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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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belächelt. Er fasste einen folgenschweren Entschluss.
    Wenn er den morgigen Tag mit einem größeren Teil der Menschheit überleben sollte, dann würde er seine Einstellung zu allem, was er bisher als paranormal, esoterisch und verrückt klassifiziert hatte, überdenken.

42.
     
    Späterhin aber entstanden gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen, und da versank während eines schlimmen Tages und einer schlimmen Nacht das ganze streitbare Geschlecht.
    (Platon, Kritias)
     
    Die Entscheidung über den Herrscher des neuen Zeitalters würde bald fallen. Herr Gryphius sah in der kurzen Vision, die ihn wie ein Sekundenschlaf aus dem Alltag gerissen hatte, ein Zeichen, sich bereitzuhalten.
    Simon Magus wartete ungeduldig auf den Moment, aus seiner Welt in diese Welt zurückzukehren. Gryphius wusste, dass er nach der morgigen Zeremonie entweder zu einem der mächtigsten Männer der neuen Welt aufsteigen würde oder zugrunde ginge.
    Es durfte nichts schief gehen. Er hatte Macht über die beiden Männer, die er benutzte, um seine Ziele voranzutreiben. Herbert Mendelsohn war nicht wichtig. Seiner Unterstützung konnte er zum einen deshalb sicher sein, weil er als Historiker eine sensationelle Geschichte witterte, aus der er nicht aussteigen würde, und zum anderen, weil sein bester Freund mit von der Partie war und seine Hilfe benötigte.
    Christopher Martinez war die Schlüsselfigur, weshalb er sich nicht ausschließlich auf dessen Interesse an der Auflösung der Rätsel um Adeodatus und die goldene Scheibe verlassen wollte.
    Sie hatten eine seiner Töchter im Haus Martin Hesses untergebracht und behielten sie als Unterpfand für die uneingeschränkte Mitarbeit ihres Vaters.
    Welche Ironie des Schicksals. Dr. Hermann Hesse war Großmeister der Fraternitas Rosae , sein Erzrivale, und sein Sohn war einer von ihnen geworden. Herr Gryphius setzte sein unergründliches Lächeln auf.
    Wenn Christopher Martinez zu ihnen zurückkehrte, würde sich sein Schicksal erfüllen, das ihm seit seiner Geburt vorbestimmt war. Der Lauf der Zeit war ein großes Rad, das sich ohne Zutun der Menschen drehte. Der freie Wille war eine Illusion. Es gab weder Gut noch Böse, weder Schuld noch Sünde, denn die Welt, in der sie alle lebten, war deterministisch. Über Jahrmilliarden hatte die Natur auf das verzichtet, was die Menschen Vernunft nannten, und sich auf Instinkte verlassen. Welche Arroganz war es, zu glauben, dieser Ausrutscher im Labor der Evolution hätte die Krone der Schöpfung hervorgebracht. Verstand war der Sand im Getriebe der Zeit. Das Erste, was der Mensch versuchte, als seine grauen Zellen ein Eigenleben zu führen begannen, war zu ergründen was die Zukunft bringen würde, um selbst Gott spielen zu können, um alles in die Hand zu nehmen und zu verändern. Sie lasen aus den Sternen und Eingeweiden der Opfertiere die Zukunft, um sie dem Plan der Ewigkeit zu entreißen und zu manipulieren. Der Verstand war verantwortlich für alle Katastrophen, alle Kriege und alles Leid, denn das Rad der Zeit befand sich in einem labilen Gleichgewicht, das kein Lebewesen zu stören wagte, bis der Mensch auf der Bildfläche erschien.
    Die Zeitreisenden, die in guter Absicht gehandelt hatten und die Menschen warnen wollten vor den Katastrophen der Zukunft, hatten durch die Reise an den Ort der Katastrophen diese in Gang gesetzt. Quetzalcoatl war ein Uroboros geworden, eine Schlange, die sich in den Schwanz biss und als Symbol für das Rad der Zeit sich dort, wo Anfang und Ende zusammentrafen, selbst auffraß.
    Die Zeitreisenden hatten es bemerkt, als es zu spät war, doch diese schreckliche Erkenntnis konnte es nicht mehr ungeschehen machen.
    Er selbst war nur ein Gryphus, ein Greif, der bestimmt war zum Vollstrecker eines Plans, der durch eine winzige Änderung im Lauf der Planeten vor langer Zeit seinen Anfang nahm. Er machte sich an die Arbeit. Es waren noch Vorbereitungen zu treffen am Ort der Zeremonie.

43.
     
    „Mama, Mama, ich bins, Klara“.
    Carolin liefen die Tränen übers Gesicht. Sie hatte noch nie in ihrem Leben so intensiv gespürt, wie kostbar und zerbrechlich zugleich das Glück war. Sven hatte sie über das abhörsichere Handy angerufen und ihr gesagt, dass sie jemand sprechen wolle.
    Nachdem sie ihre Tochter über ihren Zustand ausgefragt und eine wirre Geschichte über einen See, einen Mann aus Kakao und ein Krankenhaus gehört hatte, in dem ein anderer Mann aus Kakao arbeitete, bat sie Klara wieder Onkel Sven ans Telefon zu

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