Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Katzengeschlecht. Ihr grauste. Die Tiere griffen einen Menschen selten ohne Not an, aber wenn man sie durch Zufall störte, wurden sie böse. Auch lebten in diesen Bergen immer noch Überreste der wilden Hominiden, denen die ersten Forscher den Namen Katzenmenschen gegeben hatten. Sie waren intelligent, wahrscheinlich protomenschlich und sehr gefährlich. Magda wußte von keinem Terraner, der jemals einem begegnet war, Kadarin ausgenommen, der sich allein an die unheimlichsten Orte wagte. Aber seine Berichte hatten vollauf genügt, ihr einen gesunden Respekt für diese Kreaturen einzuflößen. Von allen nichtmenschlichen Rassen auf Darkover stellten nur die Katzenwesen eine echte Bedrohung für den homo sapiens dar. Zwar hatte sie gehört, in den Kilghardbergen lebten keine mehr, aber erst vor vier oder fünf Jahren hatte ein Nest von ihnen mit den Einwohnern dort Krieg geführt. Bis in die Handelsstadt war die Nachricht vorgedrungen, es seien viele von ihnen getötet worden. Trotzdem mochte es umherirrende Überlebende geben, von größerem Haß als je zuvor gegen die Menschen erfüllt, die sie fast vollständig ausgelöscht hatten. Strenggenommen hätten die Terraner einschreiten müssen, um einen Völkermord zu verhindern, wenn sie protomenschlich sind. Der Mensch ist der schlimmste Feind protomenschlicher Kulturen. Wie kommt mir jetzt ausgerechnet das in den Sinn? Aus den fernen Bergen schallte von neuem der Katzenschrei herüber und beantwortete ihre Frage. Nun, sie besaß ein Messer und war in seinem Gebrauch ausgebildet, und sie hatte den Amazonen-Eid geschworen, daß sie sich selbst verteidigen und niemals einen Mann bitten werde, sie zu beschützen. Mit den katzenähnlichen Raubtieren würde sie
notfalls fertig, und wenn sie ihnen nichts tat, taten sie ihr wahrscheinlich auch nichts. Und da erst wenigen Menschen und noch nie einem Terraner ein Katzenwesen begegnet war, warum sollte sie sich einbilden, sie werde die erste sein?
Mittlerweile war es vollständig dunkel geworden. Magdas Pferd mußte sich den Weg Schritt für Schritt suchen, und der Weg wurde jede Minute steiler und schlammiger. Der Regen drosch hernieder, als habe jemand da oben vergessen, einen himmlischen Wasserhahn zuzudrehen.
Wie lange würde sie so weiterreiten können? Ihr Pferd, Lady Rohanas Geschenk, war gut, aber Jaelles Pony war eigens für diese steilen Bergpfade gezüchtet und daran gewöhnt. Magda hatte keine Ahnung, was Li ritt - ein weiterer Beweis, daß es verrückt von ihr gewesen war, loszustürmen, ohne weitere Erkundigungen einzuziehen. Aber sie hatte wirklich keine andere Wahl gehabt.
Jaelle und ich sind durch einen Eid miteinander verbunden. Es steht ein Leben zwischen uns.
Und sie legte sich langsam zurecht, was das bedeutete, während ihr Pferd einen bedächtigen Schritt nach dem anderen tat.
Jaelle war ihre Eidesmutter und hatte sie zu den Comhii’Letzii gebracht. Das war ein Teil davon. Jaelle war ihre Freundin - sie hatten Seite an Seite gegen Räuber gekämpft, sie waren Schwertgenossen. Doch das Gleiche konnte sie von Camilla sagen, mit der sie das Gildenhaus verteidigt hatte. Außerdem war Camilla ihre Liebhaberin. Also warum war die Verbindung zu Jaelle stärker?
Magda scheute davor zurück. Sie konnte sich mit der Idee noch nicht anfreunden. Aber trotzdem drang die Erkenntnis immer stärker in ihr Bewußtsein ein, daß auch das ein Teil ihrer Verbindung mit Jaelle war, und obwohl sie es damals nicht gesehen hatte erst Camilla hat mir die Augen dafür geöffnet -, war es die ganze Zeit dagewesen.
Und Jaelle, die meinen Mann geheiratet hat, die ihm das Kind schenken wird, das ich ihm verweigert habe… Entschlossen wandte sie sich von diesem Gedanken ab. Was sie bewogen hatte, Jaelle zu folgen, war nicht derartig kompliziert. Sie hatte geschworen, Jaelle zu verteidigen, und Jaelle, die allein, krank und schwanger einem verrückten Impuls gefolgt war, brauchte sie.
Nein. So würde ein Außenseiter denken, aber sie kannte Jaelle besser. Als Jaelle Alessandro Li folgte, war sie geistig ebenso klar gewesen wie sie selbst.
    Li wußte sicher nicht, auf was er sich einließ. Jaelle dagegen wußte es genau und hatte für ihn die Verantwortung übernommen. Sie hatte getan, was sie tun mußte, und Magda, die wiederum ihr folgte, tat es ebenfalls. Magda erreichte die höchste Stelle des steilen Pfades und hielt an. Im Westen war die Wolkendecke aufgerissen. Kränklich-fahles Licht fiel dort ein, und ab und zu tauchte die

Weitere Kostenlose Bücher