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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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Fäden, die ihn mit diesem Leben verbanden, zum Zerreißen gespannt waren. Ich musste Fortschritte machen, und zwar rasch. Wir hatten noch etwas mehr als eine Woche Zeit bis zum nächsten Neumond. Wenn er aufging, würde das entweder über der Erfüllung all meiner Hoffnungen sein – oder über ihrer vollkommenen Vernichtung.

Siebenunddreißig

    I ch versuchte alles. Jede Nacht probierte ich einen anderen Zauber aus dem Buch aus. Wie man Krankheiten heilt. Wie man Regen in Zeiten der Dürre beschwört. Wie man das Gedächtnis verbessert … Aber ich wusste, dass ich mir selbst etwas vormachte. Diese Dinge hätten mich ein Jahr zuvor wahrscheinlich noch in Erstaunen versetzt, aber jetzt waren sie wie sinnloses Spielzeug. Ohne das Feuerzeichen waren meine Kräfte bedeutungslos, und das Buch bot mir nichts weiter als verschiedene Möglichkeiten, die Zeit totzuschlagen. Zeit ... Zeit ... Zeit ... Jeder Tag, der verging, bedeutete ein erneutes Versagen. Ich konnte das Feuerzeichen nicht finden, und ich entdeckte auch keine Möglichkeit, wie ich hätte verhindern können, dass die Zeit rasend schnell verging.
    Montag … Dienstag … Mittwoch … Donnerstag … Die letzte Woche vor Neumond war beinahe vorüber.
    Am Freitagmorgen drängten sich etliche Mädchen um den langen Tisch in der Eingangshalle. Aufgeregt durchsuchten sie den Stapel mit der Post, schwatzten und kicherten wie eifrige Elstern. Ein riesiger Strauß roter Rosen stand in einer Kristallvase in der Mitte des Tisches, und überall in der Halle waren rote Schleifen angebracht worden.

    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich Sarah, während wir uns zwischen den vielen Mädchen hindurchdrängten.
    Sie zog zur Antwort ein Gesicht. »Es ist Valentinstag. Sie machen darum immer so viel Aufhebens.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Wyldcliffe so was Oberflächliches unterstützt.«
    »Mrs. Hartle hätte es auch längst ausgemerzt, wenn sie gekonnt hätte, aber du weißt, wie sehr sich die Schule an Traditionen klammert. Früher haben die Mädchen für ihre Lieblingslehrerinnen kleine Blumensträußchen gebunden und Gedichte geschrieben, und das Überreichen der Blumen war ein ausgeklügeltes Ritual. Das gibt es heute nicht mehr – glücklicherweise –, aber es ist immer noch eine große Sache für die Schülerinnen, Valentinskarten von gutsituierten Jungen aus London oder vom Eton College zu bekommen. Celeste wird ganz in ihrem Element sein.«
    Celeste war in der Tat der Mittelpunkt dieser Menge; sie wedelte fröhlich mit einem Haufen bunter Umschläge in der Luft herum und äußerte sich lautstark über deren Inhalte. Eine ganze Clique hing kreischend und kichernd um sie herum, aber es fiel mir auf, dass Sophie nicht da war und India ziemlich mürrisch dreinblickte. Vielleicht hatten die adretten Jungen, die sie kannte, sie fallen gelassen. Während ich den vielen lachenden Mädchen zusah, schoss plötzlich die verzweifelte, verrückte und lächerliche Hoffnung, Sebastian könnte mir eine Nachricht zum Valentinstag geschickt haben, wie ein Pfeil durch mich hindurch. Ich ging zum Tisch und sah die Briefe durch.

    »Ich weiß nicht, warum du dir überhaupt die Mühe machst nachzusehen, Johnson«, krähte Celeste und drängte mit ihrer triumphalen Ausbeute an mir vorbei. Sie hatte natürlich recht; es war hoffnungslos.
    »He, sind die hier nicht für dich?« Ein Mädchen namens Fiona Hamilton wedelte mir aufgeregt mit einem kleinen Päckchen und einem schlichten, weißen Umschlag vor der Nase herum. »Du Glückliche.«
    Ich Glückliche. Ich riss ihr die Sachen aus der Hand; dann sank mir der Mut. Es war nicht Sebastians Schrift – wie hätte es auch sein können? Wie dumm von mir, auch nur eine Sekunde lang zu glauben, dass die Sachen von ihm sein könnten. Sarah war neben mir und sah neugierig auf das Päckchen und den Brief.
    »Warum machst du sie nicht auf?«
    »Nicht hier. Gehen wir nach draußen.«
    Ich hatte so ein Gefühl, dass es besser wäre, wenn weder Celeste noch sonstwer den Inhalt meiner Post zu Gesicht bekam, wie auch immer er aussehen mochte. Sarah und ich gingen zur Terrasse. Es war kalt, aber hell, und unser Atem hing wie kleine Wölkchen in der klaren Luft. Ich öffnete den Brief, und ein Papierstreifen fiel heraus.
     
    DIEBE WERDEN BESTRAFT WERDEN
     
    »Sieht so aus, als hätte die mysteriöse Briefeschreiberin sich entschieden, wieder mit mir Kontakt aufzunehmen. Genau das Richtige für den Valentinstag«, sagte ich leichthin,

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