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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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Gleich hinter der Eingangstür standen ein halbes Dutzend Jugendlicher, nicht älter als fünfzehn oder sechzehn, um ein Videospiel herum. Sie hatten Bierdosen in der Hand, machten ihre Witze, hatten ihren Spaß.
    Ich wusste, sie waren nicht auf Stunk aus, aber sie verbreiteten eine Atmosphäre, die mich nervös werden ließ. Nicht so schlimm wie der Horror, den ich in Stamford Bridge mitgemacht hatte. Nur das ungute Gefühl, dass sie jederzeit los pöbeln konnten, ohne dass ich was dagegen hätte unternehmen können. Als wir an ihnen vorbeigingen und uns umsahen, unterbrachen sie ihr Spiel und starrten uns an.
    »Seht euch die Möpse an.«
    »Yeah aber mit dem Gesicht!«
    Sie fingen alle an zu lachen, und ich wandte mich an Kate: »Sie sehen mir nach! Ich glaube, sie haben mich erkannt!«
    »Quatsch. Das ist völlig normal. Gar nicht beachten. Und sprich nicht so laut. Deine Stimme ist mehr als verräterisch.«
    Trotz ihrer Warnung drehte ich mich nach den Jugendlichen um. Sie widmeten sich wieder ihrem Videospiel und ihren Bierdosen. Aber was mich aufregte und die Wut in mir aufschäumen ließ wie Bier in einer heftig geschüttelten Dose, war die Tatsache, dass sie gnadenlos hässlich waren.
    Sie hatten mehr Pickel als ein Dalmatiner Flecken. Ihnen hätte man Clerasil intravenös reinjagen können, und es hätte wenig genützt. Ihre Gesichter sahen aus wie angegammelte Salamis.
    Der Bürstenschnitt auf ihren Köpfen musste mit einer Gartenschere geschnitten worden sein. Alle trugen ausrangierte Armee-Parkas und diese bescheuerten weiten Jeans, die den Schritt in Kniehöhe haben und unten fünfzehn Zentimeter über die Knöchel reichen, damit man beim Gehen den Bürgersteig fegen kann. Und diese kleinen Sackgesichter hatten sich erdreistet, mein Gesicht als hässlich zu bezeichnen! Ein Tritt in den Arsch brauchten die, damit sie wussten, wo’s lang geht.
    Ich war immer noch auf hundertachtzig, als man uns einen Tisch anwies. Der Laden war rappelvoll: Geschäftsleute, Weihnachtsheimfahrer, Familien mit lärmenden Kindern. »Was darf’s sein?« fragte die Kellnerin schnippisch, als wäre sie genauso genervt wie ich.
    »Eine Tasse Tee, bitte«, sagte Kate.
    Die Kellnerin deutete mit ihrem Block in meine Richtung. »Und Sie, Miss?«
    »Yeah, Tee ist o.k.«, sagte ich, ohne zu überlegen. Erst dann fiel mir ein… meine Stimme. Ganz egal, wie ich aussah. Meine Stimme klang in etwa so feminin wie die von Barry White.
    Die Kellnerin spitzte die Lippen, blickte auf mich herab und sagte: »Möchten Sie auch etwas essen … Schätzchen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wie bitte?« sagte sie. »Ich habe nicht ganz verstanden.«
    Ich schüttelte wieder den Kopf.
    »Also wenn ich Ihre Bestellung aufnehmen soll, müssen Sie mir schon sagen, was Sie wünschen.«
    Ich saß einfach nur hilflos da.
    »Meine Schwester möchte nichts essen, vielen Dank«, unterbrach Kate. »Könnten wir bitte unseren Tee bekommen?«
    »Jesses, das war knapp«, flüsterte ich Kate zu, nachdem die Kellnerin abgezogen war. »Vielleicht sollte ich versuchen, etwas höher zu sprechen.«
    »Bloß nicht. Das klingt dann wie eine Mischung aus Bee Gees und Minni Maus. Überlass das Reden mir. Wenn jemand dich anspricht, bist du Ausländerin, okay? Du sprichst kein Wort Englisch. Du lächelst einfach und nickst. Stell dich blöd. Das sollte dir ja nicht schwerfallen.«
    Ich hätte ihr dazu gern meine Meinung gesagt, aber bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte, kam ein Mann auf unseren Tisch zu. Er sah irgendwie nach Vertreter aus – graue Schuhe, fadenscheiniger Anzug, billige Aktentasche. »Entschuldigen Sie, meine Damen, verzeihen Sie die Störung, ich hoffe, ich bin nicht aufdringlich, aber ich habe gesehen, dass bei Ihnen am Tisch noch ein oder zwei Plätzchen frei sind, und wo es doch hier im Augenblick so voll ist… darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Kate konnte schwerlich nein sagen. »Klar«, sagte sie.
    Der Mann setzte sich und vertiefte sich in die Speisenkarte, als hätte sie unlängst den Booker-Preis gewonnen. Nach einer Weile kapierte er wohl, dass seine Message nicht rübergekommen war. »Bitte, lassen Sie sich nicht durch mich in Ihrer Unterhaltung stören.«
    »Schon gut«, sagte Kate. »Sie stören nicht.«
    Das war ein großer Fehler. Grauschuh verstand das offenbar als Einladung, sich in die Unterhaltung einzuklinken. Er hatte wohl den Eindruck, wir hätten nichts Besseres zu tun, als mit ihm ins Gespräch zu kommen.
    »Was führt

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