Girl
nachmittags allerdings ist gemischtes Spielen verboten. Es geht nicht gegen Sie, Miss, aber wir können nicht dulden, dass Damen das Spiel der Herren behindern.«
»Darf ich dazu etwas sagen?« fragte ich.
»Selbstverständlich, Miss Barrett.«
»Ich kann nicht leugnen, dass ich wie eine Frau aussehe und die letzten Monate wie eine Frau gelebt habe. Aber da wäre noch eine Sache …«
»Ja…«
»Ich habe hier einen Mitgliedsausweis auf den Namen Bradley Barrett, okay? Und dieser Ausweis ist noch für weitere acht Monate gültig. Einverstanden?«
»Ja.«
»Gut. Also, ich gebe zu, ich sehe anders aus als zu dem Zeitpunkt, als die Aufnahme für den Mitgliedsausweis gemacht wurde, aber Sie können nicht bestreiten, dass Bradley Barrett und ich ein und dieselbe Person sind. Und Bradley Barrett hat als zahlendes männliches Mitglied des Klubs satzungsmäßig das Recht, sonntags nachmittags auf dem Platz zu spielen.«
»Ja, aber …«
»Nichts aber. Hören Sie zu, wenn mir ein Arm fehlt, würden Sie mich auch nicht vom Platz weisen, weil ich behindert bin, oder?«
»Selbstverständlich nicht.«
»Genau. Warum sollten Sie mich also verweisen, bloß weil mein Penis amputiert wurde? Wo ist da der Unterschied?«
Der Vereinsmensch wurde vor Verlegenheit puterrot. »Also … ich denke … jetzt, wo Sie es sagen«, stotterte er. Dann verkündete er seine Entscheidung. »Sie können dieses eine Mal sonntags nachmittags spielen. Aber Sie müssen die Umkleidekabine und Toilettenanlagen für Damen benutzen, sollten Sie sie in Anspruch nehmen. Und Sie dürfen die Bar im Klubhaus nur in Begleitung eines Mannes betreten.«
»Damit ich das recht verstehe«, sagte Dad. »Solange mein Spross hier auf dem Platz steht, geht er als mein Sohn Bradley durch…«
»Ja.«
»Aber sobald er einen Fuß in das Klubhaus setzt, verwandelt er sich in meine Tochter Jacqueline?«
»So ist es.«
Dad strahlte vor Zufriedenheit. »Darin ist ja alles geklärt.« Er legte mir väterlich seinen Arm um die Schulter. »Du schlägst vom Herrenabschlag.«
Dann gab er mir einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. »Aber mach dir keine Sorgen«, sagte er augenzwinkernd. »Wenn wir uns am neunzehnten einen genehmigen, lade ich dich mit Freuden zu einem Gläschen Cream-Sherry ein.«
Ich schlug ihn mit vier und zwei. Die gerechte Strafe für seine sexistischen Sprüche.
15. April
Meine Operation liegt eine Woche zurück. Die ersten Tage war ich ziemlich groggy, aber abgesehen von gelegentlichen Schmerzen in den Knochen und dem Jucken des Verbands geht es mir gut, obwohl ich ein bisschen nervös bin, was beim Abnehmen der Bandagen zum Vorschein kommen wird.
Die anderen Patienten und Klinikgäste sind überwiegend freundlich. Mit jedem ist irgendetwas angestellt worden, sei es aus medizinischen Gründen oder aus purer Eitelkeit, so dass wir zusammensitzen und uns unterhalten können, ohne fürchten zu müssen, irgendwer könnte geschockt sein oder ablehnend reagieren.
Die meisten kommen natürlich bloß für ein oder zwei Tage her. Von den Schwestern habe ich erfahren, dass viele Männer in der Klinik kosmetische Korrekturen vornehmen lassen. Dazu gehören Liposuktionen an Bäuchen und Oberkörpern (für die armen Schweine mit Männertitten), Nasenoperationen, Face-Lifting, Haartransplantationen und so weiter, ohne dass je wer davon erfährt. Sie wollen alles so schnell wie möglich hinter sich bringen, und in der Zwischenzeit bleiben sie unter sich.
Nur diejenigen, die wie ich größere Eingriffe hinter sich haben, bleiben für längere Zeit. Meistens sind es Unfallopfer oder Patienten mit entstellenden Krankheiten. Man sollte nur mal morgens bei unseren Übungen dabei sein. Es sieht aus wie eine Monsterturnstunde. Sobald ich selbstmitleidig werde, brauche ich mich bloß umzublicken und sehe Frauen, deren Gesicht völlig verbrannt ist, oder Männer mit Tumorkrankheiten, die sich wie ein Blumenkohl über das ganze Gesicht ausbreiten. Meine Art, die Dinge wieder in die richtige Perspektive zu rücken.
Am liebsten gehe ich zur Massage. Man kann sich jeden Tag anmelden, und ich bin richtig süchtig danach. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe mich ziemlich in die Masseuse verguckt. Sie heißt Jan, und obwohl sie keine ausgesprochene Schönheit ist, hat sie doch etwas sehr Attraktives an sich. Sie ist etwa eins fünfundfünfzig groß und ziemlich kräftig – kein Gramm Fett, aber sicherlich nicht schlank –, und sie trägt immer ein
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