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GK0117 - Wenn der Werwolf heult

GK0117 - Wenn der Werwolf heult

Titel: GK0117 - Wenn der Werwolf heult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Menschen war ihm in seine empfindliche Nase gedrungen.
    Der Werwolf wurde jetzt noch vorsichtiger. Und plötzlich sah er das Holzfällerlager. Es befand sich auf einer Lichtung. Vier Männer arbeiteten dort. Zwei schlugen mit ihren Äxten auf einen Baumriesen ein. Die anderen beiden schnitten einen gelallten Stamm mit einer Kettensäge zurecht. Alle vier Menschen waren so in ihre Arbeit vertieft, daß sie den Werwolf nicht bemerkten. Sie ahnten nicht einmal, wie nahe ihnen der Tod bereits war…
    ***
    Ben Strom taumelte dem Dorf entgegen. Noch immer steckte ihm der Schrecken in den Knochen. Er begriff einfach noch nicht richtig, daß er gerettet war.
    Immer wieder sah sich Ben Strom um. Doch niemand war hinter ihm, keiner hatte die Verfolgung aufgenommen. Und je weiter er lief, desto stärker wurde seine Überzeugung, daß er es jetzt geschafft hatte.
    Die Frau fiel ihm wieder ein. Die rothaarige Ärztin, dieses Prachtweib, mit dem er sich für Mitternacht auf der Lichtung verabredet hatte.
    Himmel, nie hätte er gedacht, einmal solch eine Frau zu besitzen. Sie hatte ihm das Leben gerettet und sich ihm einfach angeboten. Um Mitternacht…
    Ben Strom lief unwillkürlich schneller. Die Vorstellung, bald mit der Ärztin allein zu sein, beflügelte seine Schritte. Ben Strom hatte seine Wunden notdürftig an einem Bach gereinigt. Seinen Parka hatte er verloren, und sein Hemd war ebenfalls hinüber.
    Aber das spielte weiter keine Rolle. Hauptsache, er hatte sein Leben gerettet.
    Der Holzfäller überlegte, was er den Leuten im Dorf sagen sollte. Die Wahrheit? Unmöglich. Niemand würde ihm glauben, und außerdem ging seine Verabredung auch keinen etwas an. Die ersten Häuser von Hawick tauchten auf. Eine fahle Nachmittagssonne schickte ihre Strahlen auf das Dorf und zog die Feuchtigkeit aus dem Boden.
    Es war schwül. Die Luft war drückend und schwer. Irgendwie roch es nach Gewitter. Mückenschwärme tanzten vor den Gesichtern der Menschen.
    Am Dorfeingang traf Ben Strom zwei Bekannte. Die Männer blickten ihn staunend an. »Was ist denn mit dir passiert, Ben?«
    Der Holzfäller grinste verlegen. »Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung.«
    »Aber du blutest ja!«
    Ben blickte auf seinen Arm. »Nicht weiter schlimm. Nur ein Kratzer.«
    »Wer hat dich denn angegriffen?« Die Männer ließen nicht locker.
    »Ist doch egal.« Ben wurde ärgerlich und ließ die beiden kurzerhand stehen.
    Zwei nachdenkliche Augenpaare blickten ihm nach. Vermutungen entstanden, Gerüchte.
    Während Ben Strom schnell zu seinem Haus lief, gingen die Männer zum Gasthof, um die Nachricht zu erzählen. Der Holzfäller wohnte mit seiner Schwester zusammen. Wanda Strom war einige Jahre älter und genau wie ihr Bruder nicht verheiratet. Sie würde auch wohl kaum noch einen Mann finden, denn sie hatte sich im Laufe der Jahre zu einer keifenden Alten entwickelt.
    Wanda Strom hatte ein verkniffenes Gesicht und trug die unmodernste Kleidung, die man sich vorstellen konnte. Sie hatte meistens schlechte Laune und an allem etwas herumzunörgeln. Bei den Dorfbewohnern war sie so beliebt wie eine Klapperschlange.
    Doch das störte Wanda Strom nicht.
    Als Ben das Haus betrat, putzte sie gerade die einfach eingerichtete Küche.
    »Ben?« rief sie über die Schulter zurück. Ihre Stimme klang ein wenig schrill.
    Ben Strom kümmerte sich nicht um den Ruf, sondern ging die schmale Treppe hoch. Sein Zimmer lag in der ersten Etage. Der Holzfäller zog sich erst einmal die Sachen aus. Jetzt merkte er doch, daß sein Arm noch verflucht schmerzte. Die Pranken der Bestie hatten tiefe Kratzwunden hinterlassen. Das Blut war getrocknet und hatte eine harte Kruste gebildet.
    Wanda Strom betrat Bens Zimmer, ohne anzuklopfen. Ben war gerade dabei, sein Unterhemd auszuziehen. Jetzt wandte er den Kopf und blickte seine Schwester an, die auf der Türschwelle stehengeblieben war.
    »Wo hast du dich denn herumgetrieben?« lautete ihre erste Frage.
    »Das ist meine Sache.«
    »So, meinst du?« Wanda Strom fletschte die Zähne. Ihr magerer Arm schoß vor, und der dürre Zeigefinger zeigte auf Bens Wunde. »Und woher hast du das? Du hast dich doch nicht selbst in den Arm gebissen.«
    »Ach, laß mich doch in Ruhe.«
    »Nein! Ich will wissen, was geschehen ist. Schließlich habe ich ein Recht darauf.«
    »Ein Recht?« Ben lachte auf. »Wenn ich dir schon etwas erzähle, dann tue ich das freiwillig.«
    »Ich höre.«
    Ben resignierte. Es war immer das gleiche. Seine Schwester war die

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