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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Augenblick, wo sie draußen war, würde er das Interkom benutzen und den Wachen am Tor einreden, seine schwangere Frau habe den Verstand verloren, wolle in den sich nahenden Sturm hinauslaufen, und man müsse sie mit Gewalt zurückhalten. Meine Frau. Sie ist schwanger, sie ist verrückt, ich muß sie zu ihrem eigenen Besten einsperren… Wann waren die gleichen Gedanken schon einmal auf sie eingedrungen? Ein Bild von Jalak, von ihrer in der Schwangerschaf t monströs angeschwollenen Mutter… nein,
es war nicht möglich, daß sie sich an ihre Mutter oder an Jalak erinnerte, sie war damals erst ein Kind gewesen, ohne Laran…oder hatte es nur zu sehr geschmerzt, sich zu erinnern?
„In Wirklichkeit”, schleuderte sie ihm entgegen und wußte vor Qual kaum noch, was sie sagte, „würdest du mich am liebsten in Ketten legen…damit ich nichts unternehmen kann, was du nicht willst…
„O Gott, Jaelle, ich will dich nicht kränken, aber du hörst mir ja nicht einmal zu!” schrie er. „Wenn ich mich an die Medizinische Abteilung wenden muß, um dich einsperren zu lassen, dann werde ich es tun…” Und sie sah in seinem Geist ein Bild von sich selbst… Was er sich vorstellte, war nichts anderes als eine ruhigere Jaelle, vielleicht unter dem Einfluß eines Medikaments, aber sie sah sich in Ketten. Ein Bild in ihres Vaters Geist, die junge Jaelle mit ihren knospenden Brüsten, alt genug, um wie eine Frau Ketten angelegt zu bekommen, kupferne Fesseln, die ihre Hände banden… Als sie auf dem Scaravel-Paß verwundet worden war, hatte Magda ihre Hände festgebunden, damit sie sich den Verband nicht abriß. Bis zu diesem Augenblick hatte sie nie wieder daran gedacht. Sie hörte sich schreien, und Magda hatte sie schnell wieder befreit. Die ganze Nacht saß Magda bei mir und hielt meine Hände, weil ich so Angst davor hatte, in Ketten gelegt zu werden…
„Faß mich nicht an”, zischte sie und wich vor ihm zurück. „Wenn du es wagst…”
Er packte ihre Hände - und Jaelle explodierte. Sie reagierte rein instinktiv. Camilla hatte sie sowohl im bewaffneten als auch im unbewaffneten Kampf ausgebildet, sie darauf trainiert, was sie zu tun hatte, wenn ein Mann gegen ihren Willen Hand an sie legte. Sie hatte vergessen, daß dies Peter war, sie hatte alles vergessen. Sie wehrte sich gegen ihn, wie sie sich gegen die Männer gewehrt hätte, die am Morgen nach dem Tag, an dem sie zur Frau geworden war, gekommen wären, um sie in Ketten zu legen. Sie spürte ihre Handkanten, jetzt weich geworden, weil sie in den letzten Jahren wenig gekämpft hatte, etwas treffen, sie spürte Peters Angst, den Schmerz, der ihn durchfuhr…
Und Stille. Stille… Sie blickte auf Peter nieder. Er lag auf dem Fußboden, und seine Gedanken waren verstummt, sie waren nirgendwo, nirgendwo… Sie nahm nichts mehr von seiner Anwesenheit im Raum wahr.
Jetzt wußte sie, gegen was sie sich in all diesen Jahren abgeschirmt hatte. Damals in Shainsa war ihr Laran erwacht, sie hatte begonnen, mit ihrem Geist hinauszulangen. Und dann, in jener furchtbaren Nacht, als ihre Mutter in der Wüste ihren Bruder Valentin gebar, hatte sie diese Fähigkeit blockiert… Es war zuviel gewesen, zuviel Schmerz und Entsetzen… Die Arme ihrer Mutter umschlangen sie, der Schmerz ihrer Mutter füllte sie bis zum Rand, erstickte sie. Sie konnte nicht mehr atmen. Jaelle, Jaelle, das war es wert, du bist frei, frei… Oh, Jaelle, komm und küß mich… Und eine Flut von Schmerz und Schwäche und dann nichts mehr. Nichts. Nichts. Ihre Mutter war nirgendwo auf der Welt, war ein lebloser Körper, der ausgeblutet im Sand lag. Blut färbte den Sand rot, wie die aufgehende Sonne die Felsen färbte…
Und auch hier war nichts, war Leere, wo vorher Peters Geist gewesen war. Er lag vor ihr - leblos? Leblos? Also hatte sie ihn getötet? Sie konnte nicht sehen, ob er atmete, beugte sich nieder, zog ihre Hand entsetzt zurück. Sie mußte einen Arzt rufen…
Und alle werden sagen, ich hätte ihn ermordet.
Die eisige Kälte des Schocks überflutete sie. Es gab nichts mehr, was sie für Peter tun konnte, und falls sie den Rest ihrer Schwangerschaft nicht in der Medizinischen Abteilung verbringen wollte, ihrer eigenen Sicherheit und der Sicherheit ihres Kindes wegen eingesperrt - möglich, daß sie nicht einmal eine Mörderin hart behandelten, wenn sie schwanger war, aber sie würden bestimmt nicht auf ihre Erklärung hören, daß es nichts als ein Unfall gewesen war.
Sie mußte gehen. Sie

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