GK0100 - Der See des Schreckens
selbst, wie ruhig er in diesen Augenblicken blieb. »Es gibt wirklich ein Geheimnis. Doc«, sagte er leise. »Ich werde es dir sagen. Komm mit hoch, in mein Schlafzimmer.«
»Gut.« Doktor McGrath stand auf.
Riordan triumphierte innerlich. Dieser ahnungslose Wicht folgte ihm tat sächlich.
Und in der Nachttischschublade lag sein Messer!
Die Männer gingen die Treppe hoch. Sie sprachen kein Wort, denn zwischen ihnen schien auf einmal eine Wand zu bestehen.
»Setz dich«, sagte Riordan oben im Schlafzimmer und deutete auf einen Stuhl.
Nichtsahnend nahm der Arzt Platz. »So, nun mal raus mit der Sprache, Tim.«
»Moment, Doc, Moment.«
Riordan trat an den kleinen Nachttisch. Er schwitzte plötzlich. Nimm dich zusammen, schrie es in ihm. Ein Stoß mit dem Messer, und er ist nicht mehr.
Riordan zog die Schublade auf. Das feststehende Messer sprang ihm förmlich ins Auge. Es hatte eine schmale, höllisch spitze Klinge. Der Griff war geriffelt und ließ sich gut fassen.
Riordans Finger umklammerten das Messer. Dann riß er die Hand mit einem Ruck aus der Schublade hervor und wirbelte gleichzeitig herum.
Doktor McGrath saß bewegungslos auf seinem Stuhl. Er begriff noch nicht, was Tim Riordan von ihm wollte.
Und als er es merkte, war es zu spät. Da stand der Polizist schon dicht vor ihm und die Klinge zeigte auf die Brust des Arztes.
»Ja!« zischte Riordan. »Dein Verdacht war richtig. Hier geht einiges nicht mit rechten Dingen zu. Und ich mische in diesem Spiel gehörig mit. Verstehst du? Aber du weißt zuviel, und deshalb mußt du sterben.«
Jetzt erst kam McGrath richtig zu Bewußtsein, daß dieser Mann seinen Tod wollte. Tim Riordan, den er für einen Freund gehalten hatte.
Das durfte nicht wahr sein.
»Aber Tim«, keuchte der Arzt, »komm doch zu dir. Du bist ja verrückt. Du bist ja nicht mehr Herr deiner Sinne.«
Da packte Riordan zu. Sein linker Arm schoß vor, und die Faust knallte in McGraths Gesicht.
Der Arzt kippte vom Stuhl und fiel zu Boden.
Breitbeinig stand Riordan vor ihm. Sein Gesicht hatte sich zu einer Grimasse verzogen.
»Ich werde dich töten!« Leidenschaftslos klang seine Stimme. »Und anschließend deine Leiche dem Monster vorwerfen. Dann braucht es nur noch ein Opfer, um wieder zurückkehren zu können. Und das wird das Mädchen sein.«
»Mensch, Tim, hör auf!« keuchte McGrath. »Laß uns doch reden, Tim. Laß uns…«
»Nein!«
Wie ein Pistolenschuß hallte das Wort durch den Raum. Und McGrath sah ein, daß er keine Chance mehr hatte. Wenn er sich nicht wehrte.
Noch fühlte sich Riordan sicher.
McGrath war nie in seinem Leben ein Kämpfer gewesen, aber jetzt erwachte doch der Lebenswille in ihm.
Urplötzlich warf er sich gegen Riordans Beine. Der Sergeant fluchte und verlor das Gleichgewicht. Wild ruderte er mit den Armen. McGrath sprang auf, wollte in Richtung Tür rennen.
Auf halbem Weg traf ihn Riordans Faustschlag. Der Arzt wurde zurückgeschmettert und fiel auf das Bett. Blut schoß aus seiner getroffenen Nase.
Mit einem siegessicheren Schrei sprang Riordan vor. Das Messer hielt er in der rechten Hand. Mit aller Macht ließ er es auf McGrath heruntersausen.
Der Arzt bäumte sich auf.
Ein brennender Schmerz schien seine Brust zerreißen zu wollen. Die Wände, die Decke – alles verschwamm vor seinen Augen, löste sich in einen blutigen Nebel auf.
McGrath röchelte. Mit letzter Kraft riß er sich noch einmal zusammen und öffnete die Augen.
Keuchend stand Riordan vor ihm.
»Du… du… hast dich verrechnet, Tim. Ich habe schon längst einen Brief nach Scotland Yard geschrieben und sie auf die Vorfälle hier aufmerksam gemacht. Sie… sie… werden bestimmt jemanden schicken. Und dann bist du… ahh…«
Der Körper des Schwerverletzten bäumte sich noch einmal auf. Einen Lidschlag später war Doktor McGrath tot. Seine glasigen Augen starrten gegen die fleckige Zimmerdecke.
Einige Sekunden blieb Riordan keuchend stehen. Die letzten Worte des Toten brannten in seinem Hirn. Scotland Yard wußte Bescheid. Vielleicht waren die Schnüffler sogar schon hier im Ort. Nein, dann wären sie bestimmt zu ihm gekommen.
Riordan überlegte fieberhaft. Er dachte auch daran, Doktor Tod zu benachrichtigen. Doch dann verwarf er den Gedanken wieder. Noch bestand keine akute Gefahr.
Zuerst mußte die Leiche des Arztes einmal weggeschafft werden. Es würde nicht schwierig sein, in der Dunkelheit ungesehen an den See zu gelangen und sie dort ins Wasser zu werfen. Hoffentlich
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