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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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und blauen Flecken und Narben hindurch Konturen. Es ist geradezu gespenstisch – jeden Morgen stehe ich auf und frage mich, wie ich einmal aussehen werde, wer ich sein werde und mit welchem Gesicht ich mich für den Rest meines Lebens der Öffentlichkeit präsentieren werde.
    Einiges an mir ist noch so wie früher. Meine Augen sind unverändert, auch wenn die Brauen in einem Bogen nach oben gezogen wurden, was der ganzen oberen Gesichtshälfte ein freundlicheres Aussehen verleiht. Auch mein Mund ist mehr oder weniger der gleiche, obwohl die Unterlippe durch die Kieferkorrektur ein wenig nach vorn gestülpt ist, was den Mund insgesamt voller, man könnte auch sagen schmollender wirken lässt.
    Verändert wurden vor allem die Knochen. Meine Nase ist schmaler und läuft spitz zu, wo früher ein dicker Knubbel war. Dann hat er mir das Fett unterm Kirrn abgesaugt und den Kieferknochen verschmälert, der jetzt oval statt rechtwinklig ist, und die alte Spalte am Kinn ist verschwunden. Ausserdem habe ich Wangenknochen bekommen, die vorher nicht da waren, selbst wenn es nur welche aus Plastik sind.
    Das mag so klingen, als ob man mich völlig umgebaut hätte, aber es ist viel subtiler. Es geht hier um Millimeter, um winzige Veränderungen, aber mein Gesicht ist jetzt wirklich das einer Frau. Gerade so, als ob ich zu meiner eigenen Zwillingsschwester geworden wäre. Aber unsere Jackie ist schon okay. Ich denke, ich kann mich mit ihr anfreunden.
    21. April
    Die Aromatherapie war fantastisch. Zuerst lag ich auf dem Rücken, während Jan meine Füße und Beine mit einem Öl massierte, dessen betörender, blumig-herber Duft den ganzen Raum erfüllte. Danach kamen Bauch, Halspartie und Schultern an die Reihe, und als Krönung mein Gesicht.
    Es war absolut wohltuend. Mit ihrem Daumen lockerte sie meine Anspannung in Stirn und Schläfen, und dann fuhr sie so sanft mit den Fingerspitzen um meine Nase, dass es überhaupt nicht wehtat. Das Öl war weich und warm, und sein schwerer Duft machte mich ziemlich schläfrig.
    Dann sagte Jan, ich solle mich auf den Bauch rollen, und sie arbeitete sich über meine Waden und Hüften und weiter über den Po bis zum Ansatz der Wirbelsäule hoch. Sie stand etwa auf Pohöhe neben mir und ging dann mit ihren Händen den Rücken hoch bis zu den Schultern, um zum Schluss die Handflächen auf meinen Nacken zu legen und mit den Fingern das Öl am Hinterkopf einzumassieren.
    Während ihr Körper sich über mich beugte, fühlte ich ihr Haar auf meinem Rücken, und dann, als sie sich bis hoch zum Kopf streckte, spürte ich für einen Moment den Druck ihrer Brüste. Wir sprachen bei all dem kein Wort – dazu war ich viel zu high und schläfrig –, aber ich musste wohl einen Seufzer ausgestoßen oder zufrieden gebrummelt haben, denn sie flüsterte: »Schön?«, und ich machte nur: »Mmmm …«
    Sie lachte leise und sagte dann bis zum Ende der Behandlung nichts mehr. Der Abschluss bestand immer darin, dass sie einen Finger die Wirbelsäule hochfahren ließ, sanft wie eine Feder, so dass man es kaum spüren konnte und mir jedes Mal ein leiser Schauer durch den ganzen Körper lief. Als sie diesmal damit fertig war, beugte sie sich zu mir herab und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf den Hinterkopf.
    Sie machte das so sanft, dass es mir leicht hätte entgehen können. Hätte ich protestiert, sie hätte sich lächelnd darüber hinweggesetzt oder es gar bestreiten können. Aber ich protestierte nicht. Ich drehte mich wieder auf den Rücken, stützte mich benommen auf den Ellbogen und blickte sie an. Sie gab mir einen zweiten Kuss auf die Lippen, wobei sie meinen Mund kaum berührte.
    Eine Ladung purer Sex durchschnitt den Dunstschleier des Aromaöls. Ich wollte sogleich meine Arme um sie legen und versuchte, mich aufzurichten, aber sie wich zurück und legte mir abwehrend eine Hand auf die Schulter.
    »Nicht jetzt«, sagte sie. Sie lief ein paar Schritte auf die Tür zu und drehte sich dann nach mir um. »Ich lasse Sie jetzt zum Entspannen zwanzig Minuten allein. Keine Angst, es wird Sie niemand stören.«
    Ich ließ mich zurück auf die Massagebank sinken und spürte dann wieder, wie mir eine Hand über die Wange strich und eine Stimme sagte: »Zeit zum Aufstehen.«
    Es war Jan. »Ich dachte, Sie kämen erst in zwanzig Minuten zurück«, sagte ich.
    Sie lächelte. »Genaugenommen waren es vierzig, aber Sie lagen so friedlich da, dass ich es nicht übers Herz gebracht habe, Sie aufzuwecken. Dummerweise habe

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