Girl Parts – Auf Liebe programmiert
Alkoholisches, nur Softdrinks. Er machte einen auf.
»Ärgere dich nicht.« Er hörte Bedauern in ihrer Stimme, auch Angst. Vorschriftsmäßige Schuldgefühle , dachte David. Er stand mit dem Rücken zu ihr und beobachtete, wie seine Cola schäumte. Sie sah aus wie kochender schwarzer Teer.
Rose stellte sich hinter ihn. »Vielleicht hast du ja recht. In jedem Fall werden wir Freunde.«
Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, und er zuckte zusammen. Aber wenn ihre Berührung nicht brannte, war sie äußerst wohltuend. Er drehte sich zu ihr um, und ihm fiel ein, dass sie allein im Untergeschoss waren, seine Eltern hielten sich oben auf. Mit geschlossenen Augen beugte er sich vor. Ihr Atem war feucht und warm. Er tauchte weiter, immer tiefer, überlegte, wann sie wohl auf Tuchfühlung wären, und dachte: Houston, wir haben ein Problem. Als er die Augen öffnete, sah er, dass Rose sich nach hinten lehnte. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, und ihre Augen hatten diesen schläfrig-hungrigen Ausdruck, aber sie stand so weit nach hinten gebogen, dass es aussah, als würde sie gleich umkippen.
»Was ist?«
»Es tut mir leid.«
»Noch nicht? Wann?«
»Bald.«
»Aber nicht jetzt.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Wann also? In ein paar Tagen?«
Rose vollführte eine Bewegung mit ihrem Daumen – es war kein hochgereckter Daumen. Sie meinte mehr.
»In einer Woche? Zwei Wochen?«
Sie drehte die Hand hin und her, im Sinne von Na ja, irgend so was .
»In einem Monat?«
»Vielleicht. Wahrscheinlich. Es kommt darauf an.«
»Lieber Himmel, Rose! In was für einer Zeit leben wir, den Fünfzigern?«
»Es ist gesünder so …«
»Nach wessen Definition? Ich glaube, meine Eltern würde es nicht mal jucken , wenn wir uns jetzt küssen.«
»Bitte, hab einfach Geduld!« Es war das erste Mal, dass er sie die Stimme heben hörte, und er war überrascht, wie schrill sie klang.
»Wie soll das eine gesunde Beziehung werden, wenn keiner von uns das bekommt, was er will?«
»Vielleicht geht es ja darum, dass du nicht immer das bekommst, was du willst.«
»Das ist idiotisch. So was Bescheuertes hab ich noch nie gehört.«
Er ließ sich auf die Couch fallen. Auf dem Fernsehbildschirm wurden ein paar Köpfe weggepustet. Gut , dachte David.
Rose setzte sich hinter ihn. »Nur einen Monat. So lange können wir doch warten, oder?«
»Es bleibt uns wohl kaum was anderes übrig.«
Sie legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel, und David dachte an die vergangene Nacht im Auto, als er so schnell fuhr, dass er kaum atmen konnte. Rose bewegte sich, ihre Hand schob sich vielleicht um einen Zentimeter nach Norden. Sie hielt ihre Lippen an sein Ohr. »Bald, ich verspreche es.«
Ihre warmen Rundungen suchten einen Platz direkt neben ihm. Sie nahm seinen Arm und legte ihn sich um die Schulter.
Einen Monat, dachte David. Okay.
Einen Monat würde er aushalten. Einen Monat konnte er schaffen.
Und so begann der Countdown.
David kam jeden Tag gegen drei Uhr nachmittags nach Hause. Rose hörte sein Auto heranfahren, hörte, wie er die rückwärtige Treppe hochsprang, hörte, wie er den Gang entlanglief. Und wenn er mit weit ausgebreiteten Armen zur Tür hereingeplatzt kam, sprang sie auf, rannte ihm entgegen, schlang ihm die Arme um die Hüfte und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals.
»Wieder ein Tag weniger.«
»Willst du es auf dem Kalender abstreichen?«
Sie hatten in ihrem Zimmer einen Kalender an die Wand gehängt und ein Kästchen angekreuzt für jeden Tag, den sie miteinander verbracht hatten. Es gab kein festgesetztes Datum, an dem Roses Körper ihm gestatten würde, sie zu küssen. Je mehr Zeit verging, je besser sie sich kennenlernten, desto eher würde es so weit sein. Aber es war aufregend, die Reihen mit den angekreuzten Kästchen zu betrachten und den Augenblick näher rücken zu fühlen.
Abends saßen sie vor dem Fernseher oder fuhren mit dem Auto herum. Das war eine ihrer Meinungsverschiedenheiten: David liebte Autofahrten, Rose nicht. Sie mochte die aufblitzenden Katzenaugen nicht, die sie an eine verknitterte blaue Jacke auf der Straße erinnerten. Aber sie lächelte trotzdem und legte weiter ihre Hand auf sein Knie.
Sie fragte ihn, wie sein Tag gewesen war, aber David hatte normalerweise wenig zu berichten. Die Schule war langweilig – er saß schlicht den ganzen Tag vor einem Bildschirm. Das verwirrte Rose, denn zu Hause saß er ebenfalls vor einem Bildschirm. Er surfte gern im Internet, chattete mit Freunden und las
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