Gildenhaus Thendara
Haldane verheiratet.. “
„Ich kenne Haldanes Vergangenheit im Nachrichtendienst”, unterbrach der Mann. „Spezialist für Fremd-Anthropologie, ausgezeichneter Feldagent” Sein Casta war besser als Montrays, obwohl nicht perfekt. Noch einmal verbeugte er sich vor Jaelle. „Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen, domna”
Jaelle versagte es sich für den Augenblick, ihn zu korrigieren. Alessandro Li war ein großer Mann mit eckigem Kinn und stahlgrauen Augen unter vorstehenden Brauen. Sein ganzes Gesicht war beschattet von buschigem schwarzem Haar und wirkte - in Jaelles Augen - lächerlich durch einen geckenhaft gestutzten Schnurrbart.
„Glauben Sie, Sie können ihn so ausstaffieren, daß er inkognito in den Hellers und den Kilghardbergen reisen kann, Mrs. Haldane?” fragte Montray.
Das erste, was ihr in den Sinn kam, war der absurde Gedanke: Nicht mit diesem Schnurrbart!, aber sie schluckte die Bemerkung hinunter. Schließlich war der Mann eben erst angekommen, und von ihren Reisen im Gebirge und in den Domänen wußte sie, daß die kleinen Dinge, die Kleidung und die Kulturmuster und die Körpersprache, so gewaltig variieren, daß man darin keine bestimmte Bedeutung voraussetzen darf. Sie bemerkte jedoch ein amüsiertes Schimmern in Montys Augen und erkannte, daß sein erster Gedanke der gleiche gewesen war wie ihrer. Also musterte sie Alessandro Li eine Weile schweigend. Endlich sagte sie: „Er könnte in den Hellers rund um das MacAran-Land durchkommen. Manche Leute dort sind so dunkel und - knochig. Er müßte das Haar länger tragen und sich entweder glattrasieren oder einen volleren Bart wachsen lassen. Und natürlich müßte er entsprechend gekleidet sein. Aber es ist unmöglich, daß er sich als Einheimischer ausgibt, solange er nicht mehr Übung in der Sprache hat”
„In dem Punkt würde mirr nichts auffallen”, meinte der ältere Montray mit unerwarteter Bescheidenheit. „Sprachen sind nicht meine Stärke. Deshalb fehlt mir Magda so; sie war meine beste Dolmetscherin. Natürlich war es Verschwendung, sie als Dolmetscherin einzusetzen, sie war die beste Undercover-Agentin, die wir je hatten. Aber Sie meinen, letzten Endes könnte er es schaffen?”
Alessandro Li versuchte, ihren Blick einzufangen. Jaelle errötete und schlug die Augen nieder. Er konnte nicht wissen - noch nicht wissen -, daß das nach darkovanischen Begriffen unhöflich war. Monty griff jedoch ein. „Um damit anzufangen, Sandro, hier in den Domänen versucht ein Mann nicht, mit einer fremden Frau Augenkontakt herzustellen, es sei denn, er hält sie für eine Prostituierte, die ihn sich anlachen möchte. Wäre Jaelles Ehemann anwesend, könnte er Sie dafür, wie Sie sie angesehen haben, zum Zweikampf herausfordern. Nennen Sie das Ihre erste Lektion in interkultureller Höflichkeit hier auf Darkover.”
„Ach ja”, sagte der Mann und wandte den Blick ab. „Es war nicht meine Absicht, Sie zu beleidigen, Miss - entschuldigen Sie mestra, ist das richtig?”
„So habe ich es auch nicht aufgefaßt”, antwortete Jaelle ebenso prompt. Aber das gehört zu den Dingen, die ich meine. Piedro könnte ihm natürlich mehr helfen als ich. Und leicht wird es nicht sein. Es wäre einfacher, ihn vorzubereiten” Damit wies sie auf Monty, der lachend sagte: „Ich würde liebend gern im Feld arbeiten. Was aber die Frage betrifft, Sandro hinauszuschicken - nun, ich finde, vernünftiger wäre es-, die eigentliche Feldarbeit von unseren ausgebildeten Leuten tun zu lassen, denjenigen, die niemals als Ter-raner entdeckt werden, weil sie in allem, worauf es ankommt, Darkovaner sind: Haldane, Lorne - Cargill, Kadarin, sogar ich selbst. Dann würden wir Sandro Bericht erstatten, und er könnte danach seine endgültige Entscheidung treffen”
Russell Montray stützte sein Kinn auf die Hände und dachte darüber eine Weile nach. Schließlich sagte er: „Dabei gibt es nur ein Problem. Haldane, Lorne, Kadarin - diejenigen, die einwandfrei als Darkovaner durchkommen, sind praktisch Darkovaner. Ja, sie sind vereidigte Zivildienst-Angestellte, und ich stelle ihre Loyalität nicht in Frage. Aber es ist nur natürlich, daß bei ihnen an erster Stelle kommt, was das Beste für Darkover wäre, und das ist nicht unbedingt das Beste für uns. Nichts für ungut, Jaelle .. ” - er sprach ihren Namen falsch aus, aber wenigstens nannte er sie nicht Mrs. Haldane, und sie merkte, daß er sich bemühte, freundlich zu sein - „… aber
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