GK0061 - Der Gnom mit den Krallenhänden
Er währte minutenlang, steigerte sich direkt zu einem Orkan und endete erst, als der Magier beide Arme hob.
Eine halbe Stunde verging. Sourette ließ sämtliche Gegenstände, die auf dem Wagen lagen, der Reihe nach verschwinden. Auch John Sinclair mußte sich insgeheim eingestehen, daß er so etwas noch nicht erlebt hatte.
Nach dieser glänzenden Vorführung war der erste Teil des Abends zu Ende. Eine 20minütige Pause stand auf dem Programm.
In etwas gedrückter Stimmung verließen die Zuschauer den Saal, um sich an dem kalten Büfett und an der Bar zu stärken.
John Sinclair lud die beiden Mädchen ein, die dankend annahmen.
»Verstehen Sie das?« fragte Marion Nelson und nippte an ihrem Sektglas.
John lächelte. »Ich muß ehrlich gestehen, daß ich auch noch keine Erklärung gefunden habe. Aber Illusionisten, wie Sourette einer ist, arbeiten mit allen Tricks.«
»Kann aber nicht doch etwas Übersinnliches im Spiel sein?« meinte Kitty Jones. »Ich meine, er hat gesagt, er steht mit dem Teufel im Bunde.«
»Glauben Sie an überirdische Erscheinungen? Zum Beispiel an schwarze Magie?«
»Ich weiß nicht so recht.« Kitty zuckte fröstelnd die Achseln. »Man liest soviel.«
John wechselte das Thema, trotzdem er zu dieser Sache hätte wesentlich mehr sagen können. Aber er wollte die beiden Mädchen nicht beunruhigen.
Die Pause ging schnell vorbei. Der zweite Teil der Vorstellung begann. Und hier sollte laut Reklame auch das Publikum mitmachen.
Gespannt wartete man auf den Beginn.
Diesmal war die Bühne hell erleuchtet. Es standen auch einige Requisiten herum. Unter anderem ein rot angestrichener Kasten, der an der Vorderseite eine Tür besaß.
Sourette und Cascabel erschienen gemeinsam. Sie wurden mit frenetischem Beifall begrüßt. Sourette wartete ab, bis die Ovationen verklungen waren, und begann dann mit seiner Vorrede.
»Dieser Kasten hinter mir ist das Tor zu einer anderen Welt. Wer ihn betritt, wird in das Reich jenseits unserer Vorstellungskraft eingehen. Ich werde mit meinem Assistenten Cascabel den Versuch wagen. Dazu brauche ich aber Ihre Hilfe.«
Der Magier machte eine gekonnte Pause, um seine Worte wirken zu lassen.
»Ich möchte jemanden aus dem Publikum bitten, auf die Bühne zu kommen, damit er sich überzeugen kann, daß ich nicht mit einem Trick arbeite. Nun – wer hat Mut?«
Stille. Keiner der Besucher wagte sich zu melden.
Der Magier lachte spöttisch. »Wo bleiben denn die mutigen Herren?«
John Sinclair merkte, wie die beiden Mädchen neben ihm anfingen zu tuscheln.
»Wollen Sie sich etwa melden?« fragte er Kitty Jones.
»Nein, Mr. Sinclair. Aber meine Freundin. Sie will unbedingt ausprobieren, was an der Sache dran ist. Ich kann es ihr nicht ausreden.«
John überlegte noch, ob er nicht gehen sollte, da stand Marion Nelson bereits auf.
»Ah, eine Dame hat den Mut gefunden. Schämen Sie sich, meine Herren«, sagte der Magier.
Alle Augen richteten sich auf Marion, die sich bereits durch die Zuschauerreihe drängte.
An der linken Bühnenseite war eine kleine Trittleiter befestigt, über die man auf die Bühne gelangen konnte.
Der Magier half Marion galant die Stufen hoch.
Dann legte er seinen Arm um ihre Schulter und führte sie in die Bühnenmitte.
»Sehen Sie sich dieses junge Mädchen an. Sie hat als einzige keine Angst vor der Konfrontation mit der Dämonenwelt. Darf ich Ihren Namen erfahren?«
Während der Magier Marion noch ausfragte, machte sich John seine Gedanken. Für seinen Geschmack sprach der Kerl zu viel von dem Dämonenreich. Der Inspektor wußte, daß dieses Reich existent war. Ihm selbst war es schon fast gelungen, dorthin zu gelangen. Sollte sich hinter dem Magier ein Dämon verbergen?
Sourette hatte seine Fragen beendet. Er winkte Cascabel, den Verwachsenen, herbei.
»Was Sie jetzt sehen, Ladies and Gentlemen, ist einmalig. Cascabel wird in den hinter mir stehenden Kasten steigen und diese Welt verlassen. Bitte.«
Der Gnom trat vor und zog die Tür des Kastens auf.
John Sinclair, der ziemlich vorn saß, konnte erkennen, daß die Innenwände mit geheimnisvollen Zeichen bemalt waren. Zeichen, wie sie nur Dämonen kannten.
Sein Verdacht erhärtete sich.
Cascabel stieg in den Schrank. Er warf noch einen letzten Blick in den Zuschauerraum, bevor Sourette die Tür schloß.
Marion Nelson stand einige Schritte entfernt und beobachtete das Schauspiel mit großen Augen.
Der Magier blieb hinter dem Kasten stehen. Er streckte seine Arme aus und
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