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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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diskussionslos auszuführen. Sie hatten eine militärische Ausbildung bei den in Calw stationierten Soldaten der KSK absolviert und waren nach Ende ihrer aktiven Dienstzeit in dieser besonderen Einheit aufgefangen worden, da man ihre umfangreiche Erfahrung nicht brachliegen lassen wollte. Die Ausrüstung war ebenfalls ungewöhnlich für eine Polizeieinheit.
    Sie hatten bequeme und hoch entwickelte Nachtsichtgeräte auf ihren Helmen montiert und waren mit weißen Schneeanzügen ausgestattet, die sie in der verschneiten Landschaft nahezu unsichtbar machten.
    Sie fanden sich im großen Besprechungsraum im Keller des Polizeipräsidiums auf dem kahlen Berg ein, der Calw seinen Namen gegeben hatte.
    „Wir sind hier, um die Befreiung der beiden Zielpersonen aus der Hand einer terroristischen Gruppe zu besprechen, die sich Communitas Saturni nennt“.
    Svens Ansprache war knapp und deutlich. Die Zeit des Abwartens, um über Ansichten und Absichten der Saturnbrüder zu spekulieren, war abgelaufen.
    Es waren noch zwei Stunden bis Mitternacht. Er vermutete, dass sie mit dem Anbruch des letzten Tages, dem Tage 4ahau des Mayakalenders, ihre Vorstellung beginnen würden, und das Ende sah vor, dass mindestens ein Mensch sein Leben dabei ließ.
    Er schaute auf die Uhr. In Mexiko war es vier Uhr nachmittags, sodass ihnen bestenfalls noch acht Stunden zur Verfügung standen. Er wollte keinesfalls bis zur letzten Minute warten, denn es gab keine Garantie dafür, dass sich die Saturnbrüder an diesen Zeitplan hielten.
    Seine Leute würden die Gruppe aufspüren, ihre Positionen beziehen, die einen schnellen Zugriff von mehreren Seiten ermöglichte und durch das Überraschungsmoment den Geiseln den größtmöglichen Schutz bieten. Sobald sie ihre Zeremonie abhielten, wären sie abgelenkt, doch das musste man vor Ort entscheiden. Wichtig war es, jetzt den Zielort zu finden und unbemerkt auszukundschaften.
    Er selbst hatte seit seiner Jugend einer Geheimgesellschaft angehört, die sich zum Ziel gesetzt hatte, zu verhindern, was heute Nacht geschehen sollte. Seltsam. Dieses Ziel war von Anfang an die Basis, die Existenzberechtigung der Rosenbruderschaft gewesen, doch so wie ein Berufssoldat in Friedenszeiten über seinen zivilen Alltag die latente Gefahr in einen Krieg ziehen zu müssen allmählich vergaß, so hatte auch er den vor langer Zeit geleisteten Schwur vergessen, die Ziele der Rosenbruderschaft zu den seinen zu machen. Nun wurde sein Gehorsam auf bittere Weise eingefordert.

48.
     
    Herrmann Hesse und sein Sohn Martin hatten sich erschöpft in die großen Ledersessel im Büro des Großmeisters sinken lassen. Sie hatten Klara Sven übergeben, der sie nach Calw brachte, um anschließend Sorge dafür zu tragen, dass Herbert Mendelsohn und Christopher Martinez nichts zustieß.
    Es war anzunehmen, dass der Communitas Saturni nicht lange verborgen bliebe, dass Klara wieder zu Hause war.
     
    Hermann Hesse öffnete eine alte Flasche Wein, die er zur Geburt seines Sohnes zurückgelegt und für einen ganz besonderen Anlass aufgespart hatte. Dieser Anlass war nun gekommen.
    „Die beste Flasche Wein für den schönsten Augenblick meines Lebens“, kommentierte er die umständliche Zeremonie des Entkorkens, die Martin mit einem spöttischen Lächeln verfolgte. Er wurde wieder ernst.
    „Wir sollten nicht hier sitzen, Vater. Wie ich Dir schon erklärt habe, wird heute Nacht eine Nachricht die Welt erschüttern. Die Chinesen schließen ihre Grenzen. Dann gibt es einen Kollaps an der Wall Street und es wird nicht lange dauern, bis soziale Unruhen alles ins Chaos stürzen.
    Lass uns Andreas abholen und dann zur Villa fahren, die wir vernünftig verteidigen können. Ich habe noch ein paar starke Freunde eingeweiht, die mit uns das Gelände sichern können, sobald wir die wenigen Saturnbrüder rausgeschmissen haben, die dort die Stellung halten“.
    Martin sah seinen Vater hoffnungsvoll an. Er wusste, dass er nicht leicht zu überzeugen wäre, etwas zu tun, was ihm als feige Flucht erscheinen musste.
    Hermann Hesse füllte die Gläser mit der alten, ziegelroten Flüssigkeit, die das Aroma eines längst vergangenen Sommers verströmte. Er reichte seinem Sohn ein Glas, und nachdem sie beide einen Schluck genommen hatten, schloss er die Augen.
    „Es ist der Duft des Jahres, in dem Du geboren wurdest. Ich sehe Deine Mutter vor mir, mit Dir als Baby auf dem Arm. Ich erinnere mich an ihr Parfüm. Es hatte so etwas, das mich an eine Sommerwiese nach

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