Girl
Aufenthaltsort verrät, haben wir ihr die Stimmbänder entfernt. Arme Brenda, nichts als eine stumme Sex-Sklavin.«
Chester Pruitt atmete schwer, und sein Gesicht war rot angelaufen. Ich konnte nicht unter dem Tisch nachsehen, aber ich hätte gewettet, seine Hose sah aus, als hätte jemand den Mast in einem Zirkuszelt aufgerichtet.
Kate öffnete ihr Portemonnaie und nahm drei Einpfundstücke heraus. Sie knallte die Münzen auf die Tischplatte und schnippte dann mit dem Finger nach mir. »Los jetzt, Brenda«, sagte sie. »Wir können Prinz Abdul nicht länger warten lassen!«
Wir liefen eilig auf den Ausgang des Restaurants zu und rannten dann kreischend und lachend zurück zum Wagen. Ich nahm den Hut und die Ohrringe ab, zog mein altes Sweatshirt wieder an, und dann ging es auf die Autobahn in Richtung Manchester und nach Hause.
Mum öffnete die Tür. Nachdem wir uns begrüßt hatten, fragte sie: »Willst du es deinem Vater gleich heute Abend noch erzählen, Bradley, Liebster?«
»Weiß nicht. Ich glaube, lieber nicht.« »Na, in dem Fall würde ich dir raten, dir das Gesicht zu waschen, bevor du ins Wohnzimmer gehst. Dein Lippenstift ist ja wirklich bezaubernd, aber nicht gerade maskulin.«
26. Dezember
Gestern, als wir alle unsere Weihnachtsgeschenke auspackten, habe ich es Dad endlich gesagt. Er hat mir das gleiche geschenkt wie jedes Jahr: das Fußball-Jahrbuch von Rothman’s und den Jahrespass für den hiesigen Golfklub. Ich komme nur noch selten dorthin, jetzt, wo ich in London wohne. Aber ihm hat es immer sehr viel bedeutet.
Für Dad war die Aufnahme in den Golfklub das sichtbare Zeichen dafür, dass er es im Leben zu etwas gebracht hatte, und eine Runde mit seinem Sohn zu spielen war für ihn die Sahne auf dem Kuchen. Es ist eine der seltenen Gelegenheiten, wo wir wirklich miteinander reden können, während wir über den Platz schleichen oder uns nachher am neunzehnten Loch einen genehmigen. Insofern ist der Jahrespass seine Art, mir Dinge zu sagen, die er nie laut aussprechen könnte.
Ich bedankte mich jedenfalls und packte danach die Wollsocken von Großmutter und die Taschentücher von meiner Tante aus. In der Zwischenzeit hatten sich Mum und Kate vor Dad gestellt, der immer gleich neben dem Baum sitzt und die Geschenke verteilt, und hielten ihn davon ab, mir ihre Geschenke und auch das von Lorraine weiterzureichen, das Kate aus London mitgebracht hatte. »Die gehören irgendwie alle zusammen«, sagte Kate.
Schließlich lagen nur noch diese drei unter dem Baum, und Dad sagte: »Kann der arme Kerl jetzt seine restlichen Geschenke bekommen?« Mum und Kate nickten, und Dad reichte mir ein Päckchen von Mum, das etwa dreißig Zentimeter lang und genauso hoch war und irgendetwas Weiches enthielt; dann eine Schachtel von Kate, ungefähr so groß wie Mums Geschenk, in der es raschelte; und eine kleinere Schachtel von Lorraine.
Nachdem ich alles ausgepackt hatte, lagen vor mir auf dem Teppich eine schwarze Umhängetasche aus Leder, ein Set heizbarer Lockenwickler und ein Make-up-Geschenkset von Christian Dior.
Dad explodierte: »Was zum Teufel soll denn das?«
Ich stotterte hilflos vor mich hin, bis Kate mir zu Hilfe kam: »Wir wussten nicht, wie wir es dir sagen sollten, Dad. Aber die Sache ist die … Bradleys Unfall ist nicht mehr rückgängig zu machen. Er wird also nie mehr ein Mann sein. Und deshalb wird er von jetzt an eine Frau werden.«
Dad saß eine gute Minute lang mucksmäuschenstill auf seinem Stuhl, während wir ihn anblickten und überlegten, wie er wohl reagieren würde. Endlich redete er. »Eines sag ich dir, Bradley. Wenn du glaubst, du könntest jetzt vom Damenabschlag spielen, hast du dich gründlich geschnitten.«
30. Dezember
Zu den Dingen, die Kate und ich auf der Heimfahrt im Wagen verabredet hatten, gehörte auch, dass mein erster öffentlicher Auftritt in der neuen Rolle an Neujahr sein sollte. Dann geben Mum und Dad wie jedes Jahr eine Party – unsere Jahreshauptversammlung nennt es Mum. Sie laden dazu alle Arbeitskollegen von Dad ein, ein paar Frauen, die mit Mum Hausbesuche machen, die Familie, unsere alten Schulfreunde, im Grunde alle, die irgendwie mit uns zusammenhängen.
Sie räumen das Wohnzimmer aus, rollen den Teppich zusammen und hängen Lichterketten auf. Es gibt sogar eine Disco. Von dem Moment an, da Mum den Weihnachtstruthahn aus der Bratröhre geholt hat, verbringt sie jede freie Minute mit der Zubereitung von Mince-Pies und Snacks. Dad besorgt das Bier
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