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GK0074 - Die Insel der Skelette

GK0074 - Die Insel der Skelette

Titel: GK0074 - Die Insel der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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blitzten. »Ihr habt es nötig. Monatelang habt ihr uns gemieden wie die Pest. Die Verfluchten, hieß es. Und jetzt… Auf einmal kommt sogar ein Fremder her und will meinen Sohn sprechen. Wollt ihr ihn wieder mitnehmen? In die Anstalt? Und hinterher feststellen, daß er gar nicht verrückt ist. Ihr seid doch…«
    »Madam, ich bin von Scotland Yard«, unterbrach John die Frau.
    Mary McIntosh’ Kopf ruckte herum. Sekundenlang sah sie John ins Gesicht.
    Dann sagte sie plötzlich: »Ja, Sir, Sie haben gute Augen. Ich sehe so etwas sofort bei einem Menschen. Kommen Sie herein.«
    Mary McIntosh zog die Tür auf.
    Die Männer gelangten direkt in die Küche. Ein alter gußeiserner Herd spendete mollige Wärme. Die große Standuhr in der Ecke tickte überlaut. Roh gezimmerte Stühle luden zum Sitzen ein. Über dem gesamten Raum lag ein leichter Fischgeruch.
    Mary McIntosh bot den Männern Platz an.
    Sie hatte die Hände ineinander verschränkt und lächelte scheu. »Warten Sie, ich hole meinen Sohn.«
    »Nicht nötig«, sagte plötzlich eine rauhe Stimme von der Tür her. »Ich bin schon da. Und wenn die zwei Schnüffler nicht innerhalb von einer Minute verschwunden sind, spicke ich sie mit Schrot…«
    ***
    Überrascht wandten John Sinclair und der Constabler die Köpfe. Auf der Türschwelle stand ein junger Mann. Seine sehnigen Fäuste umklammerten eine doppelläufige Schrotflinte. Die beiden Mündungen zielten genau zwischen John und den Constabler.
    Der junge Mann war kräftig gebaut und hatte ein eckiges Kinn. Welliges braunes Haar wuchs bis dicht an den Nacken.
    Mary McIntosh sprang auf. »Nicht, Pat«, rief sie, »die Gentlemen sind von der Polizei. Dieser Herr ist sogar aus London gekommen.«
    Sie zeigte auf John Sinclair.
    Pat McIntosh schürzte verächtlich die Lippen. »Glaubst du das? Du brauchst dir doch nur unseren lieben Constabler anzusehen. Der lügt doch immer. Damals war er einer derjenigen, die dafür gesorgt haben, daß ich in der Heilanstalt landete. Wer dem Kerl traut, ist selber schuld.«
    »Mach keinen Unsinn, Pat«, sagte der Constabler leise und stand auf. Er wollte auf den jungen McIntosh zugehen, doch ein scharfer Befehl hielt ihn zurück.
    »Stehenbleiben!«
    Der Constabler zuckte zusammen. Er verharrte in angespannter Haltung.
    John Sinclair hatte bisher schweigend dagesessen und nur beobachtet. Man konnte es Patrick McIntosh förmlich ansehen, wie nervös er war. In seinen Augen flackerte die Unruhe. Seine Mundwinkel zuckten.
    Und nervöse Gegner sind unberechenbar.
    Constabler O’Donell ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen.
    »Pat, ich bitte dich«, rief Mary McIntosh, »mach dich um Himmels willen nicht unglücklich. Der Gentleman will dir helfen. Wirklich.«
    »Ich werde jetzt in meine Brusttasche greifen und einen Ausweis hervorholen«, sagte John Sinclair mit ruhiger Stimme. »Ich hoffe, Sie schießen nicht, junger Mann, denn auch ich hänge an meinem Leben.«
    John wartete die Antwort des jungen McIntosh gar nicht erst ab. Noch während er gesprochen hatte, war sein rechter Arm unter der Jacke verschwunden.
    Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie einen in einer Plastikhülle steckenden Ausweis.
    John nahm die Legitimation zwischen Daumen- und Zeigefingerspitze und warf sie über den Tisch auf Pat McIntosh zu.
    Dicht vor dem jungen Mann fiel der Ausweis zu Boden.
    McIntosh bückte sich und hob den Ausweis auf. Jeder Profi hätte, dies nicht gemacht, denn normalerweise hätte John ihn bei diesem Manöver überrumpeln können.
    Pat McIntosh bewegte beim Lesen kaum die Lippen.
    »Zufrieden?« fragte John nach einer Weile.
    »Nicht ganz. Was machen Sie überhaupt hier oben?«
    »Das wollte ich Ihnen ja gerade erklären, aber Sie ließen mich nicht zu Wort kommen«, erwiderte John Sinclair lächelnd. »Ich schlage vor, wir setzen uns mal zusammen und reden über die Sache.«
    Mutter und Sohn tauschten einen kurzen Blick.
    »Bitte, Pat.«
    Pat McIntosh nickte entschlossen. »Einverstanden«, sagte er dann und stellte die Schrotflinte an die Wand.
    Er warf dem Constabler noch einen undefinierbaren Blick zu und setzte sich John gegenüber.
    »Also, Inspektor, was wollen Sie wissen?«
    »Alles. Vor allen Dingen interessiert es mich, was in der Nacht geschehen ist, als Ihr Vater starb.«
    Pat McIntosh bekam einen roten Kopf. »Aber das habe ich doch schon allen möglichen Leuten gesagt. Niemand hat mir geglaubt. Wollen Sie sich über mich lustig machen?«
    »Im Gegenteil«,

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