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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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fuhr mir mit einem Finger über die Augenbraue und dann den Wangenknochen entlang. »Du solltest glücklich sein. Du wirst einmal bezaubernd aussehen.«
    Einen Augenblick saßen wir schweigend und ein wenig hilflos da. Dann erhob sie sich und fragte in ihrer forschen und zupackenden Art: »Aber ja doch. Ich bin mal wieder ganz die zuvorkommende Gastgeberin, was? Darf ich dir etwas zu trinken anbieten? Allerdings nur Antialkoholisches. Öl und Alkohol soll man wirklich immer hübsch trennen.«
    »Sind Öl und Wasser erlaubt?«
    »Ja«, sagte sie. »Mit oder ohne Kohlensäure?«
    Ich machte wirklich eine neue Erfahrung nach der anderen. Zuerst die Aromatherapie, dann ihr Kuss, und jetzt machte ich mich daran, eine Frau mit nichts Gefährlicherem im Rücken als einem Glas Mineralwasser zu verführen. Allerdings hatte ich irgendwie das Gefühl, heute Abend auf alkoholische Unterstützung verzichten zu können.
    Sie nahm mit einem Glas Chardonnay in der Hand wieder neben mir Platz. »Entschuldigung«, sagte sie lächelnd, »ich hoffe, ich mache dich damit nicht gar zu neidisch.«
    Wir nippten eine Zeitlang schweigsam an unseren Gläsern, bis ich sagte: »Mir fällt gerade auf, dass ich nichts von dir weiß. Die ganzen Tage über habe ich dich mit meinen Problemen vollgequatscht, und du hast kaum je ein Wort dazwischen bekommen.«
    »Schon in Ordnung. Ich kann gut zuhören. Bringt der Job so mit sich.«
    Ich merkte, dass sie lieber zurückgezogen blieb, während die anderen sich ihr öffneten, aber nun, da wir soweit gekommen waren, wollte ich sie nicht so leicht gehen lassen: »Küsst du häufig Patientinnen?«
    »Nein … nur manchmal, eher selten …«
    Eins wollte ich unbedingt wissen, nur fiel mir kein Weg ein, wie ich es taktvoll verpacken konnte. »Bist du lesbisch?«
    Sie war durch die Direktheit meiner Frage nicht beleidigt. Im Gegenteil, sie lachte. »Nein, bin ich nicht. Ich habe sogar einen festen Partner. Er heißt Peter und ist Offizier bei der Royal Navy. Ich zeig dir ein Foto von ihm, wenn du möchtest.«
    Sie lief rüber zum Bücherregal an der Wand und nahm eine Fotografie im Silberrahmen heraus. Die Aufnahme zeigte Jan in einem purpurfarbenen Abendkleid und daneben einen großen, schlanken Mann in Marine-Uniform. Er hatte seinen Arm um ihre bloßen Schultern gelegt, und beide strahlten – ein fröhliches Paar, eine glückliche Beziehung.
    »Sieht aus, als wäre er ein netter Kerl.«
    »Das ist er auch. Er ist wunderbar.«
    »Und er weiß von… na … von all dem?«
    »Nein. Weiß er nicht.« Sie machte eine Pause. »Ich glaube, jetzt kennen wir unser gegenseitiges Geheimnis.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich glaube auch.« In ihrem Blick lag ein Zögern. Sie hatte sich leicht verwundbar gemacht. Und jetzt überlegte sie, ob sie damit einen Fehler begangen hatte oder nicht. Würde ihr Geheimnis gewahrt bleiben? Würde ich sie zurückstoßen, sie lächerlich machen und die Art, wie sie sich mir genähert hatte?
    »Keine Angst«, sagte ich. »Ich verrate es niemandem. Und ich bin wirklich froh, dass du mich heute Abend eingeladen hast.«
    Sie lächelte, und wir saßen uns, ohne ein Wort zu sagen, auf dem Sofa gegenüber. Wie oft schon hatte ich so gesessen. Sie war bereit und wollte, dass ich ihr einen Kuss gab, und doch hatte ich Angst davor, den ersten Schritt zu wagen. Wie brachten zwei Frauen es nur dahin, dass überhaupt etwas passierte?
    Ich holte tief Luft. Also los, Jackie, dachte ich. Sei ein Mann.
    Ich stellte mein Glas ab, nahm ihr den Bilderrahmen aus der Hand und legte ihn gleich neben ihr Weinglas auf den Boden. Dann lehnte ich mich zu ihr, schob einen Arm hinter ihren Kopf und hielt ihn fest, während ich mich zu ihr herabbeugte und sie küsste. Ich ging nicht gleich mit der Zunge ran. Ich berührte nur leicht ihre Lippen, bis ich fühlte, wie ihr Mund sich öffnete und sie mich hereinbat. Ich zögerte noch ein paar Sekunden, um sie hinzuhalten und ihr Verlangen zu steigern, dann presste ich meinen Mund fest auf ihre Lippen und nahm von ihr Besitz, während unsere Zungen sich ineinanderschlangen.
    Ich weiß nicht, wie lange wir uns einfach nur küssten, in die Augen sahen und uns anhimmelten. Aber ich weiß noch, dass sie mein Gesicht streichelte und ich versuchte, meine Hände auf ihre Brüste und zwischen ihre Beine zu bekommen. Sie schien nichts dagegen zuhaben, und was mich anging … na ja, ich war einfach ich selbst, mein wahres Ich, und vor lauter Erregung war mir beinahe schwindelig. Ich

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