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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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verschlossenes, abweisendes Gesicht. Ich stupste Sarah in die Rippen.

    »Sastipe«, sagte sie zögernd. Sie hatte sich die Mühe gemacht, ein paar Roma-Worte zu lernen, bevor wir hergekommen waren, und hatte uns überredet, das Gleiche zu tun. »Devlesa avilan .«
    Grüße, mein Freund. Es ist Gott, der dich gebracht hat .
    Der Junge sah überrascht auf und knurrte: »Ich kann Englisch sprechen.« Er starrte uns erneut einen Moment an, dann grinste er zögernd. »Deine Aussprache ist schrecklich. Aber immerhin hast du es versucht. Devlesa araklam tume – Es ist durch Gott geschehen, dass ich dich gefunden habe.«
    »Danke«, antwortete Sarah erfreut. »Also, können wir mit dir reden?«
    »Na klar. Ich beiße nicht.« Er lächelte sie wieder an. »Ich habe dich reiten gesehen. Du bist nicht schlecht. Ziemlich gut sogar, genau genommen. Worüber willst du reden?«
    Sarah zögerte eine Sekunde. »Es klingt vielleicht dumm, aber …«
    »Warte einen Moment.« Er drehte sich um und ging in den Wagen zurück, sprach dort kurz mit ein paar Leuten, dann schloss er den Reißverschluss seiner Jacke und kam zu uns zurück. »Gehen wir woandershin. Meine Mutter ruht sich aus, und ich will sie nicht stören. Sie mag eigentlich keine … Ich meine, es wäre einfach leichter.«
    Wir gingen die Straße entlang, weg vom Dorf, und folgten dem Pfad, der zu dem kleinen Fluss hinunterführte. Eigentlich war es kaum mehr als ein Bach, der sich von den Bergen weiter oben bis hier herunter nach Wyldcliffe schlängelte. Der Junge erklärte, dass er Cal hieß, und wir nannten ihm unsere Namen. »Also, was hat
euch zum Lager geführt? Die meisten Leute hier meiden uns wie die Pest, besonders, seit es diesen Ärger mit den toten Tieren gegeben hat, die im Dorf gefunden wurden. Wir würden so etwas nie tun«, fügte er ruhig hinzu. »Wir haben viel Respekt vor anderen Lebewesen.«
    »Wir glauben auch nicht, dass ihr das wart«, sagte Sarah rasch. »Es tut mir leid, wenn ihr deshalb eine schwere Zeit hattet.«
    Cals Gesicht verdüsterte sich, und er blieb stehen, um sich gegen die alte Steinbrücke zu lehnen, die das flache Flussbett überspannte. »Na ja, was die Leute über mich sagen, kümmert mich nicht sonderlich, aber ein paar von den hochnäsigen Mädchen aus der großen Schule bei der Abtei haben meiner kleinen Schwester übel zugesetzt. Sie haben Rosie bedrängt, als sie auf ihrem Pony geritten ist, und sie beschimpft und sich über sie lustig gemacht. Das ist schlechtes Benehmen.« Er sah uns argwöhnisch an. »Ihr seid nicht von dort, oder?«
    »Doch, aber nicht alle dort denken so, das schwöre ich«, sagte Helen. »Wir mögen diese Mädchen genauso wenig.«
    Cal wirkte nicht so recht überzeugt. Die Nachricht, dass wir von der Abteischule kamen, schien seine vorherige Wachsamkeit wieder geweckt zu haben. »Das ist leicht gesagt. Vielleicht sollte ich besser gehen.« Er ging davon, aber Sarah lief hinter ihm her.
    »Warte, Cal. Sieh dir bitte das hier an«, sagte sie und zog etwas aus ihrer Tasche. »Das ist ein Foto meiner Urgroßmutter Maria. Sie war eine Roma, wie du. Und das hier waren ihre Eltern.« Sie zeigte ihm ein anderes Foto eines gutaussehenden dunkelhäutigen jungen Pärchens,
das vor einem Vardo saß, einem traditionellen Wagen; man sah ein kleines Holzhaus auf Rädern mit einer Feuerstelle daneben. Die Nebel meines Traumes bewegten sich und wirbelten wieder in meinem Kopf herum … »Maria wurde von einer reichen Gaje -Familie adoptiert«, sprach Sarah weiter. »Die Mädchen in der Abtei haben ihr das Leben richtig schwer gemacht, als sie dort war. Sie wusste, wie es ist, als Roma unter reichen Mädchen zu leben. Und ich habe sie nicht vergessen. Ich werde sie nie vergessen. Deshalb sind wir nicht wie die anderen Mädchen, die gemein zu deiner Schwester waren.«
    Der Junge nahm das verblasste sepiafarbene Foto in die Hände und musterte es. Er sah Sarah eine Sekunde an. »Tut mir leid«, sagte er ruhig und reichte ihr das Foto zurück. »Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es in deinen Augen erkennen müssen. Ganz sicher bist du hübsch genug, um eine Roma sein zu können. T’ave baxtalo. Du bist hier willkommen.«
    Sarah wurde knallrot. »Danke.«
    »Also schön«, sagte er. »Reden wir. Was wollt ihr wissen? «
    Jetzt preschte ich eifrig vor. »Kommt deine Familie schon lange hierher?«
    »Seit ich mich erinnern kann, ist dieses Gebiet hier einer der Orte, an denen wir uns im Winter aufhalten. Das klingt

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