiderte Jaelle herzlich. Sein Pflichtgefühl war eine der Eigenschaften, die sie an ihm liebte. Bedeutete das, daß sie selbst keins besaß? Sie scheute vor dieser Frage zurück. „Hast du zu essen bekommen? Rohana hat mir alle möglichen leckeren Speisen geschickt, und ich habe sie kaum angerührt. Da auf dem Seitentisch findest du Kuchen und kaltes Geflügel und Wein…” „Ich habe mit den anderen nur einen kleinen Imbiß zu mir genommen”, antwortete er. „Sie wissen gutes Essen nicht zu schätzen, Monty ausgenommen. Sandro Li - wie nennst du ihn, Aleki? - wollte nicht einmal probieren. Er sagte, er mißtraue natürlichem Essen, es sei nicht so ungefährlich und so nahrhaft wie die Gerichte, bei denen Vitamine und Mineralgehalt wissenschaftlich berechnet sind. Das erweckt in mir den Wunsch, wieder draußen im Feld zu sein” Er nahm sich ein Geflügelbein mit der einen Hand und ein Stück Nußgebäck mit der anderen und kam zu ihr, hungrig den Knochen abnagend. „Immer, wenn ich an einen Ort wie diesen komme, geht mir auf, wie… wie fremdartig die Terranische Zone in Wirklichkeit ist. Armes Mädchen, du hast dort nicht mehr ein noch aus gewußt, stimmt’s? Vielleicht können wir, wenn die Angelegenheit mit diesem Carr geregelt ist, für ein paar Wochen verreisen, ins Hinterland, in die Berge - nach Dalereuth vielleicht, ich habe die Meeresküste immer geliebt, und du bist überhaupt noch nicht dort gewesen, nicht wahr? Wir lassen alles hinter uns und reiten durch die Berge - nur wir beide, und dann finden wir wieder zueinander. He, he.. ” Er beugte sich über sie und ließ in seiner tölpelhaften Hast, sie in die Arme zu nehmen, das Geflügelbein fallen. „Du weinst ja, Jaelle - ich bin gemein gewesen, ich weiß, habe mich ganz auffressen lassen von Sorgen über den Dienst und die Beförderung und lau
ter solchen Unsinn und habe nie daran gedacht, was wirklich wichtig ist! Es muß so etwas wie heute passieren, um einen zu erinnern, daß es im Leben auch noch andere Dinge gibt. Entschuldige, daß ich vorhin so eklig zu dir war. Es geschähe mir recht, wenn du mich für all das hassen wurdest, aber ich weiß nicht, was ich ohne dich anfangen sollte, Jaelle, ich liebe dich so sehr… Ich brauche dich…”
Schluchzend begrub sie ihr Gesicht an seinem Hals. Warum hatten sie sich so weit voneinander entfernt? Und er wußte noch gar nichts von Dom Gabriels Tod, von den Forderungen, die Rohana an sie stellte, von ihrem Kind…
„Hör zu, Peter”, verlangte sie ernsthaft, nahm sein Gesicht in beide Hände und zog es zu sich herunter, „du weißt doch, daß Rohana meine Verwandte ist. Sie hatte mir vieles mitzuteilen, so vieles, daß ich nicht alles allein entscheiden kann” Sie erzählte es ihm, ihre Worte überstürzten sich, und wie sie gehofft hatte, achtete er wenig darauf, was Rohana darüber gesagt hatte, daß ihr Kind Erbin der Aillard-Domäne sei.
„Wichtig, ganz allein wichtig ist unser Baby, Jaelle” Er drückte sie an

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