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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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Leben. Das Erdmagnetfeld setzt aus, weil es die überfällige Umpolung durchläuft, was zusammen mit der harten Strahlung des Sonnenfleckenmaximums zu Missernten und Missbildungen in ungeahntem Ausmaß führen wird. Mit dem Stillstand des magnetischen Motors der Erde nimmt der Vulkanismus zu. Die Partikel, die in die Atmosphäre geblasen werden, verstärken die Wolkenbildung. Es wird dunkel auf der Erde. Dann kommen der Regen und die Flut. Der Gilgamesch Epos beschreibt diese Katastrophe, die Grundlage für die Geschichte von Noah und seiner Arche wurde, und die tatsächlich die Menschheit heimsuchte. Sie wissen bestimmt schon, wann das war“.
    Herr Gryphius schaute ihn gespannt an.
    „Im Jahr 3114 vor Christus?“, fragte Christopher.
    Herr Gryphius nickte zufrieden. Dann fuhr er fort.
    „Die Klimaerwärmung wird ausfallen. Wir werden unter der geschlossenen Wolkendecke eine neue Eiszeit erleben und Hungersnöte, die die archaische Raubtierseele der Menschen zum Vorschein bringen. Das ist der Nährboden, auf dem schon oft totalitäre Systeme errichtet wurden“.
    „Woher wissen Sie das alles? Ich meine diese ganzen Katastrophen. Wenn sie unmittelbar bevorstünden, dann wären die Massenmedien voll davon“, erwiderte Christopher ungläubig.
    „Nun, die vielen schwarzen Mikrolöcher, die uns als Vorboten der großen Singularität gerade passieren, werden von den Schamanen der Antiwelt bereits intensiv zur Fokussierung auf den einen Brennpunkt genutzt. Die meisten Regierungen dieser Welt haben erkannt, was unmittelbar bevorsteht, doch die haben Angst vor der Panik. Die Medien können so leicht manipuliert werden. Falls es eine undichte Stelle gibt und jemand etwas ausposaunt, stellt man ihn in die Ecke der esoterischen Spinner, die den Weltuntergang am Ende des Äonenkalenders erwarten, und schon ist er unglaubwürdig und unschädlich gemacht. Wir haben viele Schlüsselstellen streng geheimer Informationsquellen infiltriert. Das ist so einfach, weil Männer schwanzgesteuert sind. Entschuldigen Sie meine vulgäre Ausdrucksweise. Meine Assistentin Silvia oder Sonja oder wie sie sich eben gerade nennt, kennen Sie ja bereits“.
    Christopher errötete.
    Er hustete, um unbemerkt das Messer aus der Tasche zu ziehen und aufzuklappen. Dann hustete er bewusst noch einmal und durchtrennte dabei den Kabelbinder, der seine Hände auf dem Rücken zusammenhielt.
     

50.
     
    Eyjafjallajökull war ein isländischer Buchstabensalat, den niemand aussprechen konnte, der nicht auf Island geboren worden war. Dennoch hatte dieser Name bereits im Jahre 2010 weltweite Aufmerksamkeit erregt, weil der Vulkan, der sich hinter diesem Zungenbrecher verbarg, ausgebrochen war und den Flugverkehr über ganz Europa eine Woche lang lahmgelegt hatte.
    Die Warnung eines isländischen Vulkanologen, an die man sich jetzt erinnerte, ging damals neben den spektakulären Bildern und Berichten unter.
    Der Eyjafjallajökull war nicht alleine, sondern hatte einen großen Bruder. Pall Einarrson wies erneut auf die dringende Notwendigkeit hin, Katla, den Vulkan unter dem Gletscher Myrdalsjökull sehr genau zu beobachten, da beim Ausbruch des kleinen Bruders in den Jahren 920, 1612 und 1823 gleichzeitig oder kurze Zeit später Katla ebenfalls explodiert war.
    Die Welt war 2010 mit anderen Problemen beschäftigt, sodass die Mahner möglicher weiterer Katastrophen aus den Massenmedien ausgeblendet wurden. Leider scherte sich Katla nicht um die anderen Probleme der Menschheit, und einen Tag nach einem Interview im isländischen Fernsehen, in dem Pall Einarsson vor einer unmittelbar bevorstehenden Eruption warnte, geschah es.
    Am einundzwanzigsten Dezember 2012 um ein Uhr morgens Mitteleuropäischer Zeit sprengte Katla den gesamten Gletscher über sich in die Luft, und der Wind, der stürmisch aus Nordwest bis nach Sizilien wehte, verwandelte den Himmel zwischen Dublin und Palermo in ein dunkles, schmutziges Grau. Pall Einarsson hatte über Nacht eine traurige Berühmtheit erlangt, auf die er gerne verzichtet hätte.
    Die riesigen Vogelschwärme, die auf sämtlichen Vogelzugrouten durch Orientierungsverlust entweder entkräftet in die Meere stürzten oder an Berghängen zerschellten, deuteten auf einen Zusammenbruch des Erdmagnetfeldes hin.
    Hannes Molander war der Erste, der auf dem Mauna Kea am Morgen des zwanzigsten Dezembers vor dem gewarnt hatte, was sich nun anbahnte. Der Sonnenwind drang in tiefe Atmosphärenschichten ein und ionisierte dort die Gase. Es

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