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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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Moors gesehen hatten. Und Sebastians Brüder – was hatte Sebastian mir von seinem langen und ruhelosen Dasein seit Agnes’ Tod erzählt? Eine Weile habe ich mich ein paar umherziehenden Roma angeschlossen. Sie waren gut zu mir, wie Brüder.
    Gab es da eine Verbindung? Meine Brüder werden dir helfen , hatte der Sebastian aus dem Traum gesagt. Aber vielleicht griff ich nur nach irgendeiner wilden Idee. Gestern war mein Geist voller Bilder von der Frau mit dem Amulett gewesen, und jetzt summte mir der Kopf von Träumen, die sich um Sebastian drehten. War das alles nur verrückter Unsinn, der aufgrund von Sorgen und Schlafmangel entstand? Oder hatte mein Traum wirklich irgendeine Botschaft enthalten?
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
     
    Am folgenden Sonntag lief Harriet hinter uns die Auffahrt herunter, als wir uns gerade dem Schultor näherten. Ich vermutete, dass sie irgendwo darauf gewartet hatte, uns zu sehen.
    »Hallo, Evie«, sagte sie keuchend. »Wohin gehst du?«
    »Weg«, sagte ich kurz angebunden.
    »Kann ich mitkommen?«
    »Ihr Jüngeren dürft das Schulgelände ohne eine Mistress nicht verlassen«, antwortete Helen.
    »Aber das ist nicht gerecht. Und es würde doch auch überhaupt keiner merken. Ich könnte hinter euch hergehen. « Ihr Gesicht verzog sich, als wäre sie den Tränen
nahe. »Ich möchte einfach nur mal eine Weile von da wegkommen. «
    »Sei nicht albern, Harriet. Es ist unmöglich«, sagte ich. »Kommt, gehen wir los.«
    »Hör zu, vielleicht könnten wir Miss Scratton fragen, ob du uns ein anderes Mal begleiten darfst«, sagte Sarah freundlich. »Aber heute geht es nicht. Wieso läufst du nicht zur Schule zurück und machst es dir mit einem Buch gemütlich? Wir sehen dich später wieder.«
    Harriets schwarze Augen bekamen vor Enttäuschung einen rebellischen Glanz. »Also schön«, sagte sie mürrisch, während wir durch das Tor gingen und der Straße folgten, die zum Dorf führte. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich spüren, wie sich ihre Blicke mir in den Rücken bohrten, als wir sie zurückließen.
    »Arme Harriet«, murmelte Sarah. Ich bekam Gewissensbisse. Ich würde besonders nett zu Harriet sein, wenn wir zurück waren, nahm ich mir fest vor. Ich würde nach dem Essen Scrabble mit ihr spielen, oder was immer sie sonst wollte. Ich würde sie glauben lassen, dass ich ihre beste Freundin war; ich würde alles tun – nur im Augenblick musste ich dringend zum Lager des Fahrenden Volks.
    Wir marschierten in flottem Tempo und hatten schon bald den Kirchhof hinter uns gelassen; kurz darauf erreichten wir die Ausläufer des Dorfes. Das Feld an der Straße wirkte traurig und verwahrlost. Vier oder fünf Wohnwagen und ein paar mitgenommene Autos parkten dort scheinbar willkürlich am Rand des Feldes; ein paar Haufen mit Metallresten hier und da, ein zerbrochener Stuhl und ein ausgeschlachtetes Motorrad verstärkten
noch den Eindruck von Vergänglichkeit und Unordnung. Jemand hatte Wäsche zum Trocknen auf eine Leine gehängt, und die Kleidungsstücke flatterten steif und gefroren im kalten Wind. Es gab keine farbenfrohen Holzwagen, keine exotischen Frauen in leuchtenden Röcken, keines dieser Märchenbuch-Bilder der alten Zigeuner. Aus einem der Wagen war das Gedudel von Popmusik zu hören, und es roch nach Essen. Drei Pferde waren mit groben Seilen am Zaun angebunden, und sie standen geduldig da, rieben sich aneinander und warteten.
    »Glaubt ihr wirklich, dass wir hier willkommen sind?«, fragte Helen zweifelnd, als wir zögernd am Tor stehenblieben. Ich war froh, dass wir nicht unsere verdächtige Schuluniform trugen, sondern stattdessen Jeans und Jacken für einen Sonntagnachmittagsspaziergang ins Dorf.
    »Das werden wir gleich erfahren«, erwiderte ich und schob das Tor auf. Wir betraten das Feld. Ein Hund bellte; dann öffnete sich die Tür von einem der Wagen, und ein Mädchen lief die Stufen herunter. Als sie uns sah, blieb sie stehen und starrte uns wortlos an. Es war das junge Mädchen, das wir beim Reiten gesehen hatten.
    »Hallo«, sagte ich freundlich. »Ist dein … äh … Bruder hier?«
    Das Mädchen starrte uns weiter an, drehte sich dann um und flüchtete zurück in den Wagen. Wir hörten Stimmen, und kurz darauf öffnete sich die Tür erneut. Jetzt trat der Junge, den wir in den Moors gesehen hatten, heraus. Er musterte uns misstrauisch. Ich schätzte ihn auf etwa siebzehn. Er hatte ungekämmte braune Haare und breite Schultern und machte ein

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