Girl Parts – Auf Liebe programmiert
Roboter zu sehen. Ihre Ausdrucksweise hatte sich verändert, war jetzt weniger steif, ungezwungener und flüssiger. Ihre Gebärden und Ansichten, anfangs schmerzhaft als seine eigenen erkennbar, prägten sich zu denen einer individuellen Persönlichkeit aus – liebenswert, standfest, neugierig, ängstlich, amüsant und authentisch . Er mochte ihre Pingeligkeit in der Küche, die Art, wie sie über jeden Witz ernsthaft nachdachte, bevor sie entschied, ob er komisch war, ihre Begeisterung für Papierfalten, Donner, Schatten und Sonnenlicht (woher stammten diese Neigungen? Es waren nicht seine), und natürlich die Art und Weise, wie sie ihn anschaute – das ließ ihn manchmal auf der Stelle stocken und vergessen, was er gerade sagen wollte.
»Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist«, sagte er einmal zu seiner eigenen Überraschung. Sie saßen auf der hinteren Terrasse in der großen Chaiselongue, in eine karierte Decke gehüllt. Ihre Gesichter waren kalt, die Körper aber warm, zusammen unter der Decke. David trank eine Cola und schnippte Kieselsteine in den See. Er dachte über die Sonne nach und darüber, wie sehr sie ihre Farbe veränderte, wenn sie unterging, sie wurde glutrot. Fast genau Roses Haarfarbe.
»Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist.«
Lächelnd schaute er sie über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg an. »Ich glaube, ich mag irgendwie, wer ich bin, wenn ich mit dir zusammen bin. Ich mag es, wie ich dich mag. Klingt das komisch?«
»Ich finde, es klingt absolut einleuchtend.«
Er lachte. »Ich hab überhaupt noch nie so viel Zeit mit einem Mädchen verbracht. Ich glaube, ich war seit der ersten Klasse mit keinem Mädchen befreundet.«
»Im Ernst?«
»Ja. Wenn wir dann endlich mal wirklich knutschen, wird das ein bisschen seltsam. Als würde ich meine Schwester küssen.«
Rose sagte nichts. Stattdessen warf sie einen Kieselstein in Richtung des Sees. Er landete kläglich weit vom Ufer.
»Hör mal, ich mache nur Spaß. Das wird bestimmt nicht seltsam.«
»Oh, Gott sei Dank.« Rose stieß einen Seufzer aus, der David noch mehr zum Lachen brachte.
»So gefällt mir meine Rose. Meine Rosy.«
»Hey, Sun«, rief Artie.
David klappte den Ständer seines Motorrads hoch und schaute zu, wie Artie über den Parkplatz joggte. Die Autos funkelten in der späten Nachmittagssonne, alles erschien gleißend weiß. Artie, Hemd über der Hose, Krawatte schief, warf seine Tasche über die Schulter.
»Was läuft, Artie?«
»Mann, Kumpel, wo bist du gewesen?« Artie blieb ein paar Schritte entfernt stehen und hustete. Er rannte nicht besonders oft.
»Solltest weniger rauchen, Arts. Du wirst noch die Lunge ausspucken.«
»Danke, Papa.« Artie steckte sich eine Zigarette an. »Also, im Ernst, ich hab dich seit Wochen nicht gesehen. Ich dachte, wir wollten letztes Wochenende zusammen abhängen.«
»Ich hab einfach nur zu Hause gechillt.«
Artie blies Rauch in seine geballte Faust und schleuderte ihn dann in den Wind – ein alter Trick. »Wie geht’s Rose? Hast mit ihr gechillt?«
»Sie ist okay. Jaaa …« David tat, als stellte er seine Seitenspiegel ein. »Na ja. Wir treffen uns gelegentlich.«
»Lernt euch näher kennen?«
David warf Artie einen Blick von der Seite zu. »Schätze mal ja.«
»Hat sie schon deine Nudel betatscht?«
»Jetzt hör mal, Artie …«
Artie stocherte mit seiner Zigarette in Davids Richtung. »Was ist los mit dir und dieser Tusse, Mann? Du warst doch nie besonders zimperlich in Sachen Mädels. Weißt du noch, wie du Stacy Keener gefilmt hast, als sie an Silvester nackt vor dir stand, und das Video auf den Schulserver gestellt hast?«
»Ja, sie war nicht gerade begeistert.«
»Aber dich hat’s nicht gekratzt.«
»Tja, tut es vielleicht jetzt«, sagte David. »Ich schätze mal, ich hätte das nicht tun sollen.«
»Dann hat sie deinen Schwanz also noch nicht betatscht.«
David sagte nichts. Artie nickte. »Genau, hatte ich mir schon gedacht. Na wennschon, scheiß drauf. Es ist dein Leben. Möchte bloß nicht, dass meinem guten Jungen die Eier abgeschnitten werden.«
David warf seinem Freund, der lässig die Luft einsog, einen wütenden Blick zu.
»Okay«, schnaufte Artie. »Wann hängen wir also wieder zusammen ab?«
»Bald.«
»Party bei Clay nächstes Wochenende?«
»Vielleicht.«
Artie nickte und wandte sich ab. Sein Kopf wippte unverändert auf und ab, als er sich auf den Weg zum freien Gelände machte und dabei eine
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