Girl Parts – Auf Liebe programmiert
Oberfläche war mit Rost durchsetzt. Rose wollte die Beifahrertür öffnen, aber sie klemmte.
»Ach ja. Die Tür ist hinüber. Du musst am Türgriff rütteln. Der Wagen gehört meinem Vater. Ich habe ihn die letzten paar Tage benutzt, weil … na ja, weil er ihn nicht benutzt hat.«
Im Wageninneren entdeckte Rose das Emblem auf dem Lenkrad.
»Das ist ein Cadillac?«
»Jep, ein echter Klassiker.« Rebecca ließ den Motor an. Er schien unter der Motorhaube zu mahlen und rüttelte das Fahrgestell durch.
»David hatte auch einen, aber seiner war … anders. Der war in ziemlich gutem Zustand.« Ihr wurde bewusst, dass das womöglich als Beleidigung aufgefasst werden konnte.
Falls Rebecca gekränkt war, zeigte sie es jedenfalls nicht. »Oh, unser alter Louis war wahrscheinlich auch mal hübsch. Er ist inzwischen lediglich ein bisschen abgestoßen an den Kanten.« Liebevoll tätschelte sie das Armaturenbrett. »Stimmt’s nicht, Louis?«
Der Motor knatterte als Antwort. Rebecca legte einen Gang ein und kurbelte am Lenkrad. Dann rollten sie durch das hohe Gras zurück auf die Straße, wo Louis’ Gerüttel noch schlimmer wurde.
Sie bewegten sich gemächlich vom See zu einem anderen Teil der Stadt jenseits der Schnellstraße. Rebeccas Haus stand am Rand eines riesigen leeren Grundstücks. Es hatte gewaltige Ausmaße, und Rose brachte das Gespräch darauf.
»Insgesamt vierzig Wohneinheiten«, sagte Rebecca mit matter Stimme. »Buffumville- Residenz, dass ich nicht lache.«
Sie nahmen den Aufzug bis ins oberste Stockwerk und gingen bis ans Ende eines schmuddeligen Flurs. An der Tür hing eine weibliche Pappfigur im Grasröckchen.
»Mein Vater hat am Freitagabend einen Junggesellenabschied für seinen Freund veranstaltet«, sagte Rebecca. »Das Motto war tropisches Inselleben.«
Drinnen in Rebeccas Wohnung war es feucht und roch bittersüß. Unförmige Möbelstücke standen wackelig auf einem schaumstoffähnlichen Teppichbelag, und orangefarbenes Licht drang in Streifen durch Jalousien, die von der Decke bis zum Boden reichten. Eine lange Küchentheke trennte den Teppich von einem Fliesenboden, dahinter flackerte ein Leuchtkörper summend im orangefarbenen Gehäuse an der Decke. Geschirr stapelte sich im Spülbecken. In einer Ecke sackte eine halb aufgeblasene Palme in sich zusammen.
»Willkommen auf der Vergnügungsinsel«, sagte Rebecca.
»Wo sind deine Eltern?«
Rebeccas Gesichtszüge verhärteten sich. Dann entspannte sich ihre Miene, und das Grinsen kam erneut zum Vorschein. »Meine Mutter ist weg. Dad ist am anderen Ende des Flurs. Aber keine Sorge. Der kommt frühestens um vier wieder zu sich. Er schläft wie ein Toter, glaub mir.«
Durch eine halb offene Tür sah Rose in einen dunklen, zugemüllten Raum. Eine Gestalt lag auf dem Bett, ein nacktes, behaartes Bein hing seitlich herunter.
»Komm, mein Zimmer ist hier hinten.«
Rebeccas Zimmer war klein, die Wände waren gepflastert mit Postern von rettungslos glücklichen Paaren, die im Begriff waren, Lieder zu schmettern. An eine Wand waren Dutzende von Programmzetteln geklebt.
»Sind die für Filme?«
»Nein, nein«, sagte Rebecca und zog die Nase kraus. »Sie sind für Theaterstücke. Musicals. Ich liebe sie. An den Wochenenden arbeite ich bei Denny’s, um mir Geld für Aufführungen in Boston zu verdienen. Obwohl, wahrscheinlich werden sie mich rausschmeißen, weil ich seit zwei Wochen nicht zur Arbeit gegangen bin.«
Rose setzte sich aufs Bett. Auf Rebeccas Nachttisch lag ein roter Anstecker in Form eines Vogels. Rose erinnerte sich daran von dem Abend, als sie sich kennengelernt hatten.
»Das ist hübsch.«
Rebecca warf einen langen Blick auf den Anstecker, ihr Lächeln schwand. »Gott, findest du das nicht kitschig? Ich hab es eine Zeit lang zu tragen versucht, aber es geht einfach nicht.«
Der Zettel mit dem Text lag halb begraben unter USB-Sticks und Make-up-Stiften. Das, was von der eleganten Schrift zu sehen war, lautete: … unsere Solidarität mit der Familie Vogel zu bekunden, fordern wir Sie auf, diese Anstecker in Erinnerung an unsere liebe Nora zu tragen.
Rebecca begann sich die Stiefel von den Füßen zu zerren. »Ich meine, wenn du jemanden in Erinnerung behalten willst, dann erinnere dich an ihn.« Stiefel eins löste sich. »Steck dir nicht einfach eine Brosche an und tu so, als wäre damit alles erledigt.« Stiefel zwei. »So, bist du bereit für die Überraschung?«
Rebecca wühlte unter dem Bett und brachte eine
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