Girl
und ein paar Kisten Sekt. Unsere Neujahrsfeten sind berühmt. Für uns ist es
der
Tag des Jahres.
Unser ursprünglicher Plan sah so aus, dass ich zu Beginn ganz der alte Bradley sein würde, um dann, zur Mitte des Abends, zusammen mit Kate nach oben zu gehen, mich umzuziehen und Schlag zwölf als mein neues Ich in Erscheinung zu treten. Aber dann dachte ich, vergiss es, was soll das ganze Rumgehampel. Ich bin einfach ich selbst. Sobald die Party losgeht, bin ich… na ja, gerade darüber versuche ich mir die ganze Zeit klarzuwerden. Wer bin ich eigentlich?
Vor ein paar Tagen war ich abends bei Kate, damit wir in aller Ruhe darüber reden konnten, ohne dass meine Eltern dazwischenfunkten.
»Das ist der reinste Alptraum«, sagte ich, während wir durch eines dieser Namensbücher blätterten. »Ich habe nicht die geringste Vorstellung, welchen Namen ich mir geben soll.«
»Versuch’s unter B«, sagte Kate. »Dann bleiben wenigstens die Initialen gleich.«
»Klasse. Aber ich sag dir gleich, Brenda kommt ganz bestimmt nicht in Frage. Nicht, solange Chester Pruitt unter den Lebenden weilt!«
Die anderen waren auch nicht viel besser. Ich sah mich nicht als Barbara Barrett, oder Belinda, oder Bettina. Dann hatten wir noch Blossom, Bormie, Bridget, alles nichts für mich. Aber als wen sah ich mich überhaupt? Allein der Gedanke machte mich halb wahnsinnig.
»Warum versuchst du nicht einfach, die Unpassenden zu streichen?« schlug Kate vor. »Ich mag mich irren, aber meiner Meinung nach passen Sharon oder Tracey nicht zu dir. Und zu mir schon gar keine Schwester, die so heißt. Debbie klingt auch bescheuert, genau wie Lorraine. Ich will dich nicht kränken, ich habe Lol immer gemocht, aber du wirst zugeben, der Name war schon ein echtes Problem.«
Ich zuckte bloß mit den Schultern, und Kate machte weiter. »Wenn du dir einen von diesen Yuppie-Namen zulegst, bist du für mich gestorben. Die hasse ich seit meiner Uni-Zeit wie die Pest.«
Sie gab ihrer Stimme einen gezierten Klang. »O Georgina, Liebste, wie schön, dich zu sehen. Henrietta, darf ich dir Charlotte und Prunella vorstellen. Araminta ist gerade unpässlich. Sie ist drüben in der Ecke und bläst Rupert einen, und Lucinda kotzt gerade in die Blumenrabatten.«
Ich blätterte weiter in dem Buch, was eigentlich völlig überflüssig war, da Kate die Sache jetzt systematisch anging. »Also, keine Billig-Namen, keine Yuppie-Namen und nichts, was nach Nutte klingt. Alles in Richtung hohe Stöckelschuhe, abgehakt. Wir sind uns wohl einig über Nikki, Susi, Suki, Kiki, Cindy, Jaki«
»Augenblick mal«, sagte ich, »was ist mit Jackie – so hieß meine Schwester im Krankenhaus? Setz ihren Namen auf die Liste.«
»Wenn du meinst.« Kate nahm einen Notizblock und schrieb in großen Druckbuchstaben JACKIE BARRETT.
Ich griff nach einem Magazin, das auf einem Beistelltisch lag, und blätterte darin. Auf dem Umschlag war Julia Roberts abgebildet. »Was ist mit Julia?« fragte ich. »Oder irgendwas aus der Schauspielbranche?«
Wir gingen sämtliche Namen durch, die uns in den Kopf kamen. Marilyn…
»Absolut tabu!« sagte Kate.
… Meryl, Sigourney …
»Igitt!« machten wir beide. »Da komme ich mir schon eher wie ein Alien vor«, sagte ich.
… Geena, Daryl, Michelle …
»Yeah, auf die Liste damit. Michelle Pfeiffer ist mir schon immer ziemlich durchtrieben vorgekommen.«
Kate setzte MICHELLE BARRETT auf die Liste. Dann sagte sie: »Es gibt natürlich auch noch die Sportlerinnen. Wie wär’s mit Sally, wie Sally Gunnell, oder Martina, oder auch Tonya, du weißt schon, die Eiskunstläuferin?«
Ich überflog immer noch mit einem Auge die Zeitschrift. Da war eine dieser unsäglichen Stories mit dem Titel ›Die geheimen Schönheitstips der Top-Models‹. Ich sagte also: »Was ist mit den Supermodels? Ich meine, Kate Moss, Linda Evange- soundso…«
»Du bist ja gar nicht eingebildet.«
»Aber nein, ganz im Ernst«, sagte ich. »Du hast Cindy von der Liste gestrichen, weil der Name dir zu nuttig war. Cindy Crawford hat’s nicht geschadet, oder?«
»Die ist Amerikanerin«, sagte Kate. »Das ist was anderes. Und wenn man berühmt ist, ändert das sowieso alles. Nimm Sharon Stone. Nur weil sie ein Star ist, ist Sharon als Name nicht weniger bescheuert. Egal, Cindy klingt jedenfalls nach Puppe. Da kannst du dich gleich Barbie nennen.«
»Mir gefällt Cindy trotzdem«, sagte ich, auch wenn ich nur noch halb bei der Sache war. Ich versuchte mir vorzustellen,
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