Girl Parts – Auf Liebe programmiert
schwebte unversehrt durch all das Blau. Er keuchte.
Die Scheinwerfer explodierten in einem Funkenschauer.
Später küsste ihn Rose auf die Stirn.
Sie lagen lange Zeit in der Grube, beobachteten die blauen Sterne, wie sie ihren langsamen Bogen über den Himmel beschrieben, und hatten das Gefühl, die Milchstraße schimmere allein zu ihrer Huldigung. Charlie war zu benommen, um zu sprechen. Er fühlte sich überwältigt, spacig, unberührbar. Schließlich schliefen sie ein.
Es gab Bindungen. Alles war miteinander verbunden. Und er würde sie nicht verlieren. Niemals.
Charlie rollte sich zur Seite, als er die Sonne auf seinem Gesicht spürte. Er presste die Wange in den feuchten Sand, und als seine Augen bereit waren, öffnete er sie langsam. Ein silbriger Falter saß auf Roses Jacke und trocknete seine Flügel im Wind.
Charlie setzte sich auf. Die plötzliche Bewegung erschreckte den Falter und ließ ihn davonfliegen. Charlie schaute nach rechts, nach links, stand auf. Ein kalter Wind wehte durch die Grube. Spuren im Sand führten von der Treppe zu der Stelle, wo Rose geschlafen hatte. Männerschuhe. Sie hatten sie geholt. Sie war weg.
Charlie war allein.
Er würde May aufsuchen. May würde wissen, was zu tun war. Doch die Water Street war gesperrt. Charlie bremste, als er knapp davor war, und kam an der hölzernen Polizeiabsperrung zum Stehen. Mehrere Streifenwagen parkten gegenüber von Mays Gebäude, ihre Signallichter drehten sich stumm. Männer in Uniform liefen vor der offenen Eingangstür herum, und Nachbarn lehnten sich glotzend aus ihren Fenstern. Eine kleine Menschenmenge hatte sich an der Absperrung versammelt, Charlie musste seinen Hals verrenken, um über die größeren Gaffer hinweg etwas sehen zu können. Männer schoben Handkarren und trugen große Kartons zu schwarzen Transportern – sie holten ihre Ausrüstung zurück.
»Was ist hier los?«, fragte er.
»’ne Razzia«, sagte ein Mann. »Oder so was. Sieht so aus, als hätte jemand ’n Meth-Labor aus der Wohnung da gemacht.«
Er spürte, wie ihm etwas gegen den Rücken schlug. Er drehte sich um. Eine kleine Person mit bunt gemaserter Kapuzenjacke stand ein Stück abseits der Menge. Sie hatte mit einem Kieselstein nach ihm geworfen.
Charlie zog sich zurück und bewegte sich unauffällig zu May hinüber. Ihre Augen waren hinter einer großen becherlupenartigen Sonnenbrille verborgen. Sie sah Charlie nicht an, während sie sprach.
»Nicht zu nahe. Sie sollten uns nicht zusammen sehen.«
Charlie hatte zu zittern begonnen. Irgendwie hatte er es bis hierhergeschafft, ohne Selbstgespräche zu führen. »Sie haben Rose geholt. Irgendwie haben sie uns gefunden, und haben sie mitgenommen.«
»Jemand hat ihnen einen Tipp gegeben.«
»Wer?«
»Ich wette, es war der Typ in dem Cadillac. Der ist zusammen mit den Bullen vorgefahren.«
Charlie schaute zu den beiden Streifenwagen hinten auf der Parkfläche hinüber. Zwischen ihnen stand ein schnittiger Sportwagen – viel zu schick für das Worcester-Polizeikommissariat.
»Das ist der Wagen von David Sun.«
May stopfte die Hände in die Taschen. »Was hat er gegen mich?«
»Gegen dich nichts«, sagte Charlie. »Tut mir leid, May. Deine Werkstatt.«
Sie zuckte die Achseln. »Schon gut. Ich kann noch mal neu anfangen. Sie können uns den Laden dichtmachen, aber sie können uns nicht aufhalten.«
»Könnte es passieren, dass sie dich verhaften?«
May wandte sich Charlie zu und grinste. »Nur wenn sie mich erwischen.«
Als sie die Straßenecke erreichte, drehte sie sich um, hob rasch die Hand zum Peace-Zeichen und verschwand.
Charlie machte sich auf den Weg zum Parkplatz.
»David.«
Die Streifenwagen waren leer. David Sun saß hinter dem Lenkrad seines Cadillacs, die Arme verschränkt. Als er Charlie sah, zuckte er zusammen. Das Seitenfenster fuhr surrend herunter.
»Nuvola.«
Charlies Stimme war leise, ruhig. »Steig aus dem Wagen.«
David starrte ihn mit ausdrucksloser Miene an. Gehorsam stieg er aus.
»Wo ist Rose?«, fragte Charlie.
»Was?«
Charlie stieß David gegen das Auto.
»Ich hab gesagt, wo ist Rose!«
Davids Augen verengten sich. »Du kannst mich mal.«
»Wohin haben die sie gebracht?«
»Das geht dich einen Dreck an«, sagte David. Er packte Charlie vorn an der Jacke und stieß ihn weg.
»Sag mir, wo sie ist, oder ich schwöre bei Gott …«
»Verpiss dich, Nuvola. Hier geht’s nicht um dich.«
David drehte sich um und wollte wieder in den Wagen steigen. Charlie
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