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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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Saturnbrüder ihre Ohren überall hatten.
    „Fahr mich nach Hause. Ich hole mir was von meinen eigenen Sachen. Danach können wir zu Dir nach Calw fahren“.
    Sie waren Gefangene, wenn auch an einer langen Leine. Weder das Auto noch Herberts Wohnung waren sicher, und bei Christophers Haus in Calw gab es keinen Zweifel über die installierten Wanzen. Sie bewegten sich in einem gut gesicherten Käfig und Klara war ein zusätzliches Pfand. Christopher steuerte den Wagen Richtung Innenstadt. Herbert runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Als sie ins Parkhaus Nonnengasse fuhren, erkannte er den Zweck der Spazierfahrt. Sie gingen schweigend die kurze Strecke zu ihrer Stammkneipe aus alten Tagen, und als sie die schwere Eingangstüre des Hades öffneten, kam ihnen ein Schwall Stimmen gemischt mit ein paar Fetzen Musik aus einer Stereoanlage entgegen.
    Sie setzten sich in eine halbwegs ruhige Ecke, von der sie die Türe im Auge behalten konnten, und bestellten sich zwei große Steinkrüge dunkles Starkbier. Der Alkohol entspannte sie, und sie saßen schweigend nebeneinander, bis die Humpen zur Hälfte geleert waren.
    Das Lokal war gut gefüllt. Vor allem Männer ihres Alters lümmelten an der Bar herum, spielten Skat an einem der runden Tische, oder versuchten mit den wenigen hübschen Frauen zu flirten, die jetzt nicht zu Hause in Panik gerieten, weil sie einen Christbaum schmücken und Geschenke verpacken mussten, und aus diesem Grund ihre Männer fort und in die Kneipen der Stadt schickten.
    Dann brach Christopher das Schweigen.
    „In wenigen Tagen ist Weihnachten. Ich wage noch gar nicht so weit zu denken, denn inzwischen habe ich Angst vor diesem einundzwanzigsten Dezember. Alles, was wir erlebt haben, ist so mysteriös und doch real. Können wir die Fakten noch mal zusammentragen, damit sich ein vernünftiges Bild ergibt?“
    Herbert nickte, umklammerte mit beiden Händen seinen Bierkrug und starrte in die dunkle Flüssigkeit.
    „Es scheint so, als hätte ein Priesterkönig Mittelamerikas um das Jahr Tausend eine Botschaft in unsere Zeit geschickt, auf der er uns mindestens zweifach verschlüsselt das Versteck eines Kultgegenstandes mitteilen wollte. Ein gewisser Adeodatus wurde durch dieses Arcanum , wenn man die Geschichte glaubt, von den Toten zum Leben erweckt, war aber fortan ein Geschöpf der Hölle. Es ist ein Stück des Kreuzes, an dem Jesus starb und bekanntlich ebenfalls wieder ins Leben zurückkehrte. Was verbindet aber Quetzalcoatl mit einem Stück Holz, das er nicht kennen konnte, und einer religiösen Geschichte, die sich lange vor seiner Geburt an einem Ort abspielte, der ihm so unbekannt war, wie die Rückseite des Mondes?“
    Christopher machte eine kurze Pause.
    „Waren er und Jesus vielleicht Mitglieder derselben Geheimgesellschaft?“, ergänzte er mit einem skeptischen Lächeln.
    „Weißt Du, wenn es Menschen gibt, die durch die Zeit reisen können wie wir durch den Raum, dann müssen wir umdenken. Wir sehen keine Verbindung zwischen diesen beiden Männern, weil es unserem Alltagsdenken zuwiderläuft. Gibt es aber einen zeitlosen Raum, den nur ganz besondere Menschen betreten können, dann würden sie sich dort begegnen und ihre Einzigartigkeit erkennen. Es läge nahe, dass sie sich dann in einer Art Geheimbund organisieren würden, oder meinst Du nicht?“
    Christopher schaute Herbert an, der zögernd nickte.
    „Und diese Geheimgesellschaft wäre in der Lage sämtliche Ereignisse und Katastrophen der Zukunft vorherzusehen. Sie würden dieses unglaubliche Wissen aber nicht einsetzen, um in den Lauf der Geschichte einzugreifen, denn das hätte ein komplettes Chaos des Zeitgefüges zur Folge. Was aber, wenn sie den letzten Tag der Menschheit gesehen hätten? Würden sie nicht eine Ausnahme machen und uns warnen? Aber warum mussten sie es so kompliziert anstellen?“, spann Christopher den Gedanken weiter.
    Herbert sah von seinem Bierkrug auf.
    „Vielleicht war die goldene Scheibe eine Möglichkeit, uns ein Zeichen zu senden, ohne größeren Schaden im Lauf der Geschichte anzurichten. Ein Zeichen, das mühelos Raum und Zeit überwand. Gehörte der Missbrauch des Arcanums durch Adeodatus und seinen Herrn aber auch zum Plan?“
    „Warum nicht? Vielleicht wollte Quetzalcoatl durch die Adeodatusgeschichte das Wissen um die Gefahr auffrischen, die vom Holz des Kreuzes ausgeht“, erwiderte Christopher.
    „Oder aber Leo hat versagt, weil er das gefährliche Kreuz nicht in Sicherheit brachte, und

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