GK0117 - Wenn der Werwolf heult
brach durch das Unterholz und versuchte, dem fallenden Baumriesen zu entgehen.
Fast hätte der Werwolf es geschafft.
Doch der Baum war schneller. Je tiefer er fiel, um so rascher wurde er.
Das ohrenbetäubende Krachen erfüllte die Luft. Die mächtige Baumkrone fegte den Boden. Ein Netz von Ästen und Zweigen flog auf den Werwolf zu.
Ein Ast streifte seinen Kopf, ließ ihn taumeln. Zwei weitere Äste drückten ihn zu Boden. Der Werwolf brüllte.
Eingeklemmt von Ästen und Zweigen wurde er am Boden niedergedrückt. Mit Gewalt bekam er eine Pranke frei. Wild schlug er um sich, fetzte Laub und kleine Äste zur Seite. Doch befreien konnte er sich nicht. Noch nicht… Während der Werwolf darum kämpfte, aus der Falle zu gelangen, rannten die Holzfäller los. Sie wollten sich den gefällten Baum ansehen und die dicksten Äste abschlagen. Die Männer hatten sich getrennt.
Bob Fisher, einer der Axtträger, bahnte sich einen Weg zu der riesigen Baumkrone. Immer wieder mußte er mit der Axt zuschlagen. Er handhabte dieses Werkzeug wie ein Zauberkünstler seinen Stab. Die schwere Axt pfiff durch die Luft. Wo die Klinge hintraf, flogen Äste und Blätter zur Seite. Plötzlich blieb Bob Fisher stehen.
Ein anderes Geräusch war durch das hämmernde Klopfen der Axt gedrungen.
Wütendes Kreischen und Heulen. Es mußte direkt vor ihm sein.
Aber wer konnte das sein? Ein Tier? Wahrscheinlich. Bestimmt hatte es sich nicht so schnell in Sicherheit bringen können. Bob Fisher war ein Tierfreund. Vielleicht konnte er der Kreatur noch helfen, sie aus der mißlichen Lage befreien. Es wäre nicht das erstemal gewesen. Einmal hatte er sogar schon ein Reh retten können. Er hatte es dann mit nach Hause genommen und gesund gepflegt. Noch heute kam das Reh im Winter zur Fütterung.
Der Holzfäller ging weiter. Er schlug jetzt keine Äste mehr ab, um das gefangene Tier nicht unnötig zu erschrecken. Die Hindernisse bog er mit der Hand zur Seite. Ein paarmal mußte er sich tief ducken, um überhaupt weiterzukommen.
Plötzlich blieb Bob Fisher stehen.
Er vernahm dicht vor sich das Brechen und Knacken von Ästen. Noch verwehrte ihm ein Laubdach den Blick. Und wieder hörte er das schreckliche Geheul. Eine Gänsehaut lief dem Holzfäller über den Rücken. Er hatte solch ein Geräusch noch nie gehört.
Der Holzfäller bekam auf einmal Angst. Er dachte nicht mehr daran, weiterzugehen. Aber da war es schon zu spät.
Die Äste vor ihm wurden mit Brachialgewalt zur Seite gedrückt. Es splitterte und knackte. Und dann sah Bob Fisher die Bestie.
Im ersten Augenblick glaubte er, in einen Horrorfilm versetzt Unglaublich war das, was er sah.
Hochaufgerichtet stand ein Werwolf vor ihm. Die Zähne gefletscht und mit mordbereiten Pranken. Sekundenlang standen sich Mensch und Bestie gegenüber. Dann griff die Bestie an. Wütend und fauchend stapfte der Werwolf los. Wie lose Blätter Papier wischte er einige lästige Zweige zur Seite. Er hatte nur noch einen Drang: töten. Bob Fisher wollte sich zurückwerfen, wollte weglaufen, doch er übersah den Ast, der quer auf dem Boden lag. Fisher stolperte.
Mit einem überraschten Schrei kippte er zur Seite, genau in ein Gewirr von Zweigen und kleineren Asten. Irgendwo schrammte er sich den Kopf, und mit der Hüfte knallte er gegen einen vorspringenden Ast.
Bob Fisher wälzte sich auf den Rücken. Die schwere Axt hielt er nach wie vor umklammert. Er hatte im Moment der Überraschung nicht mehr an diese Waffe gedacht. Schon war der Werwolf da!
Er sah ein Opfer am Boden liegen und stieß ein siegessicheres Geheul aus.
Doch so leicht gab sich Bob Fisher noch nicht geschlagen. Während der Werwolf auf ihn zustürzte, riß er noch am Boden liegend die Axt hoch.
Die scharfe Schneide zerschnitt die Luft und traf den Werwolf in die rechte Schulter. Der Schmerz fraß die Bestie fast auf. Bob Fisher hatte den Schlag mit ungeheurer Wucht ausgeführt. Er brachte den Werwolf aus der Fallrichtung, so daß der schwere Körper neben ihm zu Boden krachte. Nervenzerfetzend war das schaurige Geheul der Bestie. Sie warf sich auf die Seite. Die gefährlichen Pranken schlugen nach Bob Fisher, rissen ihm die Haut auf und brachten ihm tiefe Wunden bei.
Der Holzfäller wußte selbst nicht, wie er auf die Beine gelangte. Es war wohl mehr ein Reflex, der nackte Überlebenswille. Auf jeden Fall stand er plötzlich, und die Bestie hockte noch immer am Boden.
Bob Fisher brüllte auf, als er weit mit der Axt ausholte. Er ließ dem
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