GK0001 - Die Nacht des Hexers
Ausschau hielt.
John stoppte, ließ die Seitenscheibe heruntersurren und erkundigte sich freundlich nach einem Hotel.
Das Girl runzelte die Augenbrauen, als sie den Bentley sah. »Haben Sie sich nicht verfahren, Mister?«
»Keineswegs«, lächelte John. »Ich möchte hier Urlaub machen.«
»Ein Mann Ihrer Gehaltsklasse fährt doch in den Süden oder fliegt auf die Bahamas. Aber einen Urlaub hier in Schottland verbringen…«
»Geschmackssache«, erwiderte John. »Darf ich denn fragen, warum Sie hier sind, Miß…«
»Baxter. Ann Baxter«, gab das Girl zurück. »Ich mache hier ebenfalls Urlaub.«
Und plötzlich lachten sie beide.
»Sie können hier in Paddy’s Inn übernachten«, erklärte Ann Baxter. »Ich wohne auch dort. Nehmen Sie mich am besten mit. Ich habe meinen Morgenspaziergang gerade beendet und freue mich auf das Frühstück.«
»Aber mit Vergnügen, Miß Baxter«, erwiderte John und öffnete die Wagentür. »Ich heiße übrigens John Sinclair«, stellte sich der Inspektor vor, »und interessiere mich für alte Schlösser und Burgen. Ich handle praktisch mit diesen Sachen.«
»Also doch nicht auf Urlaub hier«, stellte Ann fest.
»Wie man’s nimmt.«
»Ich bin Reporterin, Mr. Sinclair«, sagte Ann während der kurzen Fahrt zum Hotel. »Ich bin hier, um mal einfach auszuspannen. Ewig die Hetze in den Redaktionen. Das hält auf die Dauer ja kein Pferd aus.«
John lächelte. Er glaubte Ann Baxter nicht. Rein gefühlsmäßig. Sie gehörte einfach nicht zu den Typen, die sich im Urlaub in die Einöde verkriechen.
John stoppte den Bentley vor Paddy’s Inn. Als die beiden ausstiegen, steckten Dorfbewohner, die sich auf der Straße aufhielten, flüsternd die Köpfe zusammen.
John kümmerte sich nicht darum, sondern betrat mit Ann Baxter die Gaststube, erledigte bei dem Wirt die Formalitäten und bestellte ebenfalls ein Frühstück.
Sie hatten kaum den ersten Bissen hinuntergeschluckt, als ein Mann keuchend in den Gastraum stürzte.
»Paddy!« schrie er. »Paddy!«
»Was ist denn, Buck?« fragte der Wirt brummig.
Der Mann mußte erst einmal Atem holen, ehe er weitersprechen konnte.
»Er hat sich erhängt«, japste der Mann.
»Wer?«
»Ronald Winston. Ja, er hat sich in seiner Zelle erhängt, Paddy, ich sage dir, die Familie Winston ist verflucht.« Die letzten Worte flüsterte der Mann nur noch.
John Sinclair sah, daß Ann Baxter erschauerte. Was wußte sie von dieser Familie Winston?
***
John ließ das Besteck sinken.
Er wandte sich an die wie erstarrt dasitzende Ann Baxter. »Wer war dieser Ronald Winston?«
»Ein Dorfbewohner.«
John Sinclair sah Ann skeptisch an. »Sie wissen aber gut Bescheid, Miß Baxter. Sie scheinen schon länger hier in der Gegend zu sein.«
Anns Haltung wurde noch ablehnender. »Wieso interessiert Sie das?«
John lächelte. »Ich habe Sie beobachtet, Miß Baxter. Der Tod dieses Mannes hat Sie wohl sehr getroffen. Sie sind sichtlich zusammengezuckt. Ich frage mich ernstlich, ob Sie überhaupt hier nur Ihren Urlaub verbringen. Oder ob etwas ganz anderes dahintersteckt.«
»Das bilden Sie sich nur ein«, erwiderte Ann Baxter schnippisch. Sie erhob sich. »Good bye, Mr. Sinclair.«
John wollte sie noch zurückhalten, überlegte es sich aber dann. Buck, der die Todesnachricht überbracht hatte, war wieder ruhiger geworden. Er kippte bereits den dritten Whisky.
John gesellte sich zu ihm an den Tresen. Der Wirt war im Augenblick nicht zu sehen.
»Hier geschehen wohl seltsame Dinge«, sagte John und bot dem Mann eine Zigarette an.
Buck nickte heftig. »Das kann man wohl sagen, Mister. Die Dinge sind nicht nur seltsam, sondern unheimlich.«
»Wieso?«
Buck beugte sich vor. »Die Toten kehren zurück«, raunte er.
»Das gibt es doch nicht.«
»Doch. Mary Winston, die vor drei Tagen beerdigt werden sollte, ist zurückgekehrt und hat ihre Mutter und ihren kleinen Bruder ermordet. Und dann noch der alte Friedhofswärter. Ihn haben die Toten in der Leichenhalle umgebracht. Ich habe es von einem Bekannten gehört.«
John schüttelte den Kopf. »Das glaube ich Ihnen nicht.«
»Doch, es waren die Toten. Noch nicht einmal Fingerabdrücke hat die Mordkommission gefunden. Das hat mir Konstabler Jones selbst gesagt.«
»Die Mörder können Handschuhe getragen haben.«
»Nein«, erklärte Buck entschieden. »Es waren die Toten, glauben Sie mir. Der Unheimliche selbst holt sie zurück.«
»Und wer ist dieser Unheimliche?« fragte John amüsiert.
»Der Professor
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