Girl Parts – Auf Liebe programmiert
das Monate vor seinem siebzehnten Geburtstag. Nicht schlecht. Und es war große klasse gewesen! Er malte sich alles noch einmal aus: Willows sich windender Körper, ihr lustvolles Stöhnen, wie er sich selbst im Nachglühen aalte, während sie duschte. Er fand es besser, wieder in seinem eigenen Bett zu liegen. Der heimkehrende Champion, der sieghafte Held. Er fühlte sich wie ein Mann. Allein. Supergut.
David drehte sich auf die Seite und wartete auf den Schlaf. Als er schließlich kam, träumte er von einem warmen Körper, zwei Herzen, die im Einklang schlugen. Dann klingelte der Wecker, und es war Zeit für die Schule.
Sie hatten sich neben der erkalteten Feuerstelle zusammengerollt. Roses innerer Ofen verbrannte das überschüssige Adrenalin vom Vortag, und als Charlie am nächsten Morgen erwachte, war alles außer ihnen beiden mit Raureif bedeckt. Eine feuchte Haarsträhne klebte an Roses Hals.
Langsam stand Charlie auf. Das Schlafen auf dem Erdboden hatte seinem Rücken übel mitgespielt. Schmutz und Kiefernnadeln hingen in seinen Haaren, im Gesicht, in den Kleidern. Dem Sonnenstand nach zu schließen war es noch früh am Morgen, aber er würde trotzdem wie ein Verrückter rennen müssen, um rechtzeitig in der Schule zu sein.
»Rose«, flüsterte er. Sie schlug die Augen auf. Da war kein verschlafenes Blinzeln. Einfach zack, und sie war wach, als hätte man einen Schalter betätigt.
»Ja?«
»Ich muss zur Schule.«
»Okay.«
»Bleib hier, ich bin dann in ein paar Stunden zurück.«
»Okay.«
Ein Lächeln glitt über ihre Lippen, und ihre Augen klappten wieder zu.
Charlie rannte nach Hause. Er fühlte sich leicht, beweglich. Er sprang über Steine, hüpfte über Wurzeln. Hätte er sich doch nur jemals auf dem Basketballplatz so gefühlt. Er erreichte die Hauptstraße und folgte ihr südwärts bis zu seiner Einfahrt. Eilig stieg er zum Seeufer hinab und steuerte auf die Rückseite des Hauses zu.
Thaddeus schlief auf dem Sofa. Im Geiste bedankte sich Charlie bei seinem Vater. Ohne Fragen zu stellen, hatte er ihnen Zeit und einen Fluchtweg erkauft. Er verdiente es, alles zu erfahren. Aber noch nicht jetzt.
Charlie holte sich ein paar saubere Klamotten und seinen Rucksack und kritzelte eine rasche Nachricht auf das Whiteboard, in der er zu erklären versprach, wo sie gewesen waren. Sein Fahrrad lag noch da, wo er es in der Auffahrt zurückgelassen hatte. Thaddeus würde ihm wahrscheinlich mit der alten Leier kommen, dass er es über Nacht nicht draußen lassen sollte.
Während er in Richtung Saint Sebastian radelte, fiel Charlie etwas ein. Würde Sakora seine Gorillas in die Schule schicken? Würden sie auf die Idee kommen, dort nach ihm zu suchen? Die Sonne schien, endlich rissen die Wolken auf. Sakora hin oder her – egal, was noch passierte, er würde es schon geregelt kriegen.
Unzusammenhängendes Datenmaterial, freigegeben durch die zusammengebrochene Satellitenverbindung, schwirrte in Roses Kopf umher, ordnete sich neu, suchte nach einem festen Ort. In menschlichen Kategorien gesprochen, hatte sie einen Albtraum.
Sie lag in einem ungeheuer großen Raum. Sie konnte sich nicht bewegen, ihre Arme und Beine fühlten sich steif an, abgestorben. Rings um sich herum sah sie Körper. Hunderte. Reihe um Reihe füllte den riesigen Raum. Männer in langen weißen Mänteln schritten auf und ab und machten Notizen. Einer von ihnen blieb neben Rose stehen, der Mann mit dem schütteren Haar, aber jetzt hatte er Fühler vorgestreckt wie ein hungriger Falter. In seinen Augen lag keine Wärme, nur teilnahmslose Beobachtung. Er griff mit einer Hand nach unten. Als sie wieder auftauchte, hielt sie etwas fest – Roses Herz. Es war ein Knoten aus sich kreuzenden Speichen, die sich langsam drehten.
Rose schaute nach unten. Ihre Brust stand offen. Drinnen blinkende rote Lichter, verkrümmte Haare und ein Loch, wo ihr Herz gewesen war. Sie konnte nicht schreien.
Schadstelle geortet.
Ausrichtung wird neu initialisiert …
Bitte warten.
30 % … 50 % … 85 %
Ausrichtung beendet.
David.
Rose setzte sich auf und griff sich an die Brust. Sie war im Wald. Die Sonne schien. Charlie … er war zur Schule gegangen. Aber etwas stimmte nicht.
David. Der Schmerz bohrte sich ihr ins Herz. Er hallte in jeder Synapse, jedem Netzknoten ihres Körpers wider. Von ihm getrennt zu sein – das war nicht nur eine Qual; es war eine Fehlfunktion, eine Sünde, eine Tragödie. Ihre Million von Was-wäre-wenns waren
Weitere Kostenlose Bücher