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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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denn die Gildenmütter hatten sie für heute von allen Pflichten befreit. Deshalb suchte sie die Bibliothek auf und las eine Weile die Geschichte der Freien Amazonen. Eigentlich, dachte sie, hätte sie sich sorgfältig Notizen machen müssen, damit sie das alles eines Tages im Archiv des terranischen Hauptquartiers speichern konnte. Aber sie hatte im Augenblick keine Lust, darüber nachzudenken. Später am Tag kam Mutter Lauria herein und bat sie, den Hallendienst zu übernehmen, die leichteste Arbeit von allen Pflichten im
Haus. Es bedeutete nichts weiter, als daß sie Blumen und Zweige aus dem Gewächshaus holen und die Dekorationen ersetzen mußte, die zu welken begannen, und dann in der Halle zu bleiben hatte, um die Schwestern herein- oder hinauszulassen oder an die Tür zu gehen, wenn irgendwer mit einem Anliegen kam.
Magda war dabei, einfache Stiche zu lernen, verabscheute das Nähen jedoch immer noch. Sie holte sich einen Kordelgürtel nach unten, an dem sie flocht, setzte sich hin und beschäftigte sich mit den komplizierten Knoten.
Zwei- oder dreimal stand sie auf und ließ jemanden ein. Einmal nahm sie eine Botschaft für Marisela entgegen und übermittelte sie ihr an der Tür des Zimmers, in dem Byrna lag, das Neugeborene neben sich. Magda war im grauen Licht der Halle halb eingeschlafen, als laut und energisch an die Tür gehämmert wurde.
Magda fuhr in die Höhe und zog die schwere Tür auf. Ein großer, stämmiger Mann, teuer gekleidet, stand auf der Schwelle. Er sah Magda finster an und erklärte, den herabsetzenden Modus benutzend: „Ich möchte die Frau sprechen, die in diesem Haus die Leitung hat” Die Form, die er gewählt hatte, machte deutlich, was er meinte: „Hol mir die Vettel her, die die Aufsicht über diesen stinkenden Abfallhaufen hat”
Magda bemerkte zwei Männer hinter ihm, ebenso groß wie er, beide mit Schwert und Dolch bewaffnet. Sie antwortete im höflichen Modus, der ein Vorwurf für seine Grobheit war: „Ich werde fragen, ob eine der Gildenmütter Zeit hat, mit Euch zu sprechen, Messire. Darf ich Euer Anliegen erfahren?”
„Und ob!” polterte der Mann. „Sagt der alten Schlampe, ich bin gekommen, meine Frau zu holen, und ich will sie auf der Stelle haben, ohne langes Geschwätz!”
Magda machte ihm die Tür vor der Nase zu und begab sich schnell in das Sanktuarium der Gildenmutter.
„Wie blaß du bist!” rief Mutter Lauria aus. „Was ist geschehen, Kind?« Magda berichtete. „Ich glaube, es ist Keithas Mann”, schloß sie mit einem Blick auf die große, kupferbeschlagene Tür, das Andenken an den Kampf um eine Frau, die vor Generationen wie Keitha im Gildenhaus Zuflucht gesucht hatte.
Mutter Lauria folgte Magdas Blick.
„Hoffen wir, daß es nicht dazu kommt, mein Kind. Aber laufe in den Waffensaal und sage Rafaella - nein, Rafi ist mit einer Karawane in den Norden unterwegs. Sage Camilla, sie solle sich schnell bewaffnen und herkommen. Ich wünschte, Jaelle wäre hier, aber es ist keine Zeit, nach ihr zu schicken. Und du bewaffnest dich auch, Margali; Jaelle hat mir erzählt, daß du mit Räubern gekämpft hast, als sie auf dem Weg nach Sain Scarp verwundet worden war”
Mit klopfendem Herzen rannte Magda zum Waffensaal hinunter und gürtete sich mit dem langen Messer, das die Amazonen kein Schwert nannten, obwohl Magda da keinen Unterschied sah. Camilla blickte grimmig drein.
„So etwas ist seit zehn Jahren oder länger nicht mehr vorgekommen - daß wir das Haus mit Waffengewalt verteidigen müssen, als lebten wir noch im Zeitalter des Chaos!” Sie sah Magda zweifelnd an. „Und du hast überhaupt keine Erfahrung…”
Das wußte Magda nur zu gut. Seite an Seite hasteten sie die Treppe hinauf, und ihr Herz hämmerte. Mutter Lauria wartete auf sie in der Halle. Von draußen wurde wütend an die Tür gedonnert, und Mutter Lauria öffnete sie wieder.
Der Mann auf der Schwelle warf sich in die Brust. „Bist du die Frau, die hier die Leitung hat?”
Mutter Lauria antwortete ruhig: „Ich bin von meinen Schwestern dazu gewählt worden, in ihrem Namen zu sprechen. Darf ich fragen, mit wem ich die Ehre habe?” Sie sprach mit der extremen Höflichkeit einer Adligen, die sich an einen rohen Bauern wendet.
Der Mann schnauzte: „Ich bin Shann MacShann, und ich will meine Frau, keine dummen Reden. Ihr dreckigen Huren habt sie von mir weggelockt, und ich verlange, daß sie mir auf der Stelle hinausgeschickt wird!” „Wir nehmen keine Frau auf, die nicht aus freiem Willen

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