Girl
und in Krankenhäusern verbracht. Und außerdem will ich mit meinem Leben vorankommen. Die letzten Monate über habe ich nichts anderes gemacht, als über mich selbst nachzudenken… wer ich bin, wie ich aussehe, wie ich rede. Jetzt will ich endlich wieder ein ganz normales Leben führen.«
»Ja«, sagte er, »das verstehe ich sehr gut.«
Wir einigten uns also auf eine Operation, Er selbst wird sie ausführen, und zwar am 8. April. Seine Privatbehandlungen führt er hauptsächlich außerhalb Londons in Hookham Grange durch. Es handelt sich um einen Klinikkomplex inklusive Pflegeheim und Schönheitsfarm. Wer sein Gewicht reduzieren will, kann nach Hookham Grange gehen, und wenn die Diät nicht anschlägt, lässt man sich das Fett einfach absaugen. Sie machen alles, vom Cold Turkey für drogenabhängige Kids bis zum Face-Lifting für verwöhnte Hausfrauen.
James meint, mein Gesicht wird für zehn Tage einbandagiert sein und die Operationsnarben werden in etwa zwei Wochen verheilen. Sein Vorschlag ist, dass ich die ganze Zeit dort verbringe. »Gehen Sie die Sache entspannt und gelassen an«, sagte er. »Sie brauchen nichts zu überstürzen.«
So soll es denn sein. Außerdem habe ich beschlossen, keine Besuche zu empfangen. Keiner soll mich sehen, wenn ich wie ein Crash-Test-Dummy aussehe oder grün und blau im Gesicht bin. Das Volk kriegt mein Gesicht erst dann wieder zu sehen, wenn es in meinen Augen reif dafür ist.
»Eine Sache noch«, sagte James, als ich mich verabschiedete. »Es ist leider so, dass ich Sie darum bitten muss, die Kosten für Ihre Operation und Ihre Zeit in der Klinik voll zu übernehmen. Meine Anwälte bestehen darauf… sie sagen, wenn ich ohne Bezahlung arbeite, käme das einem teilweisen Schuldbekenntnis gleich. Aber Sie sollen wissen, dass, sollten Sie mir einen Scheck über die Operationskosten schicken, ich diesen mit Freuden zerreißen werde.«
Zum ersten Mal seit wir uns begegnet waren, schien seine kühle, elegante Fassade zu bröckeln. »Es tut mir alles so … so fürchterlich leid …«
»Das braucht es Ihnen nicht«, sagte ich.
»Ich werfe mir immer vor, Ihr Leben ruiniert zu haben.«
»Genau das habe ich auch erst gedacht, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Wie auch immer … sollen die Anwälte das entscheiden.«
»Sie hegen also keinen persönlichen Groll gegen mich?«
»Nicht mehr.«
»O Gott sei Dank. Ich hätte mir selbst nicht mehr ins Gesicht blicken können, wenn es so wäre.«
»Heh«, sagte ich. »Keine weiteren Vorwürfe. Sie sollen mir ein ganz neues Aussehen verschaffen, und ich möchte, dass Sie in Topform sind, wenn’s losgeht.«
»Keine Sorge. Das werde ich. Ich kann Ihnen versichern, dass mir das Beste für Sie gerade gut genug ist.«
Er begleitete mich zur Tür. Beim Hinausgehen gab ich ihm zum Abschied einen Kuss. Nichts Dramatisches – nur ganz kurz auf die Wange. Der arme Kerl, ich konnte es nicht ertragen, ihn so niedergeschlagen zu sehen.
6. April
Ich war ein paar Tage zu Hause, um vor meiner Operation noch einmal alle zu sehen. »Du verlangst nicht wieder, dass ich mit dir einkaufen gehe, oder?« sagte Kate.
»Du wirst es kaum glauben. Inzwischen bin ich darin schon richtig gut. Also, deine neuen Schuhe: Pied a Terre, neunundfünfzig/neunundneunzig, hab’ ich recht?«
»Meine Güte«, sagte sie, »vom Fußball-Hooligan zum Mode-Fuzzi, ohne jede Zivilisationsstufe dazwischen. Hut ab vor der modernen Medizin!«
Samstagabend gingen wir alle auf einen Drink in den Pub um die Ecke. »Das übliche, Jackie?« fragte Dad.
»Danke, für mich nur ein Kleines. Nach einem Großen fühle ich mich immer gleich aufgedunsen. Außerdem ist es eine echte Kalorienbombe.«
Sonntagnachmittag spielten wir eine Runde Golf. Wir waren auf dem Weg zum ersten Tee, und Dad wiederholte seine Mahnung, dass ich nicht vom Damenabschlag schlagen dürfe, worauf ich nur sagte: »Sehe ich für dich etwa wie ein Mann aus?«
In dem Augenblick kam jemand von der Vereinsleitung auf uns zu und sagte: »Tut mir sehr leid, aber sonntags nachmittags ist Damen das Spielen nicht gestattet. Nach ein Uhr ist der Platz unseren männlichen Mitgliedern vorbehalten und ihren männlichen Gästen.«
»Red keinen Blödsinn, Frederick«, sagte Dad. »Das ist keine Dame, das ist mein Sohn.«
»Tut mir leid, Mr. Barrett, aber Ihre Tochter darf den Platz erst morgen früh in Anspruch nehmen. Hätten Sie vor zwölf mit dem Spiel begonnen, gäbe es keine Probleme. Sonntags
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