GK0001 - Die Nacht des Hexers
er um die Ecke eines Hauses.
Und da sah er sie.
Fast alle hatten sich in der Mitte des Ortes versammelt. Das Licht, das aus den Häusern fiel, erleuchtete dieses schreckliche Bild.
Die Gestalten standen wie Statuen, als warteten sie auf ein Signal oder auf ein Zeichen, um sich in Bewegung zu setzen.
John überlegte.
Um an das Haus zu kommen, mußte er die Straße überqueren. Das möglichst unbemerkt.
John Sinclair spannte die Muskeln.
Dann rannte er los.
Und hatte Glück. Niemand bemerkte ihn, wie er die Straße überquerte und sich an der gegenüberliegenden Seite in eine Türnische quetschte.
John atmete heftig. Er konnte unmöglich ungesehen von vorn in das Haus gelangen. Also hinten herum. Verdammt, das war schwierig. Wie sollte er in der Dunkelheit die Rückseite des Hauses finden.
Doch die Entscheidung wurde ihm aus der Hand genommen. Die Ereignisse nahmen einen völlig anderen Verlauf. Einen erschreckenden Verlauf.
Motorengeräusch drang an Johns Ohren.
John kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und spähte die Straße hinauf.
Der Lieferwagen! Rumpelnd fuhr er in den Ort.
Kurz vor den Toten stoppte er.
Ein Mann und eine Frau stiegen aus. Der Mann mußte Professor Orgow sein. Und die Frau? John hatte keine Ahnung.
Es gelang ihm, sich ein paar Häuser voranzuarbeiten. Jetzt hatte er schon bessere Sicht.
John erkannte, daß der Professor mit der Frau sprach. Dann trat der Mann einige Schritte zurück.
Jetzt redete die Frau. Doch sie schien mit den Toten zu sprechen.
In diesem Augenblick ging John ein ganzer Kronleuchter auf. Er kannte plötzlich die Zusammenhänge.
Die Toten schienen die Worte der Frau verstanden zu haben. Sie begannen sich zu bewegen, gingen auf die Häuser zu.
Die suchen Menschen, flüsterte John in Gedanken.
Auch für ihn wurde die Lage jetzt kritisch. Noch schlimmer sah es allerdings für Billy, den Jungen, aus.
John hatte kaum den Gedanken zu Ende gedacht, als er, wie von einem Fausthieb getroffen, zusammenzuckte.
»Mammy, Mammy! Ich will weg hier! Bitte, hol mich hier weg!« schrie die klagende Stimme eines Kindes durch den totenstillen Ort.
John sträubten sich die Nackenhaare. Eine Gänsehaut lief über seinen Rücken.
John hielt nichts mehr in seiner Deckung. Er sprang auf die Straße, zog seine Pistole und rannte los.
Während er lief, bekam er die Ereignisse mit.
Der Hexer, die Frau und die Toten hatten sich wie auf Kommando dem Haus zugewandt.
Die Frau schrie irgend etwas. Schon setzten sich einige der Leichen in Bewegung, drangen in das Haus ein.
Und immer noch tönte die klagende Stimme des Jungen durch die Nacht.
John schoß. Zwei-, dreimal.
Er sah noch, wie die Kugeln durch die Toten schlugen wie durch Papier, da hatte er schon die ersten Leichen erreicht.
Er hörte den Professor losbrüllen, spürte einen schwammigen, teigigen Arm um seinen Hals, ließ seine Pistole in die Halfter gleiten, riß seine Hände hoch und zog an der halb verwesten Totenhand.
Plötzlich hielt John den Arm zwischen seinen Fingern.
Seine Schrecksekunde dauerte nicht lange. Angeekelt warf er den Arm zur Seite.
Orgows Gesicht tauchte vor ihm auf. John setzte seine geballte Rechte in diese widerliche Fratze. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Professor zurückgeschleudert wurde, und schon hing ihm der zweite Tote am Hals.
Jetzt hatten auch die anderen gemerkt, daß hier ihr Hauptfeind stand.
Fast geschlossen kamen sie auf John zu.
Der Gedanke an den Jungen verlieh John ungeahnte Kräfte. Gut, daß diese Leichen sich fast nur im Zeitlupentempo bewegen konnten.
John gelang es noch, den zweiten Angreifer abzuschütteln, dann rannte er ins Haus.
Wuchtig knallte John die Tür von innen zu. Er schloß blitzschnell ab. Im gleichen Augenblick mußte einer der Toten seinen Arm dazwischengeklemmt haben. Dumpf prallte eine noch fast unverweste Hand auf den Boden.
John Sinclair schüttelte sich.
Oben schrie plötzlich der kleine Billy wie wahnsinnig.
Die Toten! Sie mußten sein Zimmer erreicht haben.
John sah die Treppe, die nach oben führte. Er nahm die Stufen in Riesenschritten und prallte gegen eine Leiche.
Der Tote starrte ihn aus leeren Augenhöhlen an. Ein Teil seiner Haare klebte noch auf dem fast blanken Schädel. Der ganze, nach Moder riechende Körper hing halb auf dem Treppengeländer.
John Sinclair überwand seinen Ekel und drosch die Faust in das kaum noch vorhandene Gesicht.
Die Leiche kippte nach unten.
John hetzte weiter. Das Schreien des Kindes wies
Weitere Kostenlose Bücher