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Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Titel: Girl Parts – Auf Liebe programmiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John M. Cusick
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ausradiert.
    »Nein«, sagte Rose, ihre Stimme klang erstickt und dünn. »Nein, ich will ihn nicht mehr brauchen wollen. Bitte!«
    Sie lauschte, halb in der Erwartung, die innere Stimme wieder zu hören. Aber da war nichts. Nichts als ihre eigenen Gefühle.
    Explosionen. Licht. Rose hätte sich gern die Haare ausgerissen und ihren Körper gegen die Steine geschmettert. Auch wenn sie allein war, sie war in sich gespalten. Wie oft konnte es einem den Verstand zerreißen, bevor er sich vollständig auflöste? Rose schloss die Augen und atmete. Bitte, dachte sie. Bitte, lass das weggehen.
    Im Wald bewegte sich etwas.
    Roses Sinne schalteten schlagartig auf höchste Alarmbereitschaft. Wieder ertönte das Geräusch. Blätter, die rhythmisch raschelten – Schritte. Ein großer Ast lag in der Ecke. Rose packte ihn und spürte sein stabiles Gewicht in ihren Händen. »Komm ja nicht näher!«
    Jemand tauchte auf der obersten Stufe auf. Ein Paar weiße Sneakers mit herabhängenden Schnürsenkeln. Dunkle Haare wehten im Wind.
    »Oh«, sagte das Mädchen. »Was machst du denn hier?«
    Charlie radelte neben einem fahrenden Bus her, Staub wirbelte um seine Beine auf. Jungs in flatternden grauen Jacketts steuerten wie ein Taubenschwarm auf die Statue von Saint Sebastian zu, um deren oberste Stange noch immer die rotzipfelige Krawatte geschlungen war.
    Drinnen war nichts von Sakoras Gorillas zu sehen. Die oberste Fluraufsicht warf Charlie einen langen, finsteren Blick zu, als er vorbeiging, und notierte etwas auf dem Klemmbrett. Charlie senkte den Blick und lief eilig zu seinem Spind. Er holte seine Zweitgarnitur von Jackett und Krawatte heraus, die er dort aufbewahrte. Ein Abstecher in die Jungentoilette, um sein Spiegelbild zu überprüfen (Kiefernnadeln im Haar), und dann ab ins Klassenzimmer.
    »Hey, pass doch auf, wo du hintrittst, du Affe.«
    Charlie schaute hoch, aber niemand hatte ihn angesprochen. Stattdessen stand George Thomas über einen Jungen gebeugt, der auf dem Boden hockte. Der Junge bemühte sich, seine Mini-USB-Sticks einzusammeln, die über den Boden verstreut lagen. Einer war unter Charlies Tisch gelandet. Er gab ihn zurück und begegnete dem Blick des Opfers. Es war David Sun.
    »Danke«, murmelte David.
    Charlie glotzte mit offenem Mund. Dieser blasse, fertige Kerl, der da auf dem Boden herumkroch, konnte nicht David sein. Er sah aus, als hätte er kein Auge zugetan.
    Es klingelte zum ersten Mal, und der zuständige Aufseher schlurfte herein, wie immer mit gelangweilter und grantiger Miene.
    »Alles klar. Augen nach unten, Jungs.«
    Charlie schloss PHYSIK 101 an. Sein Blick wanderte zu David, der den Kopf in die Hände gestützt hatte und total unglücklich aussah.
    »Sun. Sind Sie wach?« Das Aufsichtspersonal kannte keine Gnade.
    »Ja, Sir.«
    David gab sein Passwort ein und schaute beharrlich zu Boden.
    »Nuvola, Augen auf Ihre Arbeit.«
    »Sorry.«
    Doch bevor Charlie sich abwandte, sah David hoch. In seinen Augen lag nicht nur Erschöpfung, sondern noch etwas anderes. Ein tiefer sitzender Schmerz.
    Nein, entschied Charlie. Man konnte nicht tun, was David getan hatte, und trotzdem betroffen sein. Man konnte nicht jemand wie ein altes Spielzeug wegwerfen, ihr das Herz aus dem Leib reißen, sie mutterseelenallein lassen und dann so tun, als würde man sie vermissen. So funktionierte das nicht.
    »Was gaffst du mich eigentlich so an?«, fragte David.
    »Überhaupt nichts.«
    »Nuvola!«, fuhr die Aufsicht dazwischen.
    Charlie hatte jetzt kein Problem mehr, sich abzuwenden. Er wollte David Sun nie wieder ansehen.
    In der Mittagspause hörte er ein paar Jungen über Gefährtinnen reden. Einer von ihnen, ziemlich groß und mit Hakennase, trommelte beim Sprechen auf die Tischplatte und wippte dabei mit dem Kopf zu einer Musik, die nur er hörte.
    »Weißt du, die verpassen dir einen Elektroschock, wenn du sie zu begrapschen versuchst.«
    »Ja«, sagte einer mit rotem Bürstenschnitt. »Hab ich auch gehört.«
    »Wozu ist eine Sexpuppe gut, wenn du keinen Sex mit ihr haben kannst?«, fragte ein Dritter, Luther Drake, den Charlie aus dem Basketballteam kannte.
    »Nicht mal einen geblasen kriegen oder so?«, fragte die Hakennase.
    Luther schüttelte den Kopf. »Fehlanzeige, Alter. Denk doch mal nach. Wo sie dir doch schon einen Schock verpassen, sobald du ihnen nur auf den Hintern klatschst, stell dir das mal vor! Ich hab gehört, drüben in Auburn war so ein Typ, dem haben sie den Schwanz

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