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GK0117 - Wenn der Werwolf heult

GK0117 - Wenn der Werwolf heult

Titel: GK0117 - Wenn der Werwolf heult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Oberinspektor, das Taxi wartet.«
    John kam zwar in dieser Nacht noch ins Bett, aber von Schlafen konnte keine Rede sein…
    Am nächsten Morgen schien die Sonne, aber trotzdem hatte John einen leicht trüben Blick.
    Er rief im Yard an und wollte sich einen Tag Urlaub nehmen.
    Doch daraus wurde nichts. Superintendent Powell verlangte nach ihm.
    Also ließ sich John Sinclair von Jane Collins zum Yard fahren.
    »Dein Chef hat auch kein Verständnis«, sagte sie.
    John zuckte mit den Schultern. »Bestimmt ist wieder irgendwo eine Schweinerei passiert. Sehr fröhlich hörte sich Powells Stimme nicht gerade an.«
    John fuhr sofort hoch zu Powells Büro.
    Der Superintendent hatte wieder sein Mineralwasser vor sich stehen und zog ein noch saureres Gesicht als sonst.
    Wahrscheinlich war ihm der gestrige Abend doch nicht so gut bekommen.
    Zur Begrüßung präsentierte er dem Oberinspektor einen drei Seiten langen Brief.
    »Lesen Sie.«
    John las Wort für Wort. Und je länger er las, um so mehr verschloß sich sein Gesicht.
    In dem Brief war die Rede von einer Mordserie in dem kleinen Ort Hawick, im Nordwesten der Insel. Der Schreiber äußerte den Verdacht, daß hier Werwölfe im Spiel waren. Er hatte heimliche Aufnahmen von den Opfern gemacht und die Bilder dazu gelegt.
    John, der schon sehr viel gesehen hatte, mußte hart schlucken, als er die Fotos sah. Das konnte nur die Tat eines Wahnsinnigen oder eines Tieres gewesen sein. Der Schreiber – Max Doyle mit Namen – hatte die Verhältnisse in Hawick genau geschildert, und John wurde den Verdacht nicht los, daß in diesem Ort nicht alles Geheuer war.
    Langsam ließ der Oberinspektor den Brief sinken.
    »Nun?« fragte Superintendent Powell knapp.
    »Ich werde hinfahren, Sir«, sagte John.
    »Das hatte ich mir auch schon gedacht. Finden Sie diese Bestie. Wann fahren Sie ab?«
    John wischte sich über sein Gesicht. »Ist es zuviel verlangt, wenn ich erst noch eine Mütze voll Schlaf nehme? Außerdem ist mein Wagen noch nicht da. Bill Conolly wird ihn im Laufe des Tages zurückbringen. Ich fahre dann am späten Abend los und bin morgen früh in Hawick.«
    Superintendent Powell nickte. »Viel Glück, John«, sagte er, »und sehen Sie sich vor. Ich habe da so ein komisches Gefühl.«
    »Wird schon schiefgehen, Sir.«
    ***
    Es regnete. Ein warmer, unangenehmer Sommerregen fiel aus den tief hängenden Wolken. Wie unzählige graue Bindfäden schienen die Regenschleier auf die Erde niederzugehen. Das Wetter machte die Umgebung des kleinen Ortes Hawick noch trostloser. Die Häuser verschwammen in einem verwaschenen Grau. Schon am Tage mußte das Licht angemacht werden, und die erleuchteten Fenster wirkten wie verwaschene Flecke. Ausgerechnet an diesem Tag war Max Doyles Beerdigung. Fast alle Dorfbewohner hatten sich in der kleinen Kirche versammelt, um an der Trauerfeier teilzunehmen. Die Gebete des Pfarrers wurden nur ab und zu von dem Schluchzen der Frauen unterbrochen. Max Doyle hatte keine Angehörigen gehabt. Angeblich sollte da zwar noch eine Cousine existieren, doch niemand kannte ihren Wohnsitz. So kam es, daß kein Verwandter an Doyles Beerdigung teilnahm. Nach dem Requiem gingen die Menschen zum Friedhof. Sechs Männer trugen den Sarg mit den sterblichen Überresten des Küsters. Die schweigende Prozession zog sich wie eine lange Schlange durch das Dorf.
    Der Friedhof lag nicht nahe der Kirche, sondern in der entgegengesetzten Richtung. Umgeben von einer mannshohen Steinmauer mit einem breiten Eisentor, das jedoch immer offenstand.
    Der Pfarrer ging mit den beiden Meßdienern voran. Die Männer waren naß bis auf die Haut, sie trugen keine Schirme. Die Wege auf dem Gottesacker waren mit Kies bestreut. Er glänzte vor Feuchtigkeit.
    Max Doyles Grab war schon ausgehoben worden. Seile lagen bereit, um den Sarg in die Tiefe zu lassen. Schweigend machten sich die Männer an die makabre Arbeit. Der schwere Sarg rutschte über die Seile und hatte dann festen Grund unter sich.
    Die sechs Männer traten zurück und falteten ihre Hände. Pfarrer Harker begann mit seiner kurzen Predigt. Er hob nur die Verdienste des Küsters hervor und erwähnte mit keinem einzigen Wort dessen schreckliches Ende. Die Frauen weinten unter ihren großen dunklen Schirmen. Es war nicht so sehr die Trauer um Max Doyle, sondern vielmehr die Angst vor einer ungewissen Zukunft. Niemand wußte, wie es weitergehen sollte.
    Die Männer verbargen ihre Gefühle besser. Auch sie bewegte eine ohnmächtige Wut, und

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