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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mußte sofort gehen, bevor man sie festhalten konnte. Er würde vor dem nächsten Morgen nicht entdeckt werden, wenn irgendwem auffiel, daß er sich nicht zum Dienst gemeldet hatte. Die Terraner waren ja alle von dem Gedanken an Uhren und Pünktlichkeit besessen, vor allem an die Pünktlichkeit bei der Arbeit. Vielleicht nahm man aber auch einfach an, er habe einen Tag Urlaub genommen und sei bei seiner schwangeren Frau geblieben, und wenn er nicht in der Cafeteria auftauchte, ließ sich das leicht damit erklären, daß die beiden in ihrer Wohnung eine private Mahlzeit einnahmen.
Entschlossen schulterte sie ihre Satteltaschen. Sie konnte das HQ verlassen; die Wachposten hatten keine Instruktion, sie aufzuhalten. Also würde die Raumpolizei sie durchlassen. Und dann ins Gilden
haus, um ihr Pferd zu holen. Vielleicht Magda - nein, Magda war noch in ihrem Hausjahr. Ich darf Margali nicht in Versuchung bringen, ihren Eid zu brechen, so wie ich meinen gebrochen habe.
Danach das Stadttor und die Straße nach Armida, Galopp, damit sie Aleki einholte, bevor der Sturm losbrach. Sie verbannte jeden Gedanken an die Länge des Weges. Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem einzigen Schritt. Und der erste Schritt führte sie in den Korridor. Sie zögerte, lauschte mit ihrem Geist nach einem Zeichen von Peters Anwesenheit, irgendeinem Zeichen, daß er vielleicht noch lebte…Nein, nichts. Sie mußte gehen, sofort.
Sie mußte ihr Pferd und Lebensmittel aus dem Gildenhaus holen. Aber Magda durfte sie nicht mit hineinziehen.
Sie schloß die Wohnungstür und knallte in ihrem Geist eine andere Tür hinter der Erinnerung an Peter, ihre Liebe und ihr Versagen zu. Nun hatte es mit Mord geendet. Aber sie konnte immer noch eines tun. Wenn sie Aleki das Leben rettete, gab sie den Terranern ein Leben für ein Leben. Auf leisen Sohlen verließ sie das Gebäude, überquerte den großen Platz, zeigte dem Raumpolizisten am Tor zum letzten Mal ihre Identifikationsplakette. Sie lief durch dunkel werdende Straßen und einzelne Böen, und die Wetterkenntnis eines ganzen Lebens sagte ihr, daß sie es, wenn sie sich beeilte, noch vor dem Sturm schaffen würde.

5. Kapitel
    Der Regen begann zu fallen. Er war vermischt mit Schneematsch, aber wärmer als der Regen in den meisten Nächten. Schließlich war es erst einen Tag nach Mittsommer, dachte Magda, und es war noch nicht dunkel, obwohl die Sonne sich bereits hinter den brodelnden Wolken im Westen versteckte. Sie zog sich die Kapuze ihres dicken Reitmantels über den Kopf. Der versteifte Rand sorgte dafür, daß ihr das Wasser nic ht in die Augen lief. Ihr Pferd warf den Kopf von einer Seite zur anderen, gegen diesen Ritt im Regen protestierend. Offenbar machte es sich Sorgen, daß es die Nacht nicht in dem warmen Gildenhaus-Stall verbringen werde, aber Magda trieb es weiter in den Regen hinein.
    Zwei Stunden nördlich der Stadt hielt sie an und überlegte. Es führte eine Vielzahl von Wegen in die Kilghardberge, und vielleicht - vielleicht auch nicht - hatte Jaelle die guten Karten gesehen, die nach Luftaufnahmen angefertigt worden waren. Wer nach Armida reiste, nahm meistens die Große Nordstraße bis Hali, wandte sich dann im Süden der zerstörten Stadt nach Westen und folgte dem Ufer des Sees auf der Straße nach Neskaya bis Edelweiß. Von da ging es nach Südosten auf den Einschnitt in den Bergen zu, wo das Große Haus von Armida lag. Das bedeutete auf der ganzen Strecke ein leicht zu bewältigendes Terrain, und Magda hatte gehört, ein guter Reiter auf einem schnellen Pferd könne sie, wenn es unbedingt sein müsse, in einem einzigen Tag schaffen. Das würde allerdings ein sehr langer Tag werden und ein sehr harter Ritt, der das beste Pferd bis an den Rand der Erschöpfung trieb. Die Mannschaft, mit der sie zur Brandbekämpfung ausgerückt war, hatte natürlich aus guten, mittelmäßigen und schlechten Reitern bestanden und war von Lastwagen und Packtieren mit Ausrüstungsgegenständen und Vorräten begleitet gewesen. Sie hatten beinahe zwei Tage gebraucht, und ihr Ziel war längst nicht so weit entfernt wie Armida gewesen. Auch hatten sie Seitenwege benutzt, von denen manche nicht viel besser als Trampelpfade waren.
Alessandro Li war auch an der Brandstätte gewesen, obwohl er und seine Begleiter erst eintrafen, als die meiste Arbeit getan war. Vielleicht war ihm die damals zurückgelegte Route vertrauter als die Nordstraße. Jaelle, die von Berufs wegen Reisen organisiert hatte,

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