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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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alles gleichzeitig. Das ist die Büchse der Pandora, die Summe aller Katastrophen. Es ist die Hölle“.
    Er machte eine kurze Pause.
    „Ich stelle mir gerade vor, dass sich diese Hölle am einundzwanzigsten Dezember öffnet, und der Weltverschlinger der Maya dann etwas sehr Reales werden könnte“.
    „Das ist doch mystisches Zeug“, war Herberts abfälliger Kommentar.
    „Nenn es doch Wurmloch. Einstein hat es vorhergesagt. Die sogenannte Einstein-Rosen-Brücke ist die Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Durch eine gigantische Masse, ein Schwarzes Loch zum Beispiel, krümmt sich die Raumzeit zu einer Kugel oder der Zeitvektor zu einem Kreis, sodass sich Zeiten berühren, zwischen denen Jahrtausende liegen“.
    „Und Du glaubst, dass die Saturnbrüder am Tag X mithilfe der Reliquien irgendeinen Zauber abhalten, um dieses Wurmloch zu öffnen?“, fragte Herbert skeptisch.
    „Saturn, den sie verehren, und Uroboros sind identische Gottheiten. Sie sind die Hüter am Übergang der bekannten Raumzeit zum Nichts oder zur Ewigkeit. Ja, ich würde sagen, dass sie genau das vorhaben. Vielleicht wollen sie danach das Zeitalter des Wassermanns einläuten und ihren Mann als Herrscher einsetzen. Weißt Du, es ist nicht einmal wichtig, ob das alles funktioniert. Ich denke, diese Leute sind schon deshalb so gefährlich, weil sie auf ihre fanatische Weise daran glauben und alles tun werden, um eine ultimative Katastrophe herbeizuführen“.
    „Komm wir fahren. Wir müssen uns unbedingt aufs Ohr legen. Dann müssen wir Sven informieren und herausbekommen, was das morgen werden soll“.
    Christopher nickte. Sie tranken aus, bezahlten und verließen das Lokal. Als sie vor der Türe standen und ihnen die kalte Luft ins Gesicht schlug, drehte sich Herbert noch einmal um zum Schild über dem Eingang.
    „Ist es nicht seltsam, dass unsere Stammkneipe seit so vielen Jahren Hades heißt? Vielleicht wurden wir schon vor langer Zeit für unsere Rollen in diesem Drama ausgewählt“.
    „Wie meinst Du das?“, fragte Christopher verwundert.
    „Nun, wir haben lange Übung als Hüter des Hades , und morgen Nacht wird genau das unsere Aufgabe sein“.
    Christopher lächelte, doch dieses Lächeln war freudlos.
     

35.
     
    Martin Hesse hatte heimlich den Schlüssel zum Landhäuschen seines Vaters nachmachen lassen und ihn danach zurück an seinen Platz gehängt.
    Sein Vater bezeichnete das Anwesen so, obwohl es sich um ein stattliches Herrenhaus aus den ersten Jahren des vergangenen Jahrhunderts handelte, das mit zehn Zimmern und vier Bädern ausgestattet war und inmitten eines gepflegten Parks mit uraltem Baumbestand lag.
    Inzwischen war es auch kein Landhäuschen mehr im engeren Sinne, da es durch Neubaugebiete eingeschlossen wurde, die im Großraum Frankfurt wie Pilze aus dem Boden schossen. Man konnte es nun eher als Stadthaus mit Park bezeichnen, der ihm eine gewisse Abgeschiedenheit und Ruhe bewahren konnte. Dieses Gefühl verstärkte sich, wenn man auf das Grundstück fuhr und das große schmiedeeiserne Tor hinter sich schloss, das mit der hohen Umfassungsmauer das Grundstück komplett von der Außenwelt abschottete. Es war das Erbe seiner Mutter, welches nach ihrem Tod an Martins Vater gefallen war.
    Hermann Hesse hatte seinen Söhnen erzählt, dass sie sich dort kennen und lieben gelernt hätten, und er viele glückliche Erinnerungen mit dem Anwesen verbinde. Umso schmerzlicher war es für ihn nach dem Tod seiner Frau dorthin zurückzukehren, und so gab es nur wenige Anlässe, das alte Haus zu betreten, die eher verwaltungstechnischer Natur waren. Hermann Hesse hatte sich oft überlegt, alles zu verkaufen, war aber aus sentimentalen Gründen immer wieder davor zurückgeschreckt und hatte den Gedanken schließlich bis zu einem unbestimmten Tag in der Zukunft verschoben.
    Martin hatte den Schlüssel aus einem einzigen Grund nachmachen lassen. In den letzten Tagen der ihm vertrauten Welt, deren Schicksal am einundzwanzigsten Dezember besiegelt würde, wollte er das Domizil wie eine Fluchtburg befestigen und nach außen abschotten, da die Communitas Saturni damit rechnete, dass gefährliche Horden nach dem Ende der staatlichen Ordnung das Land mit Plünderungen und Gewalt überziehen würden. Sie wollten ein Lagezentrum haben, das leicht zu verteidigen wäre.
    Herr Gryphius hatte ihm die Idee erklärt. Es ging darum, den Zusammenbruch nicht als Ende, sondern als Chance zu begreifen, eine neue, bessere Weltordnung zu schaffen, die

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