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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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und Grausamkeit zu sehen, wie es von den so genannten christlichen Eroberern überliefert wurde, deren sinnlose wie auch wahllose Menschenopfer in unzähligen Kriegen um Macht und Besitz sehr viel umfangreicher und grausamer ausfielen.
    Es war nicht die Aussage an sich, die ihn störte. Es war die Haltung des Autors, die ihm ungewöhnlich erschien. Martin Hesse, der Sohn des Großmeisters der Fraternitas Rosae , schien mit etwas zu sympathisieren, das er eben in einem Vortrag über die Saturnlogen gehört hatte. Vielleicht wäre ihm die Stelle gar nicht aufgefallen, wenn nicht ein ehemaliger Großmeister der Fraternitas Saturni einen Ordo Baphometis gegründet und sich anscheinend ausdrücklich für Tier- und Menschenopfer ausgesprochen hätte.
    „Einer meiner Söhne, der nie das tat, was ich von ihm erwartete, und vielleicht gerade deshalb ein erfolgreicher Wissenschaftler wurde“.
    Dr. Hesse stand plötzlich hinter ihm und seufzte gekünstelt über den missratenen Sohn. Sven kam sich ertappt vor, klappte das Buch zu und stellte es zurück an seinen Platz.
    „Tut mir leid, ich wollte nicht schnüffeln". Sven wirkte zerknirscht.
    „Und wenn, dann würde ich es als unvermeidliche Nebenwirkung Deines fürchterlichen Jobs entschuldigen“, Herrmann Hesse schmunzelte aufmuntern, „Du kannst Dir alle Bücher ansehen, und wenn Du mal eines ausleihen willst, bitte bedien Dich. Allerdings unter einer Bedingung“.
    „Und die wäre?“, fragte Sven interessiert.
    „Du darfst meine kleinkarierte Ordnung nicht durcheinanderbringen. Sonst werde ich zur Bestie“. Hermann Hesse schmunzelte immer noch, doch seine Augen blitzten nun wie die eines Raubtieres. Sven musste lachen, und für einen Augenblick vergaß er seine quälenden Gewissensbisse. Er bedankte sich für das Angebot. Die ungewöhnliche Stelle aus dem Buch Martin Hesses hatte er bereits vergessen.

34.
     
    „Es ist Ihnen doch klar, welche archäologische Kostbarkeit wir in Händen halten“, wandte sich Herbert an Herrn Gryphius. „Ganz abgesehen von der immensen Bedeutung für die christlichen Religionen. Wir sollten alles verpacken und nach Tübingen in die Archäologie schaffen“.
    „Alles zu seiner Zeit“. Herr Gryphius ließ keinen Zweifel daran, wer in diesem Haus das Sagen hatte.
    „Sie haben aber mein Wort, dass wir äußerst behutsam mit allen Reliquien umgehen werden, die wir geborgen haben“.
    Herr Gryphius lächelte und wandte sich zum Gehen, nachdem der Fund aus Hirsau in einem Tresor an der Wand des Raumes verschwunden war.
    „Sie haben alles, was sie wollten. Unsere Aufgabe ist damit erfüllt, und wir können alle nach Hause gehen“, bemerkte Christopher kühl. Herr Gryphius war stehen geblieben.
    „Sie täuschen sich. Sie missverstehen unsere Absichten, wenn Sie glauben, dass wir lediglich auf der Suche nach archäologischen Artefakten sind. Ich bitte sie, bis morgen Abend zu bleiben. Sie werden einer Zeremonie beiwohnen, die ihnen die Zusammenhänge einer uralten Geschichte mit der morgigen Nacht, der Nacht des einundzwanzigsten Dezember 2012, offenbart. Es werden sich auf einen Schlag die großen Rätsel der Geschichte lösen. Kann ich Sie nicht doch noch zum Bleiben bewegen?“
    Herr Gryphius hatte sich noch einmal umgewandt. Christopher hatte nicht wirklich eine Wahl. Da sie Klara entführt hatten, waren Gryphius Worte purer Hohn. Inzwischen war ihm klar geworden, dass diese Saturnbrüder Menschen benutzten und ebenso wegwarfen, wenn es ihren Zielen diente.
    Herbert antwortete für sie beide: „Wir bleiben.“
    Herr Gryphius nickte zufrieden.
    „Fahren Sie nach Hause und machen Sie sich frisch. Sie sollten Kleidung und Schuhe wechseln“. Gryphius schaute sie abschätzend an. Herbert trug noch immer Christophers Sachen, die er sich in Calw nach dem Unfall auf der Autobahn ausgeliehen hatte.
    Herr Gryphius schien sehr sicher zu sein, dass sie wiederkämen.
    „Seien sie morgen Abend pünktlich um zwanzig Uhr hier“.
    Er drehte sich um und verließ zusammen mit Silvia den Raum. Herbert und Christopher schauten sich an. Sie hatten nicht damit gerechnet, ohne Weiteres gehen zu dürfen. Etwas irritiert verließen sie das Verbindungshaus, setzten sich in Christophers Audi und fuhren hinunter nach Tübingen, ohne weiter behelligt zu werden.
    Herbert platzte heraus: „Dass die uns so einfach gehen lassen…“.
    Christopher hielt seinen Zeigefinger vor den Mund und Herbert begriff. Es war eine vernünftige Annahme, dass die

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