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Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Titel: Girl Parts – Auf Liebe programmiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John M. Cusick
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Blogs. Rose kam zu der Überzeugung, dass sie den Unterschied ausmachte, da David in der Schule allein war, zu Hause aber mit ihr zusammen.
    Sie schauten sich Filme an. David hatte eine Vorliebe für Actionfilme, Rose dagegen begeisterte sich für Liebesfilme. Sie verglich sich und David gern mit den Paaren im Fernseher. Sie nahm die sehnsüchtigen Blicke in ihren Augen wahr, und auch wenn sie selbst nie im Nebel gestanden hatte, während nebenan ein Flugzeug mit laufenden Triebwerken wartete, konnte sie nachempfinden, was die Frau mit dem grauen Hut fühlte, die ihren Geliebten verlassen musste. Und auch wenn David nie Steinchen an ihr Fenster geworfen hatte, konnte sie nachempfinden, was für ein Gefühl es war, die Vorhänge aufzureißen und nach unten zu rennen, um dem Geliebten auf dem raureifbedeckten, frühmorgendlichen Rasen zu begegnen. Und natürlich endete jeder Film mit einem langen, leidenschaftlichen Kuss.
    Spätabends, wenn der Film vorbei war, lagen sie in Davids Bett. Das war der beste Teil des Tages für Rose, wenn sie nur zu zweit waren. Wenn sie redeten oder auch nicht. Wenn sie nur atmeten. Dann klopfte Mrs Sun an die Tür (die sie unverschlossen lassen mussten) und sagte, es sei Zeit für Rose, in ihr eigenes Zimmer zu gehen. Sie sagten sich mit einem Pseudo-Kuss Gute Nacht, ein Trick, den sie sich ausgedacht hatten, eine Form, sich gegenseitig »Ich mag dich« zu sagen, ohne sich wirklich zu küssen. Rose drückte die Fingerspitzen an ihre eigenen Lippen, David tat das Gleiche, und dann berührten sie jeweils die Lippen des anderen. David fand das »total kitschig«, aber Rose gefiel es allemal. Sie war ziemlich sicher, dass es ihm auch gefiel. Er hatte es sich ausgedacht.
    Rose war nicht darauf programmiert, sich tagsüber selbst zu beschäftigen, und anfangs verbrachte sie viel Zeit damit, nur dazusitzen und in die Gegend zu starren. Je länger sie aber bei David war, desto mehr Dinge gab es, über die sie nachdenken und die sie miteinander vergleichen musste, und so beschleunigten all diese Hirnaktivitäten bald ihre Herzfrequenz und sie wurde unruhig. Ihre Hände brauchten etwas zu tun, darum falteten sie Papiervögel. Bald waren die Hände so geschickt im Falten von Papiervögeln, dass sie diese herstellten, ohne dass Rose ihnen den Auftrag dazu gab. Wenn David dann nach Hause kam, fand er immer mehr Vögel auf Roses Nachttisch, bis ihr Zimmer schließlich einem Miniatur-Vogelhaus glich.
    Eines Abends standen sie zusammen an Roses Fenster und sahen zu, wie dunkle Wolken über den See zogen. Das Fenster war offen, und ein Wind, der einen Sturm ankündigte, wehte ins Zimmer.
    »Die Luft ist heute sehr romantisch«, sagte Rose.
    David lachte, wie immer, wenn sie eine ihrer speziellen Rose-Formulierungen von sich gab.
    »Wieso ist sie romantisch?«
    »Fühlst du das nicht?«, sagte sie und blickte durch ihre Wimpern zu ihm auf. Sie berührte sein Schlüsselbein, und David spürte ein Kribbeln, ein Vibrieren an der Wirbelsäule.
    »Yeah«, sagte er. »Stimmt, ich fühle es.«
    Er dachte, er könnte sie jetzt auf der Stelle küssen, aber ein zorniger Windstoß fegte quer durchs Zimmer und der Papiervogelschwarm flatterte vom Nachttisch auf. Rose stieß einen leisen Laut des Entzückens aus, doch David schloss, ohne groß zu überlegen, das Fenster und beendete ihren Flug. Rose hockte schmollend über dem Papierhaufen, was David nicht begriff, aber sie wurde wieder munter, als er vorschlug, den Sturm gemeinsam von der überdachten Veranda aus zu beobachten.
    Dann, eines Nachmittags, entdeckte er ein Bild an Roses Zimmerwand.
    »Was ist das?«, fragte er, während er die willkürlichen Schnörkel betrachtete.
    Rose betätigte sich künstlerisch, und wie alle jungen Künstler hatte sie sich noch nicht ganz von ihren Vorbildern freigemacht. Sie hatte das Gemälde in der Diele kopiert – eine triste Landschaft aus dem Südwesten mit Gewitterwolken, die sich in ein Flussbecken ergossen, ein Gemälde, das nach Ansicht von Rose aussah wie die trübe Brühe, die Lupe nach dem Abwasch der Kristallgläser in den Ausguss entleerte. Rose hatte Kreise auf weißes Druckerpapier gemalt, bis die Wände in ihrem Zimmer von ergrauten Wolken bedeckt waren. Die Unterschiede zwischen ihren Zeichnungen und dem himmelhohen Ausblick über der Essecke irritierten sie, aber Davids Komplimente erfüllten sie mit einem neuen, machtvoll anschwellenden Gefühl. Stolz.
    Er ertappte sich dabei, dass er vergaß, in Rose einen

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