Gilgamesch - Der Untergang
einem Regen erinnerte. Weißt Du, was ich meine?“
Hermann Hesse sah seinen Sohn an. Seine Pupillen waren geweitet und Martin hatte das Gefühl, wieder ein kleiner Junge zu sein, der seinem Vater auf dem Schoß sitzen wollte, um den Geschichten der mutigen Ritter der Rose zu lauschen. Sie kämpften mit dem Riesen, der die Welt verschlingen wollte.
Martin stemmte sich gegen die Erinnerungen und Gefühle, die ihn zu überwältigen drohten, denn dafür war jetzt keine Zeit. Doch dann brach der Damm endgültig, und er gab sich dem Strom hin, der ihn davontrug. Er nahm einen weiteren Schluck und eine träge, wohlige Wärme breitete sich mit dem schweren Wein in ihm aus. Sein Vater lächelte ihn an. Dann nahm auch er einen Schluck aus seinem Glas. Es war der längst vergangene Sommer, der seine Kehle hinunter rann. Die Zeit schien still zu stehen, und dann machte sie endgültig einen Sprung in die Vergangenheit.
Hermann Hesse begann zu erzählen, wie er es damals getan hatte, als sein kleiner Sohn nicht einschlafen konnte, oder ihn mitten in der Nacht ein böser Traum aufschreckte.
Stephanus, Johannes, Petrus und Martinus gingen gemeinsam auf die gefährliche Reise, um den Auserwählten zu finden und den Kampf gegen den Riesen aufzunehmen, der die Welt verschlingen wollte am letzten Tag der Zeit.
Man nannte sie die vier Ritter der Rose, und auf den Schultern ihrer weißen Umhänge leuchtete das Zeichen ihrer Bruderschaft. Es war das schwarze Kreuz mit den vier roten Rosenblüten. Die roten Rosen standen für die vier Wunden des Auserwählten, die seinen Tod und gleichzeitig sein neues Leben bedeuteten. Schon als Kinder hatte man sie auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie waren die Einzigen, die dem Auserwählten zur Seite stehen konnten, um ein neues Zeitalter zu beginnen und einen neuen Umlauf der Planeten anzustoßen, damit sie nicht vom Himmel und auf die alte Erde stürzten.
Sie folgten dem schwarzen Stern, der von jenseits der Zeit gekommen war. Er würde sie zu dem Mann führen, der die Herrschaft des Lichtes über die Finsternis besiegeln könnte für den neuen Äon, der nun anbrach.
Stephanus war der Ritter des Himmels und der Sterne, Johannes der Ritter der Erde, der Vulkane und des Kompasses, Petrus des schwarzen Meeres und der Hitze des Feuers und Martinus der Luft, die alle Menschen atmeten und verband.
Der Stern, dem sie seit vielen Tagen gefolgt waren, unterschied sich von allen Sternen des Himmels. Am Anfang ihrer Reise war er der hellste Punkt am Firmament gewesen, so hell wie der Vollmond, doch der Weltverschlinger hatte ihn ausgelöscht, damit die Ritter sich verirrten und verloren gingen, und das neue Zeitalter an ihn fiele.
Sie erkannten aber das schwarze Loch, das der Stern im Mantel des Himmels hinterlassen hatte, und folgten so dem richtigen Weg.
Da wurde der Weltverschlinger zornig und schleuderte seine vier Plagen gegen sie, um sie aufzuhalten, damit sie den Auserwählten nicht zur vorgesehenen Stunde erreichen könnten. Er warf seine schwarzen Sterne vom Himmel, die alles Licht verschlangen und die Erde zu einem Ort ewiger Nacht machen sollten. Doch Stephanus zog sein Schwert und schlug einen nach dem anderen in Stücke.
Da wurde der Weltverschlinger noch zorniger. Als die vier Ritter das Schiff bestiegen, das sie über das Meer bringen sollte, machte er alle Kompasse unbrauchbar, sodass sie nicht wussten, wohin sie fuhren und in große Gefahr gerieten. Er ließ einen Vulkan aus dem Meer aufsteigen, und die heiße Lava drohte das Schiff zu verbrennen.
Da zog auch Johannes sein Schwert und gebot dem Vulkan Einhalt. Dann zeigte er dem Steuermann, wohin die Vögel flogen, und der Steuermann folgte der Richtung, in der das Land lag, das sie suchten.
Es wurde Nacht und das blaue Meer wurde schwarz und bedrohlich. Der Weltverschlinger löschte das Herdfeuer auf dem Schiff und kein Licht lies sich mehr entzünden. Da zog der dritte Ritter, Petrus, sein Schwert und rieb an seinem Schwertknauf, der aus einem schwarzen Edelstein bestand, und der Stein begann zu leuchten, so hell, dass die anderen die Augen zusammenkniffen und das Meer wieder zu leuchten begann in der Farbe des Himmels.
Da griff der Weltverschlinger zu seiner letzten List, die heimtückischer war, als alles, was er zuvor versucht hatte.
Er vergiftete die Luft, die sie atmeten und die alle Menschen verband, ganz gleich, wo sie lebten. Aus der Luft aber kam die gemeinsame Sprache, die Sprache des guten Herzens, die alle
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