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Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Titel: Girl Parts – Auf Liebe programmiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John M. Cusick
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schloss die Augen. Die Sonne auf seinen Lidern fühlte sich gut an, träumerisch hinterließ sie ihre orangefarbenen Spuren auf seiner Netzhaut. »Hatten wir das nicht schon mal?«, fragte er.
    Clay kicherte. »Was meinst du damit, du kannst keine Ration Titten haben? Du kannst eine Ration Warzenmelonen haben …«
    Artie lachte so heftig, dass er die Erdnusstüte umwarf. Sie fiel gemächlich zu Boden und verteilte staubartiges rotes Pulver auf dem Beton.
    »Hey, Jungs, wollt ihr weg von hier?«, fragte David.
    Clay las die Tüte auf und rettete, was davon übrig war. »Erzähl mir mal mehr von der Wikingerin.«
    »Ihr Profilbild ist ziemlich geil.«
    »Nett.«
    »Jungs, hört ihr mir eigentlich zu?«
    »Ja. Blond oder so was in der Richtung. Eher wasserstoffblond.«
    David stieg aus dem Wagen und schlurfte zur Schule. Jenseits des Sportplatzes kam ein Schüler von Saint Seb mit wedelnden Armen auf den Parkplatz zugerannt.
    »Davie, wo gehst du hin?«, rief Clay. An seinen Lippen klebten Chilikrümel.
    David ignorierte ihn.
    Er ging ins Schulgebäude. Die Flure waren kühl und dunkel. Jemand knallte eine Spindtür zu, das Geräusch schallte durch die leeren Korridore und klatschte gegen Davids erschöpftes Hirn. Gedämpfte Musik drang aus der Aula. Dann flogen die Türen auf, an denen David gerade vorbeigegangen war, und Paul Lampwick spurtete keuchend und mit rotem Gesicht auf den Flur hinaus.
    »Da  ...«, setzte er an und hustete. »Hey, David. Warte!«
    »Nicht jetzt, Lampwick.« Er stopfte die Hände in die Taschen und ging weiter, aber Paul holte ihn ein.
    »Ich hab gerade einen Anruf von Charlie Nuvola gekriegt – vom Telefon meiner Schwester aus.« Er schien eine Antwort zu erwarten, aber David sagte nichts. »Er hat wegen deiner Exfreundin angerufen.«
    David blieb stehen. Paul wartete, bis die Information ankam. Schließlich drehte sich David um. »Was ist mit Willow?«
    »Nicht Willow, die andere. Die Rote, über die alle reden.«
    David versuchte diese Aussage in ihrer ganzen Unwahrscheinlichkeit zu begreifen. Es war wie fliegende Schweine oder sprechende Bären. Lächerlich.
    »Sie haben diesen Laden gesucht, diesen, na ja …« Er schaute den Gang entlang, um festzustellen, ob jemand im Anmarsch war. »David, war sie eine Gefährtin ?«
    David mahlte mit dem Kiefer und sagte nichts.
    »Das ist okay, ich hab auch eine!«, sagte Paul und trat näher zu ihm heran. »Sie ist allerdings ganz anders als deine. Sie ist …«
    »Halt die Klappe, Paul.«
    »Aber wieso ist deine bei Charlie? Hast du sie weiterverkauft oder irgendwas? Ist das nicht gegen die Regeln?«
    » Halt die Klappe, hab ich gesagt!« Er stieß Paul weg und schubste ihn gegen die Spinde.
    »Aber …« Paul sah aus, als wollte er in Tränen ausbrechen. »Aber du bist nicht anders als ich!«
    David entfernte sich mit steifen Schritten und blendete aus, was immer Paul als Nächstes sagte. Er spürte ein Kribbeln unten im Hals. Es verwandelte sich in ein wütendes Murmeln, ein Knurren. Als er die Treppe erreicht hatte, entstanden daraus Worte, eine Reihung teils geläufiger, teils erfundener Schimpfworte. Der Wortsalat platzte heftig und im Flüsterton aus ihm heraus. Er verkroch sich aufs Klo – das für das männliche Kollegium – und schrie sich vor dem Spiegel heiser. Er schrie durchs Fenster zu den trödelnden Nachzüglern hinaus, die den Pausenhof überquerten, zum heiligen Sebastian, dessen stachelige Ausleger sich ins Nirgendwo reckten, mit nichts verbunden waren.
    Schließlich sackte er auf den schmutzigen Fliesenboden. Die drückende Luft war mit Worten geschwängert. Sie hingen dort, erstickend wie Giftgas.
    Die Tür flog auf. Auf der anderen Seite stand Dr. Roger mit großen neugierigen Augen. Er sah aus, als sei er gerannt.
    »Himmel«, sagte er, überrascht, hier einen Schüler vorzufinden. »Waren Sie das, der da geschrien hat?«
    David konnte nicht sprechen.
    Dr. Roger öffnete die Tür noch ein Stückchen weiter. »Kommen Sie raus«, sagte er. »Sie sehen aus, als bräuchten Sie jemand zum Reden.«
    David holte tief Luft und nickte.
    Es war spät; die gelbe Sonne ging bereits unter. Sie hatten bei Mays Werkstatt den Fünf-Uhr-Bus erwischt. Jetzt liefen sie den Pfad zum Campingplatz hinunter. Der Himmel leuchtete blutrot durch die herabhängenden Zweige, die sich, so schien es Charlie, wie Augenwimpern über die Grube senkten.
    Rose setzte sich auf die blanke Erde und zog die Knie unters Kinn. Charlie setzte sich ein

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