GK0113 - Doktor Tods Höllenfahrt
dem so schrecklich entstellten Körper steckten.
Dr. Tod trug nicht einmal ein Leichenhemd. Er steckte noch in den verbrannten Sachen, die eigentlich nur noch verkohlte Fetzen waren. Man hatte ihn, so wie er war, in den Sarg gelegt.
Wenig später stand Dr. Tod vor dem Grab, das beinahe seine letzte Ruhestätte geworden war. Verächtlich blickte er auf die Schaufel, die der Totengräber hatte fallen lassen. Dr. Tod setzte sich in Bewegung.
Er wandte sich nach links, dem gelben Lichtpunkt zu, der aus dem Fenster eines Hauses drang.
Lautlos näherte sich der Menschenhasser dem Haus. Hier wartete auf ihn sein erstes Opfer.
Es war still auf dem kleinen Friedhof. Selbst die Tiere der Nacht hatten sich versteckt. Es war, als spürten sie genau die Gefahr, die von dem Unheimlichen ausging.
Kleinere Zweige knackten unter den Füßen des Menschenhassers. Verfaultes Laub raschelte.
Ein schmaler Weg führte zu der Tür des Hauses. Er war zu beiden Seiten mit roten Backsteinen befestigt, ein minimaler Schutz gegen Regen und Unwetter. An der Hausmauer rankte Efeu hoch bis zum Dach. Die Zweige wuchsen selbst an den Fenstern vorbei. Der Unheimliche blieb stehen. Er witterte förmlich die Nähe des Menschen. Sein entstelltes Gesicht verzog sich zu einem häßlichen Grinsen. Gleich war es soweit. Gleich…
Das hellere Holz der Tür war deutlich zu erkennen. Die Klinke war verrostet und hing leicht nach unten. Dr. Tod hob beide Arme.
Einen winzigen Moment zögerte er noch, dann dröhnten seine Fäuste gegen das Holz. Dumpf hallten die Schläge durch das Haus. Drinnen wurde ein Stuhl zurückgeworfen. Schritte klangen auf. Unsicher, zögernd. Wieder hämmerte Dr. Tod gegen die Tür. Die Schritte verstummten. Sekundenlang herrschte Stille.
Dann knarrte das Holz eines Fensterrahmens. Die Flügel wurden aufgezogen.
Ein Gesicht tauchte auf.
Dr. Tod ging einen Schritt zurück, dann zwei nach links. Er wandte dem Mann am Fenster sein Gesicht zu.
Einen Atemzug später zerschnitt ein gellender Schrei die hereinbrechende Nacht…
***
Doug Pender kicherte.
Fast eine halbe Flasche Whisky hatte er geleert, und sein Alkoholpegel war schon in beträchtliche Höhen gestiegen.
»Geister«, gluckste der Totengräber. »Leichen, die auferstehen. Das soll mir einer mal erzählen. Alles Mist, alles…«
Pender wischte mit der Hand über den Tisch und stieß gegen die Flasche. Sie fiel um und rollte bis zum Rand des Tisches. Der Whisky gluckerte auf den Boden.
»Mist, verdammter«, brabbelte Pender und stellte die Flasche wieder hin.
Zwei Fingerbreit Whisky hatte er noch gerettet. Er trank den Fusel schnell aus. Man konnte ja nie wissen, ob die Flasche nicht noch einmal umkippte.
Das Licht in dem Zimmer war trübe. Fliegendreck klebte auf der ehemals weißen Lampenschale. In der Bude sah es aus, als hätten Vandalen darin gehaust. Überall lagen Kleidungsstücke.
Der Tisch war wackelig, und das alte Sofa hatte Pender vom Müllabladeplatz geholt.
Was soll’s, er fühlte sich hier wohl.
Pender glotzte mit stierem Blick auf die leere Flasche. Wieder dachte er an die vergangene halbe Stunde. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, zurückzugehen und das Grab doch noch zuzuschaufeln.
Aber dann ließ er es lieber bleiben. Wer wußte, was auf dem Weg noch alles geschehen würde.
Aber jetzt hatte er keinen Whisky mehr. Und das war am schlimmsten.
Pender rülpste. »Geister«, brabbelte er. »Wenn es wirklich Geister gibt, dann sollen sie mir Whisky herzaubern.«
Der Totengräber verzog das Gesicht, vollführte mit beiden Armen ein paar unkontrollierte Bewegungen und kicherte dabei albern.
Da schlug es gegen die Tür.
Pender zuckte zusammen.
Es waren wuchtige Schläge. Sie dröhnten durch das ganze Haus.
Pender stand auf. Wer wollte ihn denn um diese Zeit noch besuchen? Sonst kam doch keiner, und erst recht nicht bei Nacht.
Pender wischte sich über das Gesicht. Er stand auf und mußte sich im nächsten Moment an der Tischkante festhalten, da das Zimmer plötzlich in Bewegung geriet.
Pender merkte nicht einmal, wie hinter ihm der Stuhl umfiel.
Er hatte sich entschlossen, zu öffnen.
Unsicher wankte er in den schmalen Korridor. Hier gab es nicht einmal Licht. Die feucht gewordenen Tapeten hingen von den Wänden.
Wieder hämmerte der Unbekannte gegen die Tür.
»Ja, doch«, murmelte Pender, »ich komme. Hoffentlich hast du was zu trinken mitgebracht«, fügte er noch hinzu.
Mit beiden Händen stützte sich Doug Pender an
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