GK0094 - Doktor Tod
wieder um, ging den Rand des Daches ab.
Turpin blieb verschwunden. Es mußte irgendeine Möglichkeit geben, ungesehen von hier zu verschwinden.
John Sinclair stieg die Treppe nach unten in die Halle hinab, durchquerte sie und trat wieder auf die Straße.
Polly lag noch immer auf dem feuchten, schmutzigen Pflaster.
John Sinclair ging zu seinem Wagen. Er schnappte sich das Mikrophon und ließ sich über die Yard-Zentrale mit dem für dieses Gebiet zuständigen Revier verbinden.
Er schilderte den Vorfall und wartete das Eintreffen der Beamten ab.
John Sinclair wollte eigentlich erst am nächsten Tag diesem geheimnisvollen Horror-Kabinett einen Besuch abstatten. Doch sein Entschluß hatte sich in den letzten Minuten geändert.
Denn diese Nacht war noch lange nicht zu Ende…
***
Jeff Turpin hockte in der leeren Halle. Wie ein Tier hatte er sich verkrochen, nachdem er John die Frauenleiche vom Dach aus vor die Füße geworfen hatte.
Turpin lachte lautlos bei diesem Gedanken. Es war sein erster Mord gewesen, aber seltsamerweise hatte er keine Gewissensbisse. Es ging um ein viel größeres Ziel. Was bedeutete da schon ein Menschenleben.
Turpin hockte in der Ecke hinter einem Schutthaufen. Von hier aus konnte er die Halle gut überblicken.
Er sah, wie sich die Tür öffnete.
Turpin hielt den Atem an.
Ein dünner Lichtstrahl zerschnitt die Finsternis. Schritte klangen auf.
Der Inspektor ging geradewegs auf die Treppe zu, zögerte einen Moment und stieg dann die Stufen hinauf.
Turpin wartete, bis die Tritte nicht mehr zu hören waren, dann tauchte er aus seinem Versteck auf.
So leise es ging, huschte er auf die Eingangstür zu. Wenig später hatte der Nebel den Mörder verschluckt.
Turpin war ein Kind des Hafens. Er kannte die Gegend besser als seine eigene Mutter. Selbst bei völliger Dunkelheit fand er sich zurecht.
Zuerst mußte er mal aus diesem Viertel verschwinden.
Der Inspektor würde bestimmt Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihn zu finden.
Für Turpin gab es eigentlich nur eine Möglichkeit unterzutauchen. Das war bei Dr. Tod. Er mußte ihn für die nächsten Tage verstecken. Ein wenig schauderte er bei dem Gedanken, mit diesem Kerl unter einem Dach zu hausen, aber er hatte keine andere Wahl.
Wie ein auf der Flucht befindliches Raubtier schlich Jeff Turpin durch die engen Hafengassen. Trotz des Nebels nutzte er immer noch jede Deckung geschickt aus.
Einmal hörte er in der Ferne Polizeisirenen. Bestimmt hatte der Inspektor seine Hilfskräfte alarmiert.
Wo Dr. Tod lebte, wußte Turpin nicht. Er hatte nur eine Telefonnummer, unter der er ihn erreichen konnte.
Turpin fand schnell eine Zelle.
Seine Finger zitterten, als sie die Nummer wählten. Immer wieder sah sich der Mörder nach allen Seiten um. Doch durch die Glasscheiben schien die Nebelwand noch dicker zu sein.
Es dauerte endlos lange, bis jemand am anderen Ende der Leitung abhob.
»Ja?«
»Ich bin’s, Turpin. Hören Sie, Doktor. Ich stecke in Schwierigkeiten. Scotland Yard war bei mir. Sie haben das Haus durchsucht und mich für morgen vorgeladen. Ich habe ihnen gesagt, daß ich komme. Als sie wieder weg waren, bin ich dann abgehauen. Die Sache stinkt, Doktor. Kann ich nicht für ein paar Tage bei Ihnen untertauchen?«
Turpin lief der Schweiß wie Wasser am Körper herab. Er biß sich vor Erregung die Lippen blutig. Hoffentlich würde ihm Dr. Tod diese Geschichte abnehmen.
»Hör zu, Turpin«, knarrte die Stimme. »Ich habe Verständnis für deine Situation. Du kannst zu mir kommen. Sofort. Ich gebe dir nur meine Adresse.«
»Na, da bin ich aber froh.«
Turpin atmete erleichtert auf.
Er wiederholte die Angaben noch einmal und hängte dann ein.
Das leise Lachen des Unheimlichen hörte er nicht mehr.
Turpin verließ die Telefonzelle und überlegte seine nächsten Schritte.
Zuerst brauchte er mal einen Wagen. Das war kein Problem.
Schließlich standen genug herum.
Turpin orientierte sich in Richtung Londoner City. Je weiter er sich vom Hafen entfernte, um so dünner wurde der Nebel.
Vor einer Bar entdeckte Turpin das, was er brauchte.
Ein dunkler Austin, der war genau richtig.
Turpin sah erst nach, ob die Luft rein war, und machte sich dann an die Arbeit.
Er hatte aus seinen früheren Zeiten noch nichts verlernt.
Innerhalb kurzer Zeit knackte er den Wagen und schloß ihn kurz.
Ein Blick auf die Tankuhr zeigte ihm, daß noch genug Sprit für eine längere Fahrt vorhanden war.
Turpin grinste zufrieden.
Nach
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