Girl Parts – Auf Liebe programmiert
Position. »Du klingst nicht mal sauer. Du stellst einfach fest, was klar ist. David, dein Kerl, ist besoffen. Schlicht und ergreifend.« Er schaute hoch. Rose stand mit verschränkten Armen da, die Haare wehten ihr ins Gesicht. »Was machst du hier?«
»Ich habe auf dich gewartet.«
»Oh.«
»Können wir zu dir nach Hause gehen?«
»Ja.« David musterte die Umgebung – tanzende Bäume in allen Richtungen. »Wir müssen bloß das Auto finden. Hast du vielleicht ’n eingebautes Navi? Nicht. Dachte ich mir.«
Die beiden stolperten durchs Unterholz, wobei Rose David eine Hand auf den Rücken legte, um ihn zu stützen. »Schätze, das ist ’ne erlaubte Berührung, oder?«, sagte David und lachte über seinen eigenen Witz. »Lassen wir die Hand nördlich vom Äquator, Fräulein. Ich will nicht, dass du irgendwas Neues ausprobierst. Ein Mädchen könnte die Gelegenheit ausnutzen, wenn ein Mann in … wenn er in so ’nem Zustand ist.«
Schließlich erreichten sie den Wagen. David ging in Richtung Fahrertür.
Nein, sagte Roses Hirn. »David, du kannst so nicht fahren.«
»Wieso denn nicht?«
»Es ist … verboten.«
David warf lachend den Kopf zurück. »Bei mir nicht. Komm schon, ich mach das jedes Wochenende. Es ist ungefähr drei Uhr früh. Keine Autos auf der Straße, und ich fahr wirklich langsam, versprochen.«
Rose rührte sich nicht. David bugsierte sich auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Er warf ihr einen Blick durch das offene Seitenfenster zu.
»Willst du laufen?«
»Ich will bei dir sein.«
»Dann steig ein.«
Sie schwenkten auf die leere Straße ein und fuhren im Schneckentempo zurück zur Route 20. Es waren keine anderen Autos unterwegs, und David fuhr tatsächlich langsam und warf hin und wieder einen Blick über die Schulter. Das Motorengeräusch erfüllte den stillen Raum zwischen ihnen.
»Und, hast du dich amüsiert?«, fragte David, als sie die Hauptverkehrsstraße erreichten.
»Ja.«
»Gut. Ich mich auch.«
»Findest du, dass Rebecca mehr für das Auge bietet als ich?«
»Wer?«
»Becks.«
»Wo hast du das denn her?«
»Findest du das?«
»Ich find sie nicht geiler als dich, falls du das meinst. Wieso? Eifersüchtig?«
Rose analysierte ihre Gefühle und fand sie uneindeutig. »Woran merkt man, dass man eifersüchtig ist?«
»Eifersüchtig bist du, wenn du die Person, die du vögeln willst, mit einem andern flirten siehst. Und du bist sauer deswegen und fühlst dich absolut tough. So, als könntest du ein Auto in Stücke reißen.«
»So fühle ich mich nicht.«
»Du brauchst sowieso nicht eifersüchtig zu sein. Du bist die Einzige für mich, Baby.«
Rose legte ihm die Hand aufs Knie, und diesmal klammerte sie sich nicht daran fest, sondern drückte es. Kein Elektroschock, Gott sei Dank. Es muss ihr besser gehen, dachte David. Klar geht es ihr besser. Es hat ihr vorher noch nie jemand einen Bären aufgebunden.
Rose sah dies:
Das Vorbeirasen der Bäume, die sich windende Straße, das pulsierende Aufblitzen der Katzenaugen an der Leitplanke. Blink. Blink. Blink. Und dann ein kurzes Aufleuchten, etwas Helles in der Dunkelheit zwischen zwei Katzenaugen. Es war das Vorderlicht eines Fahrrads, das sich zitternd auf dem Seitenstreifen entlangbewegte, während der Fahrer langsam bergauf fuhr. Aber die Perspektive stimmte nicht. Die beiden Fahrtrouten, in Roses Kopf als leuchtende, gepunktete Linien abgebildet, hätten sich nicht kreuzen sollen. Die Straße rutschte weg, und zum zweiten Mal stellte Rose sich vor, dass sie sterben könnte.
Es würde keine Rose mehr geben, keinen ersten Kuss, nicht mal einen dritten Tag.
Die Reifen quietschten. David fluchte. Das Lenkrad wirbelte herum und entglitt seinen Händen, Rose warf sich über ihn und schützte seinen Körper mit ihrem eigenen. Ein Schrei, ein Schlag, die Welt drehte sich.
Und dann war es vorbei, und David lag in ihren Armen.
Er atmete schwer. Seine Brust hob sich stoßweise atmend gegen ihre. Rose drückte ihn, vergrub ihr Gesicht an seinem Hals und spürte, wie sich die weiche, erhitzte Haut seiner Wange an sie presste. Er roch nach einer Mischung aus scharfem Schweiß und süßer Erde. Dann, als der Moment der Krise vorüber war, lud sich Roses Körper zu einem Elektroschock auf. Sie wich zurück, fühlte David aber immer noch in ihren Armen, während die Welt wieder ins Blickfeld rückte.
»Himmelherrgott«, sagte David.
Der Wagen stand jetzt in entgegengesetzter Richtung, die Straße war in Licht
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